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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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waren nicht zusammen mit ihren Eltern und ihrer Großmutter durch die Decke in den Regen geschwebt. Zudem waren sie auf dem Dachboden von einem geheimnisvollen Wesen vor einer nur undeutlich sichtbaren Bestie gerettet worden, die nach abgebrannten Streichhölzern, faulen Eiern und »Kaka« gerochen hatte.
    In der Kirche war Bethany zwar fast ins Loch gefallen, doch alle fünf Kinder waren vor dem sicheren Tod gerettet worden, und zwar vielleicht nicht nur durch das, was Molly und Neil unternommen hatten.
    Die Vermutung, Cassie sei absichtlich verschont worden, wies darauf hin, dass der Eroberungsplan zum gegenwärtigen Zeitpunkt die rücksichtslose Ausrottung aller Menschen über einem bestimmten Alter verfolgte, die Kinder aber ausdrücklich ausnahm.
    Zuerst fand Molly das verblüffend, wenn nicht gar unerklärlich. Dann jedoch fand sie im Durcheinander surrealer Ereignisse, im Chaos aus düsteren Wundern und Unmöglichkeiten, die die vergangenen zwölf Stunden geprägt hatten, einen logischen Faden, der sie unausweichlich zu einer grauenerregenden Vermutung führte.
    Nacheinander sah sie den drei Hunden in die Augen. Alle erwiderten erwartungsvoll ihren Blick und wedelten dabei vorsichtig mit dem Schwanz.
    Sie betrachtete argwöhnisch den Boden, die Wände, die Decke.

    Wenn ihre Gedanken gelesen worden waren, wenn man über ihren Verdacht Bescheid wusste, dann musste doch jetzt irgendetwas durch eine dieser Barrieren kommen, um ihr erst das Gesicht und dann das Leben zu nehmen.
    Am ruhenden Pol der sich drehenden Welt wartete sie darauf zu sterben, doch nichts geschah.
    »Komm, Liebes«, sagte sie zu Cassie, »verschwinden wir von hier.«

51
    Noch immer hing der Nebel tief, dicht und violett. Vielleicht war das düstere Zwielicht von nun an tagsüber, von der Morgen- bis zur Abenddämmerung, der Normalzustand.
    Anderswo in der sterbenden Stadt wurde das Weinen einer Frau vom Weinen eines Mannes beantwortet, auf das wiederum das Weinen einer zweiten Frau reagierte, bis alle drei ihr Elend durch exakt dasselbe klägliche Schluchzen und Heulen zum Ausdruck brachten. Offenbar erkundeten die wandelnden weißen Pilzkolonien unablässig das Territorium. Vielleicht säten sie dort, wo sie geeignete Bedingungen dafür vorfanden, neue Kolonien aus.
    Nachdem Molly Neil vor der Kneipe kurz umarmt und Cassie seiner Obhut übergeben hatte, nahm sie Eric, Elric und Bethany beiseite, um mit ihnen noch einmal durchzugehen, was sie ihr auf dem Weg von der Kirche her berichtet hatten. Zusammen mit dem, was sie mit Angie erlebt und von Cassie erfahren hatte, ergab diese Geschichte nun wahrscheinlich mehr Sinn.
    Mutter und Vater Crudup waren vom Boden des Wohnzimmers in die Luft geschwebt, als hätte die Schwerkraft plötzlich keine Wirkung mehr auf sie gehabt. Sie waren erst durch die Decke des Wohnzimmers, dann durch die des Schlafzimmers darüber und schließlich durchs Dach geglitten. Obwohl die Kinder zu Tode erschrocken gewesen waren, waren sie ihren Eltern über die Treppe ins
Obergeschoss und weiter über die Leiter bis auf den Dachboden gefolgt.
    Geschehen war dies, während der unsichtbare Koloss über den Ort hinweggezogen war, denn die Kinder hatten sein niederdrückendes Gewicht und das lautlose Pochen seiner Maschinen in den Knochen gespürt. Deshalb waren sie zu dem Schluss gekommen, ihre Eltern seien zum Mutterschiff hinaufgebeamt worden.
    Ihre Großmutter, von der sie mit einer Zuneigung sprachen, die sie bezüglich ihrer Eltern so gar nicht erkennen ließen, hatte mit Entsetzen auf diese Himmelfahrt von Tochter und Schwiegersohn reagiert. Sie ließ sich auch nicht beruhigen durch die Versicherung ihrer film-und fernseherfahrenen Enkel, dass alle, die an Bord eines außerirdischen Raumschiffs gebeamt würden, irgendwann wieder zurückkämen, wenn auch nach unsanften Untersuchungen und teils schmerzhaften Experimenten.
    Kaum eine Stunde später, als auch die Großmutter plötzlich zur Wohnzimmerdecke geschwebt war, hatte sie nicht vor Angst gekreischt, wie zu erwarten gewesen wäre, sondern nur einen kleinen Überraschungsschrei ausgestoßen, als ihre Füße den Boden verlassen hatten. Erstaunt hatten die Enkel beobachtet, wie sie lächelnd zu ihnen herunterschaute und ihnen zuwinkte, bevor sie durch die Decke glitt.
    Als die Kinder sie im Obergeschoss einholten, hatte sie vor sich hin gelacht, und bevor sie schließlich durchs Dach entschwand, hatte sie gesagt: »Macht euch keine Sorgen um Oma, Kinder. Ich spüre

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