Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Geschichte auf den Kopf stellen konnte, dann war es leicht vorherzusehen – und unmöglich zu verhindern –, dass alles menschliche Leben ausgelöscht wurde, in ungeschützten Hütten wie in den stärksten Festungen, und das in nicht mehr als vierundzwanzig Stunden.
    Wenn die Technologie einer weit fortgeschrittenen außerirdischen Spezies aus Sicht einer rückständigen Zivilisation tatsächlich wie reine Magie wirkte, dann waren die Herren dieser Technologie wie Götter. Aber vielleicht waren es Götter mit rätselhaften Wünschen und merkwürdigen Begierden, Götter ohne Mitgefühl und Gnade, die keine Erlösung boten und auf Gebete äußerst frostig reagierten.
    Die Sache mit Render ging Neil offenbar nicht aus dem Sinn. »Wenn er ausgebrochen ist, kann er einfach nicht so schnell hierhergelangt sein«, sagte er. »Nicht mal mit einem schnellen Auto und unserer Adresse, nicht bei dieser Witterung, wo doch bestimmt massenhaft Straßen zwischen hier und dort überflutet oder weggespült worden sind.«
    »Aber da ist er die Straße langmarschiert«, sagte Molly.
    »Das will ich nicht bestreiten.«
    »Vielleicht ist heute Nacht nichts unmöglich. Wir sind durch irgendein Loch ins Wunderland gestürzt und haben nicht mal ein weißes Kaninchen, das uns führen könnte.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, war das weiße Kaninchen ohnehin ein ziemlich unzuverlässiger Führer.«
    Nach wenigen Kilometern kamen sie an die Abzweigung zum Black Lake und zu dem gleichnamigen Ort. Molly bog
ab; sie verließen die Anhöhe und folgten der abfallenden Straße. Umströmt vom immer dunkler werdenden Regen, dessen Leuchtkraft fast verbraucht war, fuhren sie zwischen gewaltigen, zu schwarzen Bollwerken verschmolzenen Bäumen hindurch, mit der Hoffnung auf Gefährten und der beunruhigenden Erwartung neuer Schrecken.

DRITTER TEIL

    Durch die dunkle Kälte, die leere Verödung …
    T.S. ELIOT •EAST COKER

17
    Molly hätte erwartet, dass inzwischen die Stromversorgung ausgefallen war und der Ort im Dunkel lag. Stattdessen wurde das Glitzern der Ladenreklamen und Straßenlampen durch den Regen gebrochen und verstärkt, sodass es aussah, als würde in Black Lake ein Fest veranstaltet.
    Mit einer ständigen Bevölkerung von knapp zweitausend Menschen war der Ort wesentlich kleiner als Arrowhead und Big Bear, die populärsten Urlaubsorte in der Gegend. Mangels Skipisten gab es in Black Lake keine richtige Wintersaison, doch im Sommer stieg mit all den Campern und Bootsbesitzern die Einwohnerzahl auf das Dreifache.
    Der See wurde von einem artesischen Brunnen und mehreren Bächen gespeist, und nun auch von der Sintflut. Statt sich mit dem vorhandenen Wasser zu vermischen und davon verdünnt zu werden, schien der angesammelte Regen auf der Oberfläche zu schwimmen wie Öl. Durch sein gewaltiges Volumen hatte er an Leuchtkraft gewonnen, sodass es aussah, als wäre der Mond in den See gefallen.
    Da der Zustrom die Kapazität der Schleuse bei Weitem überschritten hatte, war der See über seine Ufer getreten. Der Jachthafen lag unter Wasser; die Leinen, mit denen die Boote an den untergegangenen Stegen hingen, waren straff gespannt.
    Silberne Wasserfinger erforschten mit blinder Geduld den Raum zwischen den Häusern am Ufer, ergründeten die Struktur des unbekannten Territoriums, suchten nach
Schwachstellen. Wenn der Regen unvermindert weiter fiel, würden die Wohnhäuser und Geschäfte an der untersten Straße bald in der steigenden Flut verschwinden.
    Molly hegte allerdings keinen Zweifel, dass die Bewohner von Black Lake während des kommenden Tages mit schlimmeren Bedrohungen fertig werden mussten als mit Überflutungen.
    Da in den meisten Häusern hinter jedem Fenster Licht brannte, war man sich der drohenden Gefahren und der gewaltigen Ereignisse in der Welt jenseits der Berge offenbar bewusst. Man wusste, dass Dunkelheit nahte, in jedem Sinne des Wortes, und man wollte sie so lange zurückdrängen wie irgend möglich.
    Die Einwohner von Black Lake waren anders als die ehemaligen Flachländer und Ferienhausbesitzer, die von den mondäneren Bergorten angelockt wurden. Sie lebten mindestens in der dritten oder vierten Generation hier oben, liebten die Höhe, die Wälder und die relative Ruhe hoch über den überbevölkerten Hügeln und Ebenen im Westen.
    Sie waren zäher und unabhängiger als die meisten Stadtbewohner. Außerdem besaßen sie wahrscheinlich eher eine ordentliche Sammlung von Schusswaffen.
    Der Ort war nicht groß genug

Weitere Kostenlose Bücher