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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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also, auf mich zu hören. Es sei denn, du willst das, was wir gleich mit dir tun werden, bei vollem Bewusstsein erleben.«
    Bondek, der sich noch nie so intensiv seiner Sterblichkeit bewusst war, fing an zu schluchzen. »O Gott, bitte«, wimmerte er, während ihm Tränen die Wangen hinabliefen. Er fühlte, wie etwas um seine Fußgelenke gebunden wurde. »Bitte nicht. Es tut mir leid!«
    »Es ist nie verkehrt, sich in seiner Not an Gott zu wenden«, sagte die Gestalt und deutete auf das Glas in ihrer Hand. »Aber in diesem Moment bin ich es, der dir Gnade gewähren kann. Da du anscheinend noch etwas Bedenkzeit brauchst, werden wir dir bei deiner Entscheidung helfen.«
    Bondek spürte, wie sein Körper nach unten gezogen wurde. Er sah hinab auf die Schlinge um seine Füße. Das Seil daran führte durch eine weitere Führungsrolle, die unter ihm im Boden befestigt war, und endete wenige Meter entfernt, im dunkleren Bereich, in einer mechanischen Winde. Ein metallenes Klackern war zu hören, als die Winde das Seil spannte und an seinen Füßen zerrte. Langsam aber stetig wurde Bondeks Körper auseinandergezogen. Der Schmerz in seinen Schultern wurde intensiver, als seine Arme über dem Pfahl immer weiter nach hinten gebogen wurden. Sein Schrei hallte durch die Dunkelheit des Raumes, als die Schultergelenke schließlich nachgaben und sich krachend aus ihren Pfannen lösten. Das Klackern verstummte.
    »Vielleicht bist du jetzt bereit, mein Angebot anzunehmen«, sagte die Gestalt und hielt ihm erneut das Glas an den Mund.
    Bondek keuchte vor Schmerzen. Er hätte in diesem Moment auch Abflussreiniger getrunken, wenn es ihn von seinen Qualen erlöst hätte. Gierig schluckte er die Flüssigkeit hinunter.
    »Eine weise Entscheidung«, meinte die Gestalt. »Das wird dir weitere Schmerzen ersparen.«
    »Bitte ...«, flehte Bondek. »Hört auf!«
    »Wir sind Krieger des Rechts«, betonte die Stimme, »und unsere gefährlichste Waffe ist die Abschreckung. Schon zu Zeiten des Mittelalters war sie ein effektives Mittel, um Abschaum im Zaum zu halten. Doch heutzutage sind weder unsere verweichlichte Gesetzgebung noch unsere Staatsgewalt dazu in der Lage, die Pest aus unserem Land fernzuhalten. Daher müssen wir dafür sorgen, dass diese alten, reinigenden Werte nicht in Vergessenheit geraten. Und wie würden wir wohl dastehen, wenn uns niemand ernst nehmen würde?«
    Bondek spürte, wie die Droge zu wirken begann. Seine Wahrnehmung driftete ab, und die grässliche Stimme verhallte im unendlich scheinenden Universum des Gewölbes. Er konnte noch vage erkennen, wie die Gestalt sich zu ihm umdrehte und etwas in der Hand hielt, das wie eine große Nadel aussah. Dann nahm das Karussell wieder Fahrt auf, bis es sich so schnell drehte, dass er davongeschleudert wurde.
     

23
     
     
    Der Mann saß in der Küche seines Hauses und verfolgte über das Internet die neuesten Reaktionen. Das Bild des vermissten Reporters prangte auf sämtlichen Newsportalen. Selbst in einigen Foren und sozialen Netzwerken suchte man nach Hinweisen. Aber genau dort mehrten sich mittlerweile die Stimmen ihrer Befürworter. Offenbar schien immer mehr Leuten zu gefallen, was sie taten. Er wusste nicht, ob ihn das beängstigen sollte, und für einen kurzen Moment war er gewillt, ihnen zu sagen, wo sich der Reporter befand. Aber vermutlich hatten die Gefährten, wie sie sich gerne nannten, ihre mittelalterlichen Praktiken bereits an ihm ausgelebt. Er konnte nur hoffen, dass sie ihn dabei nicht umgebracht hatten, denn es war nie sein Ziel gewesen, Unschuldige zu bestrafen.
    Diese verdammten Idioten. Sie waren von seinem Plan abgewichen und gefährdeten mit dieser unüberlegten Aktion die gesamte Unternehmung. Und damit all das, was seinem Leben noch einen absurden Sinn gab und ihn nicht an seiner Verzweiflung ersticken ließ. Nachdem er davon erfahren hatte, war er sofort zum Nest gefahren und hatte auf sie eingeredet, hatte versucht, ihnen das klarzumachen. Doch nun war es ohnehin zu spät. Er verlor die Kontrolle, und das machte ihn wütend. Wütend auf sich selbst. Darauf, dass er sich von diesen Leuten hatte manipulieren lassen und somit zu ihrem Werkzeug geworden war. Zum Handlanger derer, die er eigentlich bekämpfen wollte. Diese Erkenntnis nagte an ihm wie ein bösartiges Geschwür, und er spielte zunehmend mit dem Gedanken, es herauszuschneiden, diese Krankheit wieder auszumerzen. Allerdings würde diese Operation nicht ohne Folgen für ihn bleiben, denn dieses

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