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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ähnelte, nun
durch die Räume des Hauses dort huschte, von Leiche zu Leiche, hüpfend vor dunklem Entzücken.
    Obwohl sie nur ein zittriges Flüstern zustande brachte, drang ihre Stimme bis zu Neil vor. »Verschwinden wir von hier. Sofort. Schnell!«

10
    Südlich des Sanchez-Grundstücks wohnte Harry Corrigan. Seit seine Frau im Juni auf dem Boden neben einem Geldautomaten gestorben war, war er ganz allein.
    Sein mit einem Walmdach versehenes Haus stand viel näher an der Landstraße als das von Neil und Molly. Deshalb war die Zufahrt kürzer und weniger steil als ihre.
    Das waren die Lichter, die Molly gesehen hatte, als sie aus dem Bett gestiegen und zum Fenster gegangen war, um das heftige Unwetter zu beobachten. Sie waren ihr wie die Positionslichter eines fernen Schiffes auf stürmisch wogendem Meer vorgekommen.
    Hinter jedem Fenster brannte Licht, als wäre Harry auf der Suche nach seiner verstorbenen Frau von Zimmer zu Zimmer gegangen und hätte jede Lampe angeschaltet, entweder weil er hoffte, Calista werde zurückkehren, oder zu ihrem Andenken. Keine Schatten lauerten und huschten hinter den Scheiben.
    Wenn Harry da drin war, dann mussten sie sich mit ihm verbünden. Er war ein zuverlässiger Freund.
    Dort, wo die Einfahrt in einem Rondell endete, stellte Neil den Wagen mit der Schnauze zur Straße hin ab. Er schaltete die Scheinwerfer aus.
    Als er nach dem Zündschlüssel griff, hielt Molly ihn auf. »Lass den Motor laufen«, sagte sie.
    Sie mussten nicht darüber diskutieren, ob es gefährlich oder klug war, gemeinsam ins Haus zu gehen. Klug oder
nicht, sie hatten vor der Abfahrt beschlossen, von nun an nirgendwo mehr allein hinzugehen.
    Ihre Regenmäntel hatten Kapuzen. Sie zogen sie hoch und sahen damit aus wie mittelalterliche Mönche.
    Molly hatte schreckliche Angst davor auszusteigen. Sie erinnerte sich daran, wie heftig sie ihre regennassen Hände mit parfümierter Seife geschrubbt und dass sie sich doch weiter unrein gefühlt hatte.
    Dennoch konnte sie nicht ewig hier sitzen bleiben, gelähmt vom Gewicht ihrer Angst oder von ihrem mangelnden Vertrauen. Sie konnte nicht einfach dasitzen, eine Gestalt ohne Form, eine Geste ohne Bewegung, und darauf warten, dass die Welt endete.
    Die Pistole steckte in einer Tasche ihres Mantels. Sie legte die rechte Hand darauf.
    Die beiden stiegen aus dem Wagen und schlossen leise die Tür, obwohl man in der trommelnden Sintflut einen lauten Knall nicht weit gehört hätte. Aber selbst während einer Apokalypse schien Vorsicht angebracht.
    Die unglaubliche Wucht des herabstürzenden Wassers brachte Molly zum Schwanken, bis sie sich breitbeinig hinstellte und beim Gehen ständig darauf achtete, im Gleichgewicht zu bleiben.
    Der Regen war nicht mehr von dem Geruch von Sperma erfüllt. Eine leichte Spur davon nahm Molly zwar noch wahr, doch sie wurde nun überdeckt von neuen, süßen Düften, die sie an Räucherstäbchen, heißes Messing und Tee mit Zitrone erinnerten. Außerdem entdeckte sie rauchige Gerüche, für die ihr kein Vergleich einfiel.
    Sie versuchte, ihr Gesicht zu schützen, doch der Regen schlich sich unter ihre Kapuze. Die prasselnden Tropfen waren nicht mehr warm, wie sie es vorher gewesen waren.
    Gedankenlos leckte Molly sich die Lippen. Der Geschmack war nicht salzig wie Meerwasser, sondern süßlich und angenehm.

    Dann dachte sie daran, wie die Kinder den blauen Schnee gegessen hatten. Sie würgte und spuckte aus, wodurch sie nur noch mehr Regen in den Mund bekam.
    Der Abfluss der Einfahrt war von herabgefallenen Kiefernnadeln und Klumpen aus Ahornblättern verstopft worden. Eine knöcheltiefe Pfütze hatte sich gebildet, deren Wasser um Mollys Stiefel herumwirbelte, erhellt von silbernen Ornamenten aus gespenstisch tanzendem Licht.
    Neil hatte seinen Regenmantel geöffnet, um die Schrotflinte darunter tragen zu können. Mit der linken Hand hielt er den Mantel zusammen, so gut es ging.
    Ein ansteigender Weg aus Pflastersteinen führte von der überfluteten Einfahrt zur Vordertreppe des Hauses.
    Im Schutz des Verandadachs schlug Molly die Kapuze zurück. Sie zog die Pistole aus dem Mantel. Neil hielt die Schrotflinte mit beiden Händen.
    Die Tür von Harry Corrigans Haus stand einen Spaltbreit offen.
    Am Rahmen leuchtete orange die Klingeltaste, doch unter solchen Umständen meldete man sich nicht förmlich an. Mit der Stiefelspitze gab Neil der Tür behutsam einen Schubs.
    Während die Tür weit aufschwang, warteten die beiden. Einen Augenblick

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