Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz

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meine Arthritis überhaupt nicht mehr.«
    Nun behauptete Eric weiterhin steif und fest, seine Großmutter sei »komplett durchgeknallt«, eine Behauptung, die Bethany genauso in Rage brachte wie vorher. Elric verhielt sich neutral.

    Wegen der beunruhigenden Vermutung, die Molly aus dem Bericht Cassies abgeleitet hatte, war sie vor allem daran interessiert, was nach dem Verschwinden der Großmutter geschehen war, als die Kinder allein im Haus gewesen waren.
    Gleich als sie zum zweiten Mal auf den Dachboden geklettert waren, hatte sie der üble Geruch des feindlichen Wesens zum Würgen gebracht. Bethany hatte sich die hohlen Hände über Nase und Mund gehalten, um den Gestank etwas abzumildern, doch die Zwillinge, nach skandinavischen Helden benannt, hatten tapfer durch den Mund geatmet.
    Was den Gestank verursachte, hatten sie erst herausgefunden, als ihre Großmutter durchs Dach geglitten war. Dann nämlich hatten sie eine Kreatur erblickt, die man leichter aus dem Augenwinkel sehen konnte als dann, wenn man direkt in ihre Richtung schaute. Sie hatte undeutliche Umrisse, veränderte ständig ihre Form und stand zwischen ihnen und der Leiter nach unten.
    »Es wollte uns holen«, sagte Bethany.
    Daran hatte keines der drei Kinder auch nur den geringsten Zweifel.
    Es hätte sie auch geholt, da waren sie sich einig, wenn nicht die Frau aufgetaucht wäre, die wie Obi-Wan Kenobi ausgesehen hatte.
    Damit meinten sie nicht, sie hätte irgendeine äußere Ähnlichkeit mit Sir Alec Guinness gehabt; im Gegenteil, sie war recht hübsch gewesen. So alt wie Obi-Wan war sie ebenfalls nicht gewesen; alt schon, aber vielleicht nur ein paar Jahre älter als Molly. Auch den für Jedi-Ritter vorgeschriebenen Umhang mit Kapuze hatte sie nicht angehabt; zumindest konnten die Kinder sich nicht mehr daran erinnern, was sie getragen hatte. Sie hatte jedoch ein wenig durchsichtig ausgesehen, wie Obi-Wan es war, wenn er nach seinem Tod gelegentlich Luke Skywalker aufsuchte, um ihm Ratschläge zu geben.

    Die Kinder waren sich nicht einig, womit die Frau die Bestie zum Rückzug gezwungen hatte, mit Zaubersprüchen, einem magischen Ring, einer komplizierten Handbewegung oder der bloßen Kraft ihrer Persönlichkeit. Klar war jedoch, dass sie das Ding in eine Ecke des Dachbodens verbannt hatte, weit von der Falltür, die den einzigen Ausgang darstellte. Daraufhin waren die Kinder sofort geflohen und hatten sich dabei weder um das stinkende Ding mit den vielen Formen noch um die Erscheinung gekümmert, die sie gerettet hatte.
    »Sie hat irgendwie so wie du ausgesehen«, sagte Bethany zu Molly.
    »Nee, hat sie nicht«, widersprach Eric.
    »Na ja«, meinte Elric, »ein bisschen schon.«
    »Irgendwie so wie du«, wiederholte Bethany.
    Eric betrachtete Mollys Gesicht. »Ja, kann schon sein.«
    Molly hatte keine Ahnung, was sie mit diesen Äußerungen anfangen sollte, falls sie denn überhaupt etwas bedeuteten.
    Wichtiger war, dass die Details der Geschichte ihren schrecklichen Verdacht nährten.
    Sie sah sich um. Im Westen glitt eines der leuchtenden, scheiben- oder kugelförmigen Fahrzeuge in südlicher Richtung durch die Nebelschicht. Die Schatten von Häusern und Bäumen, von seinem Licht geschaffen, schienen hinter ihm herzuhuschen wie eine Horde böser Geister, die von einem für menschliche Ohren unhörbaren Flötenspieler angelockt wurden.
    Die neuen außerirdischen Herren der umgeformten Erde scherten sich nicht um das Leiden ihrer Opfer und waren imstande zu Grausamkeiten, die schlimmer waren als die schlimmsten Untaten der Menschheit, die ihrerseits schon eine oft grausame Spezies war. Dennoch ließen sie es zu, dass die meisten, wenn nicht gar alle Kinder überlebten. Vielleicht sorgten sie sogar dafür.

    Diese Zerstörer der Zivilisation kannten keine Gnade. Wenn die meisten oder alle Kinder absichtlich verschont wurden, dann handelte es sich bestimmt nur um eine Gnadenfrist. Man musste irgendeine besondere Verwendung für sie haben.

52
    »Was für eine besondere Verwendung?«, fragte Neil.
    »Keine blasse Ahnung«, sagte Molly.
    Sie standen in der Mitte der Straße, ein Stück weit von den sechs Kindern und den vier Hunden entfernt, und unterhielten sich mit leiser Stimme. Dabei schauten sie sich nicht an, sondern beobachteten die Häuser und Bäume ringsum.
    In der nächsten Zukunft und wahrscheinlich ihr ganzes restliches Leben, was womöglich dasselbe war, mussten sie wachsam sein, egal, womit sie sonst beschäftigt waren. Wenn sie