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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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müde wurden, mussten sie abwechselnd schlafen.
    Vielleicht wollten die Außerirdischen tatsächlich, dass die Kinder vorläufig überlebten, und vielleicht waren Molly und Neil als deren Beschützer ebenfalls nicht auf der Abschussliste, zumindest im Moment, aber im Grunde waren das alles bloß Vermutungen. Wenn es überhaupt eine Hoffnung gab, dann nur, wenn sie ununterbrochen auf der Hut waren.
    Ein düsterer Vergleich kam Molly in den Sinn. »Wir bringen die Ernte ein.«
    »Wie bitte?«, fragte Neil.
    »Die Kinder sind die Ernte. Uns hat man aufs Feld geschickt, um sie zusammenzuholen.«
    Molly sah, dass diese Vorstellung ihn frösteln ließ, vielleicht, weil sie so wahr klang wie eine Totenglocke.
    »Wir sind, wer wir sind, und wir tun, was wir tun wollen«, sagte er abwehrend.

    »Was uns für diese Bastarde nur nützlich macht«, sagte Molly. »Aber egal, für welches Schicksal die Kinder geerntet werden, wir werden sie ihm nicht überlassen, verdammt noch mal!«
    Angesichts des Machtgefälles, das zwischen den Aliens und ihnen herrschte, klang dieser Schwur nach nassforscher Prahlerei und fühlte sich in Mollys Mund wie Asche an, aber sie war tatsächlich entschlossen, ihn zu halten und notfalls auch ihr Leben dranzugeben.
    »Vertrau den Hunden nicht«, sagte sie warnend.
    Neil betrachtete die vier Tiere, die wachsam die Kinder umkreisten. »Die sind den Kindern doch treu ergeben.«
    »Sie sind loyal und tapfer, wie es Hunde fast immer sind«, sagte Molly. »Aber sie sind keine gewöhnlichen Tiere.«
    »Zugegeben, das kann man an ihrem Verhalten erkennen. «
    »Es sind Hunde, aber auch noch etwas anderes. Zuerst ist es mir wie Magie vorgekommen, die Sache mit Virgil und der Rose und so weiter. Aber wir können diesem anderen nicht vertrauen.«
    Neil sah ihr in die Augen. »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte. »Es war scheußlich da drin.«
    »Alle tot?«
    »Oder was noch Schlimmeres.«
    »Wenn es so weit kommen sollte …«, sagte Neil.
    Um ihm zu helfen, sagte Molly: »Du meinst den Tod.«
    »Wenn es so weit kommen sollte, möchtest du dann, dass ich dir die Letzte Ölung gebe?«
    »Darfst du das denn tun?«
    »Ich bin zwar kein Priester mehr, aber die Worte kenne ich noch, und ich glaube daran.« Er lächelte. »Wahrscheinlich werde ich mich verhaspeln.«
    »Na gut«, sagte sie, »ja. Ich würde es schon wollen. Falls es so weit kommt.«
    »Hast du dich darauf vorbereitet?«

    »Ja. Als das erste von diesen leuchtenden Dingern über uns geschwebt ist wie eine klassische fliegende Untertasse, da hab ich Todesstrahlen erwartet wie in diesem alten Film, Kampf der Welten .«
    »Im Film«, sagte Neil, »haben Gene Barry und Ann Robinson überlebt.«
    »Die Bakterien der Erde haben die ganzen übermächtigen Marsianer umgebracht«, ergänzte Molly.
    Diesmal rechnete sie nicht mit einem Hollywood-Ende.
    Sie erinnerte sich daran, wie Neil, ein echter Cineast, zu Hause noch einmal fasziniert vor dem Fernseher gestanden und zum letzten Mal Szenen aus alten Filmen angeschaut hatte. Um ihm eine Freude zu machen, testete sie sein Wissen.
    »Was ist eigentlich aus Gene Barry geworden?«, fragte sie. »Hat er noch in irgendwelchen anderen Filmen mitgespielt? «
    »In mehreren, unter anderem in einem wirklich tollen: Die letzte Fahrt nach Memphis mit Robert Mitchum.«
    Virgil hatte die Kinder der Obhut seiner drei Artgenossen überlassen und war zu Molly getrottet. Er hechelte vor Ungeduld.
    Molly hockte sich vor dem Schäferhund nieder und kraulte ihn sanft hinter den Ohren, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie ihm nicht mehr vollständig vertraute. »Schon gut, alter Junge«, sagte sie. »Ich weiß. Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen.«
    Daraufhin wandte Virgil sich ab und trottete eilig die Straße entlang.
    Die kleine Schar machte sich wieder auf den Weg. Molly folgte Virgil, die sechs Kinder und die anderen drei Hunde hielten sich nah hinter ihr, und Neil sicherte das Ende der Kolonne.
    Das violette Licht, klamm zwischen der durchweichten Erde und der niedrigen Nebeldecke, passte zu Worten wie Begräbnis und Friedhof .

    Wie schwarz-graue Fahnen hingen Schatten und Moose von den Bäumen. Die am Straßenrand stehenden Autos schienen bereit, eine Prozession zu bilden, sobald der Leichenwagen erschien und sie anführte.
    Geschäfte und Wohnhäuser standen da wie Mausoleen ohne Namen und Grabinschriften, als hätte man die Toten vergessen, sobald sie verscharrt worden waren.
    Der reglose Tag lag wieder in ersticktem

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