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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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hatte. Obwohl sie sich ziemlich sicher schien, dass dieses Interesse nur gespielt war, um Zugang zu ihr zu finden, taten ihr diese Gespräche gut, wie sie sagte.«
    Raben , wiederholte Chris in Gedanken. Dieser verdammte Heuchler.
    »Zu diesem Zeitpunkt konnte ich natürlich nicht ahnen, dass Herrmanns Interesse daran keineswegs gespielt war«, erzählte Bernardi weiter, »aber ich merkte der jungen Frau an, wie unglücklich und einsam sie war. Und als wir schließlich draußen vor den Hundezwingern standen, streifte ein Windzug ihre Haare nach hinten, und ich konnte für einen kurzen Moment ihre Narben sehen. Ich konnte sehen, was dieser Dreckskerl ihr angetan hatte.«
    Chris registrierte, wie sich Bernardis Hände zu Fäusten ballten, bis seine Finger weiß und blutleer waren. Nach einer kurzen Pause entspannte er sich wieder.
    »Ich spürte eine unglaubliche Wut auf den Kerl«, fuhr er fort. »Er hatte dieser jungen Frau ihr Selbstbewusstsein und jegliche Freude in ihrem Leben genommen und dafür gerade einmal fünf Jahre abgesessen. Das war nicht annähernd genug. Und die Tatsache, dass er wieder irgendwo da draußen umherlief, als freier Mann, und womöglich noch anderen Frauen so etwas antun würde, machte mich rasend und ließ mich kaum noch klar denken. Ich verabschiedete mich mit einem Vorwand von Lara und lief überhastet zum Ausgang. Noch immer prangte das Bild ihrer Entstellung vor meinen Augen, das sich abwechselte mit dem starren Gesicht meiner Tochter. Als ich wieder bei meinem Wagen angekommen war, hatte ich das Gefühl, kaum noch atmen zu können.
    Bei meiner nächsten Sitzung erzählte ich Herrmann davon. Und damit hatte er mich genau da, wo er mich haben wollte. Er hatte es endgültig geschafft, die blinde Wut über mein eigenes Leid auch auf den Kummer anderer Menschen zu übertragen. Schließlich meinte er, es wäre an der Zeit, die Therapie zu vertiefen und gab mir eine Adresse, wo ich mich melden sollte. Dort könnte ich mich mit Gleichgesinnten treffen, um meine Erfahrungen auszutauschen. Er verglich es mit dem Treffen einer Alkoholikergruppe. Ich vertraute ihm mittlerweile so sehr, dass ich mich nicht einmal über den Ort des Treffpunktes wunderte. Es war ein altes Haus in einem abgelegenen Waldstück. Herrmann selbst war nicht einmal anwesend. Stattdessen empfingen mich vier Männer im Alter von Anfang zwanzig bis Mitte dreißig. Sie stellten sich mir mit altertümlich klingenden Namen vor und zeigten alle sehr viel Verständnis, was mich und mein Schicksal betraf. Ich wunderte mich nicht sehr darüber. Auch nicht über den Umstand, dass jeder vom anderen nur das Nötigste wissen durfte. Ich hielt dies für einen Teil der Therapie. Sehr schnell kamen wir ins Gespräch, und ehe ich mich versah, hatten sie mir alle ihre Geschichten erzählt. Schicksale, die zum Teil meinem eigenen glichen und die alle von demselben Hass begleitet wurden. Sie hatten sich zusammengetan, um den Schaden auszugleichen, der ihnen zugefügt worden war. Und nun stellten sie mich vor die Wahl, mich ihnen anzuschließen.«
    Bernardi lehnte sich wieder zurück und schlug die Beine übereinander. Chris fiel auf, dass er noch immer wie ein Geschäftsmann gekleidet war. In seinem weißen Hemd, der blauen Krawatte und der dunklen Anzughose wirkte er, als wäre er gerade von einem Meeting gekommen. Fast schien es, als hätte er sich und seine Tochter für diesen speziellen Anlass herausgeputzt.
    »Ich würde jetzt gerne behaupten, dass mich das abgeschreckt hätte«, sagte Bernardi. »Dass dies der Moment gewesen wäre, in dem sich mein Verstand eingeschaltet und ich dieses Haus auf schnellstem Wege verlassen hätte. Manchmal frage ich mich, was geschehen wäre, wenn ich es getan hätte. Vermutlich könnten wir dieses Gespräch dann nicht mehr führen. Aber ich entschloss mich zu bleiben, und zwar aus eigennützigen Gründen. Denn ich sah in diesen Männern die Möglichkeit, diesen Hass in mir auszuleben und somit meine Art von Ausgleich zu schaffen.«
    »Und dafür haben Sie sich mit dem Teufel eingelassen«, bemerkte Chris.
    »Manchmal scheint einem die Hölle der geeignetere Ort zu sein, um Gerechtigkeit zu erfahren«, entgegnete Bernardi. »Am Ende ist es jedoch eine Rechnung, die nicht aufgehen kann.«
    Von hinten ertönte ein schlürfendes Geräusch. Chris erkannte, wie Simone Bernardi in ihrem Rollstuhl leicht zu zucken begann.
    »Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte Peter Bernardi. Er nahm das Glas vom Tisch und ging

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