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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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jedoch etwas verstehen wollte, dann mussten Fragen beantwortet werden.
    Obwohl sie den Wagen nur mit knapp zwanzig Stundenkilometern durch den bedrückenden Regenschwall lenkte, wandte sie den Blick nicht von der Straße ab, als sie sagte: »Weshalb T.S. Eliot?«

    »Wie bitte?«
    »Das, was Harry … also, das Ding, das früher Harry war … was es zu mir gesagt hat: Ich denke wir sind auf der Rattenzeil, dort wo die Toten ihr Gebein verloren. «
    »Eliot ist doch einer deiner Lieblingsautoren, nicht? Das hat Harry wahrscheinlich gewusst. «
    »Das, was im Flur zu mir gesprochen hat, war aber nur der Körper von Harry. Sein Gehirn war im Badezimmer verspritzt, und damit auch alle Erinnerungen. «
    Die Schrotflinte schussbereit in der Hand, spähte Neil wachsam in die Nacht. Eine Erklärung oder wenigstens eine Vermutung äußerte er nicht.
    Molly ließ nicht locker: »Wie hätte dein außerirdischer Parasit den Inhalt von Harrys Verstand anzapfen können, wenn Harry gar keinen Verstand mehr hatte?«
    Auf dem Asphalt lagen hie und da weitere vom Himmel gefallene Vögel. Obgleich sie eindeutig tot waren, versuchte Molly ihnen auszuweichen, anstatt sie zu überfahren.
    Grimmig fragte sie sich, wann sie wohl auf menschliche Leichen in derselben Menge treffen würden.
    »Irgendein Science-Fiction-Autor«, sagte Neil schließlich, »ich glaube, es war Arthur C. Clarke, hat gemeint, eine außerirdische Spezies, die Jahrhunderte oder Jahrtausende weiter fortgeschritten ist als wir, könnte über eine Technologie verfügen, die uns nicht wie das Ergebnis angewandter Wissenschaft vorkäme, sondern völlig übernatürlich, wie reine Magie.«
    »In diesem Falle schwarze Magie«, sagte Molly. »Etwas Böses. Aber welchen praktischen Zweck könnten sie damit verfolgen, einen Toten in eine Marionette zu verwandeln – außer, uns in Angst und Schrecken zu versetzen?«
    In der Ferne erschien mitten im leuchtenden Regen ein Lichtfleck, der heller und größer wurde, als sie sich ihm näherten.

    Molly nahm den Fuß vom Gas und ließ den Wagen langsam darauf zurollen.
    Aus den herabstürzenden Fluten ragte eine schnittige blaue Limousine, auf der rechten Fahrspur in derselben Richtung, in der Neil und Molly fuhren, aber ohne Bewegung. Die Scheinwerfer brannten. Drei der vier Türen standen weit offen.
    Drei Meter hinter dem Fahrzeug stoppte Molly. Der Motor des Wagens vor ihr lief; eine fahle Abgaswolke quoll aus dem Auspuff und wurde vom Regen weggespült, bevor sie sich weiter ausbreiten konnte.
    Aus ihrem Blickwinkel konnte Molly weder einen Fahrer noch irgendwelche anderen Insassen sehen.
    »Fahr weiter«, drängte Neil.
    Sie lenkte den Wagen auf die Gegenfahrbahn und fuhr langsam an der blauen Limousine vorbei.
    Niemand lag zusammengesunken auf den Sitzen, kein Toter und kein Lebendiger.
    Der Wagen hatte seine Insassen nicht im Stich gelassen, und dennoch hatten sie ihn aufgegeben und sich entschieden, zu Fuß weiterzugehen. Oder sie waren in Panik geflohen. Oder überwältigt worden.
    Im Scheinwerferlicht der Limousine lagen auf dem Asphalt drei Gegenstände: ein Baseballschläger, ein Metzgermesser, eine langstielige Axt.
    »Vielleicht hatten sie keine Schusswaffen«, sagte Neil, als könnte er Mollys Gedanken lesen, »und mussten sich mit dem bewaffnen, was sie finden konnten. «
    Im Verlauf der Auseinandersetzung, die hier stattgefunden hatte, mussten die Insassen der Limousine festgestellt haben, dass ihre Waffen nutzlos waren, weshalb sie sie wegwarfen. Möglicherweise waren sie aber auch gewaltsam von etwas entwaffnet worden, das sich von Knüppeln, Messern und Äxten nicht beeindrucken ließ.

    »Vielleicht holen wir sie irgendwo da vorne ein«, sagte Neil.
    Molly glaubte nicht, dass das geschehen würde. Diese Leute waren für immer dahin. Wohin, das wusste man nicht, und welches grässliche Ende sie gefunden hatten, war nicht zu erraten.

14
    Während die Scheinwerfer der verlassenen Limousine im Regen hinter ihnen verblassten, schaltete Neil das Radio ein, vielleicht, um weitere Spekulationen über das Schicksal der Insassen abzublocken. Womöglich entsprach es dem Schicksal aller, die sich in das Unwetter hinauswagten, in welchem Falle es keinen vernünftigen Grund mehr dafür gab, in den Ort weiterzufahren.
    Sowohl auf UKW wie auf Mittelwelle wechselte sich ein Chaos aus statischem, elektronischem Kreischen mit Stille ab, wo einst Stimmen und Musik den Äther gefüllt hatten. Nur auf sehr wenigen Frequenzen stiegen

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