Todespakt
die Ärmel ihrer Hemden umgekrempelt und Schweißflecken unter ihren Achseln. Einer trug einen Schlagring, der andere hielt einen Baseballschläger in der Hand.
Victor trat vor den dritten Mann. Sein Name war Marius Popescu. »Seid ihr sicher, dass euch niemand kommen gesehen hat?«
Marius nickte. Er war Mitte dreißig und hatte die Statur eines Rausschmeißers. »Zu dieser Zeit stand der Wagen noch nicht vor dem Haus«, sagte er mit kräftiger Stimme. »Er wäre mir aufgefallen. Außerdem haben wir die beiden vorsichtshalber durch die Hintertür reingebracht.«
Das Haus verfügte über eine hintere Zufahrt, die von außen nicht einzusehen war. Das Gelände dahinter war nicht bebaut und fiel steil zum Rheinufer ab.
»Gut gemacht«, meinte Victor und gab Marius einen anerkennenden Klaps auf die breite Schulter. Er gehörte ihrer Truppe seit knapp acht Monaten an, doch in dieser kurzen Zeit hatte er sich als durchaus zuverlässig erwiesen, auch wenn er trotz seines Körperbaus manchmal ein wenig verweichlicht wirkte. »Du siehst ein bisschen blass um die Nase aus. Das hier ist doch sicher nicht dein erstes Verhör.«
»Nein«, sagte Marius. »Ich denke, ich habe nur etwas Schlechtes gegessen.«
Victor grinste ihn an. »Tja, wenn du kotzen musst, ist das der richtige Raum dafür.«
Die beiden anderen lachten.
»Haben Sie schon geredet?«, wandte Victor sich an die beiden Schläger.
Der mit dem Schlagring schüttelte den Kopf. »Sie schwören, dass sie nichts wissen.«
»Nun gut«, meinte Victor und trat vor die beiden Gefangenen, die ängstlich zu ihm aufsahen. »Dann verratet mir doch mal, wie es sein kann, dass jemand in eines meiner Lager eindringt, für das ihr verantwortlich seid, es niederbrennt und einen meiner besten Mitarbeiter entführt und anschließend bestialisch ermordet, ohne, dass ihr beide etwas davon mitbekommen haben wollt? Mal abgesehen von Vadim, Gott hab ihn selig.« Er bekreuzigte sich theatralisch. Dann beugte er sich zu den beiden hinab. »Ihr hattet die Schlüssel zu der Halle. Und ihr seid die letzten, die Vadim und Silvio lebend gesehen haben. Und trotzdem wollt ihr von alldem nichts mitbekommen haben? Was denkt ihr eigentlich, wer ich bin, euer Märchenonkel?«
»Glaub uns bitte, Victor, wir haben nichts damit zu tun«, beteuerte Silvio, über dessen linkem Auge eine Platzwunde klaffte. Sein ganzes Gesicht wirkte schwammig und aufgequollen. »Silvio hatte die Schlüssel zur Halle. Er wollte nochmal zurück, weil er etwas vergessen hatte. Kurz darauf haben wir dann das Feuer in der Halle bemerkt. Von Silvio fehlte jede Spur, er war wie vom Erdboden verschwunden.«
»Er kann es aber nicht gewesen sein, denn er ist tot!«, schrie Victor wütend. »Und es spricht nicht gerade für euch, dass ihr anschließend versucht habt, euch aus dem Staub zu machen. Wo wolltet ihr denn so eilig hin, als Marius und die anderen bei euch aufgetaucht sind?«
»Wir hatten Angst, Chef.«
»Ist es nicht eher so, dass ihr eure verräterischen Ärsche in Sicherheit bringen wolltet?«
»Nix richtig«, beteuerte Dimitrij. »Wir nur Angst.«
»Die solltet ihr auch haben«, meinte Victor und umklammerte das Päckchen mit beiden Händen. »Denn wenn ich mit euch fertig bin, werdet ihr euch wünschen, ihr hättet mich nie hintergangen. Es sei denn, ihr sagt mir endlich, wer hinter alldem steckt. Denn obwohl ich es zweifelsohne verdient hätte, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Teufel hinter mir her ist!«
Er warf den beiden den geöffneten UPS-Karton vor die Füße. Darin lag ein toter Rabe. An den Krallen des Vogels war ein Zettel angebracht. Darauf stand mit roter Schrift das Wort Diavolul.
»Kann mir das jemand von euch erklären?«, fragte Victor und deutete auf das tote Tier.
»Silvio«, sagte Dimitrij aufgebracht. »Muss geredet haben.«
Victor riss Dimitrijs Kopf an den Haaren nach hinten. »Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich? Macht endlich das Maul auf! Wer bezahlt euch dafür? Sind es deine Landsleute, Dimitrij, die sich mit mir anlegen wollen? Oder ist es dieses Polackenpack?« Ruckartig ließ er von Dimitrijs Kopf ab. Anschließend zog er ein Stofftuch aus seiner Anzugjacke und wischte sich angewidert die Finger daran ab. »Ich denke, dass es keiner von beiden ist. Und auch nicht die Türken oder die Bulgaren. Wisst ihr auch, warum ich das glaube?« Er sah erwartungsvoll zu ihnen herab. »Wenn einer von denen vorhätte, sich mit mir anzulegen, dann würde er
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