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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Land«, der auf den bereits zitierten folgte:
    » Dort wo die Toten ihr Gebein verloren. «
    Es gelang Molly nicht, zu bestimmen, wo die Stimme herkam. Die Worte wanden sich wie Schlangen um sie herum; sie schienen erst von der einen Seite zu kommen und dann von der anderen.
    Mollys jagendes Herz hämmerte so heftig an die Rippen, dass ihr das Blut in den Ohren sauste.
    Sie spürte, wie erst ihre rechte Handfläche und dann der raue Pistolengriff darin glitschig vor Schweiß wurden.
    Die hartnäckige, klebrige Dunkelheit, das unzulängliche Licht, Türen auf beiden Seiten, die jederzeit aufspringen konnten wie der Deckel bei einem Schachtelteufel, und noch zehn Meter bis zum Anfang der Treppe.
    Noch acht.

    Sechs.
    Kurz vor der Treppe trat eine Gestalt aus einer Tür, aus der Wand oder durch ein Tor zwischen verschiedenen Welten; genau zu bestimmen war das nicht, und Molly war bereit, alles Mögliche zu glauben.
    Der zitternde Strahl der Lampe richtete sich auf zwei Schuhe und die Aufschläge einer Cordhose.
    Die Leiche Harrys, die auf dem Boden des blutbespritzten Badezimmers lag, hatte ein Flanellhemd und Cordhosen getragen. Cord in demselben hellbraunen Farbton.
    Molly bekam weiche Knie bei der Vorstellung, noch einmal den ausgehöhlten Kürbiskopf mit den leeren Augenhöhlen und den vom Rückstoß der Pumpgun zerbrochenen Zähnen zu sehen. Dennoch richtete sie die Lampe mit entschlossener Hand auf die Knie, das Gürtelschloss, das Flanellhemd, das graubärtige Kinn …
    Neil verhinderte das Schlimmste. Er trat einen Schritt vor, feuerte einen Schuss ab und lud nach, während die Spukgestalt zusammenzuckte und sich ins Dunkel zurückzog. »Los, Molly, los, raus hier!«, drängte er.
    Der Knall hatte sich an den Wänden des Flurs gebrochen, und nun wanderte sein Echo immer noch durch die angrenzenden Zimmer und das Erdgeschoss.
    In der Dunkelheit zwischen Molly und der Treppe lauerte, nur einen Sprung von ihr entfernt, das absolut Undenkbare: das triefende Ding, der Henker, der schwarze Mann, der Fremde, der früher oder später an jedermanns Tür kommt und klopft und klopft und einfach nicht weggeht; er wartete auf sie in Gestalt des toten Harry, ihres armen Freundes.
    Hinter dem wild hüpfenden Licht ihrer Lampe rannte sie auf den glänzenden Mahagonipfosten zu, der den Weg hinab markierte, und sie blickte nicht nach links, wo ihr wiederauferstandener Nachbar ins Dunkel zurückgesunken war.

    Das Ding musste sich wieder aufgerichtet haben und näher gekommen sein, denn Neil gab einen zweiten Schuss ab. Das Mündungsfeuer jagte flatternde Schatten durch den Flur wie einen Schwarm Fledermäuse.
    Molly erreichte die Treppe, die ihr beim Weg hinab wesentlich steiler vorkam als vorher. Da sie in der einen Hand die Taschenlampe und in der anderen die Pistole hatte, konnte sie sich nicht am Geländer festhalten und verdankte ihr Gleichgewicht reinem Glück. Sie hastete Stufen hinab, die so rutschig waren wie vereiste Leitersprossen, blindlings, stolpernd, mit den Armen rudernd, und landete taumelnd auf beiden Füßen im Hausflur. Ihr aufgeblähter Regenmantel raschelte.
    Die Haustür stand offen. Während ein dritter Schuss das Haus erschütterte, floh sie aus seinen trockenen Räumen in den fragwürdigen Schutz des schimmernden Unwetters.
    Sie hatte die Kapuze nicht hochgezogen. Sturzbäche überspülten ihr Gesicht und ihr Haar. Sofort suchte sich ein Rinnsal einen Weg unter ihren Kragen und rann am Nacken und am Rückgrat entlang hinunter bis in ihre Pospalte. Es war ein Gefühl, als würde sich der forschende Finger eines Wüstlings einen ungeschützten Augenblick zunutze machen.
    Molly platschte durch das überflutete Rondell zur Fahrertür des Wagens. Weiche, klumpige Gegenstände stießen an ihre Stiefel.
    Im Licht der Taschenlampe sah sie tote Vögel, zwanzig, dreißig, vierzig oder mehr. Mit glasigen Augen und zu einem lautlosen Schrei aufgesperrten Schnäbeln trieben sie im silbrigen Wasser, als wären sie im Flug ertrunken und vom Himmel gespült worden.
    Neil kam aus dem Haus gerannt. Nichts verfolgte ihn, jedenfalls nicht sofort.
    Hastig schlüpfte Molly hinters Lenkrad, warf die Taschenlampe in den Dosenhalter am Armaturenbrett, legte
sich die Pistole zwischen die Beine und löste die Handbremse.
    Neils Remington roch nach heißem Stahl und verbranntem Schießpulver, als er sich auf den Beifahrersitz warf. Im selben Augenblick legte Molly den Gang ein, und er zog die Tür zu, als der Wagen schon

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