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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Fundort handelt es sich zweifelsohne um den Anschluss, mit dem Ihnen die Nachricht gesendet wurde. Es ist aber definitiv nicht der Anschluss von Herrmann.«
    Chris wurde hellhörig.
    »Ich bin bis jetzt noch nicht dazu gekommen, Ihnen den Ausdruck vorbeizubringen«, fuhr Deckert fort, »da mich die Vorbereitungen für die Pressekonferenz morgen aufgehalten haben. Aber als der Kollege Dittrich mir vorhin das hier auf den Tisch gelegt hat, hielt ich es für besser, Ihnen diese Unterlagen so schnell wie möglich zu überreichen.«
    »Was ist das?«, fragte Chris und sah auf den zweiten Ausdruck.
    »Die Kollegen haben den Nachmittag damit verbracht, die Unterlagen aus Herrmanns Haus durchzugehen, darunter auch die Patientenlisten. Dies ist ein Auszug daraus. Der Name, den ich darauf markiert habe, ist mir sofort ins Auge gesprungen. Es ist derselbe wie auf dem Netzbetreiberbeleg.« Er reichte Chris die beiden Papiere.
    Der riss sie ihm förmlich aus der Hand. Fast eine Minute starrte er auf den Namen, der auf beiden Belegen stand, als wolle er es nicht wahrhaben, als suche er nach einer Ausflucht, die ihm zeigte, dass dies ein Irrtum war, dass es nicht stimmen konnte. Dann schloss er resigniert die Augen, und plötzlich war ihm alles klar.
     

49
     
     
    Sie hielten vor der Zufahrt zum Hof des Hauses. Die Fahrt zu dem vorgelagerten Stadtteil hatte etwas mehr als zehn Minuten gedauert. Ein weiterer Zivilwagen, in dem Dittrich und ein weiteres Mitglied der Mordkommission Mittelalter saßen, hielt wenige Meter hinter ihnen. Sie waren instruiert worden, erst einmal abzuwarten. Chris zog die Handbremse an und schaltete den Motor aus. Dann sah er zu dem großen Gebäude, dass sich auf ihrer rechten Seite erhob.
    »Und du bist dir sicher, dass wir erst einmal hier warten sollen?«, fragte Rokko.
    Chris nickte, ohne den Blick von dem Haus abzuwenden, dessen gepflegter Vorgarten durch seine Pflanzenvielfalt beeindrucke. »Ich will zunächst allein mit ihm reden. Er hat die Nachricht auf mein Handy geschickt. Ich fasse das als persönliche Einladung auf. Außerdem will ich diese Sache so diskret wie möglich regeln.«
    »Ich kann dich ja verstehen«, entgegnete Rokko argwöhnisch, »aber mal abgesehen davon, dass du nicht im geringsten weißt, was dich dort drin erwartet, dürfte ich vor einem dienstlichen Untersuchungsausschuss ziemliche Schwierigkeiten haben, deinen Alleingang zu erklären, falls dir was zustößt.«
    »Ich glaube nicht, dass er uns hierhergelockt hat, um uns über den Haufen zu schießen. Falls ich mich irren sollte ...« Chris tippte sich auf die Brusttasche seiner Jacke.
    »Falls du dich irren solltest, dürfte es zu spät sein.«
    Chris atmete tief durch. Dann stieg er aus dem Auto.
     
    Als er die Stufen zum Eingang erreicht hatte, neben denen eine schmale Rampe entlanglief, zögerte er. Sein Blick blieb an der Tür haften, die einen Spalt offen stand. Für einen kurzen Moment kamen ihm Zweifel an seiner Einschätzung, und seine Hand fuhr reflexartig an die Waffe in seinem Gürtelholster. Doch dann ertönte eine bekannte Stimme aus dem Inneren:
    »Kommen Sie herein, Herr Kommissar! Ich habe Sie erwartet!«
    Nach kurzem Zögern öffnete Chris vorsichtig die Tür.
    »Nur keine Scheu, Sie kennen sich ja hier aus.« Die Stimme kam vom Ende des Flurs, wo sich der Wohnraum befand.
    Als Chris diesen erreicht hatte, entdeckte er den Mann auf der Couch. Die braunen, leicht angegrauten Haare waren akkurat frisiert, und ihn umgab wie immer eine gewisse Aura aus Unnachgiebigkeit. Sein Gesicht war eingefallen, und er wirkte seit Chris' letztem Besuch etwas abgemagert. Neulich vor dem Friedhof war ihm das aus der Entfernung gar nicht aufgefallen. »Hallo Herr Bernardi.«
    Peter Bernardi betrachtete ihn, ohne aufzustehen. »Schön, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind«, sagte er und deutete auf den Sessel ihm gegenüber. »Bitte nehmen Sie doch Platz.«
    Chris folgte der Bitte. Während er sich setzte, warf er einen Blick auf Simone Bernardi, die seitlich von ihrem Vater in ihrem Rollstuhl saß. Ihre Augen waren starr und ausdruckslos in den Raum gerichtet. Eine helle Narbe durchzog ihre Unterlippe an der Stelle, wo sich früher ein Piercing befunden hatte, was ihren insgesamt gepflegten Eindruck keineswegs minderte. Sie trug eine weiße Bluse und eine leichte Sommerhose, die ihre abgemagerten Beine umhüllte. Ihr dunkelblondes, schulterlanges Haar glänzte seidig und umrahmte ihr blasses aber schönes

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