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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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für eine eigene Polizeistation. Weil das zuständige Revier des County-Sheriffs zu wenig Leute für das große Territorium hatte, dauerte es nach einem Anruf durchschnittlich zweiunddreißig Minuten, bis ein Streifenwagen eintraf.
    Wenn ein mit Drogen vollgepumpter Versager, der sich Geld für seine Sucht beschaffen wollte oder auf gewaltsamen Sex aus war, in ein Haus einbrach, dann konnten dessen Bewohner in zweiunddreißig Minuten fünfmal umgebracht werden. Deshalb waren die meisten Leute hier bereit, sich selbst zu verteidigen, und zwar mit großer Begeisterung.

    Molly und Neil sahen hinter keinem einzigen Fenster ein Gesicht, und doch wussten sie genau, dass man sie beobachtete.
    Obwohl sie mehrere Freunde in Black Lake hatten, waren sie nicht scharf darauf, bei ihnen anzuklopfen. Zum einen lag das an der Menge der vorhandenen Waffen und der Nervosität ihrer Besitzer, zum anderen wollten sie es vermeiden, noch einmal in eine so bizarre Situation zu geraten wie im Haus von Harry Corrigan.
    In dem unerbittlichen Regen sahen die gemütlichen Häuser mit ihren erleuchteten Fenstern zwar gastfreundlich aus. Aus der Perspektive eines unglückseligen Insekts bot allerdings auch die Venusfliegenfalle einen hübschen Anblick und einen verlockenden Duft, und doch warteten die beiden gezahnten Blätter darauf zuzuschnappen.
    »Einige werden zu Hause geblieben sein«, sagte Neil, »aber nicht alle. Diejenigen, die strategisch denken, haben sich bestimmt irgendwo versammelt, um Ideen auszutauschen und eine gemeinsame Verteidigung zu planen.«
    Molly verzichtete auf die Frage, wie selbst die kernigsten Individualisten unter diesen Bergbewohnern – oder selbst ganze Armeen – in der Lage sein sollten, sich gegen eine Technologie zu verteidigen, die weltweit das Wetter als Waffe einsetzen konnte. Solange diese Frage nicht gestellt war, konnte sie nämlich so tun, als könnte es eine Antwort darauf geben.
    Black Lake besaß keine größeren öffentlichen Gebäude, die in einer solchen Krise als Nervenzentrum dienen konnten. Die drei gewählten Gemeinderäte, die abwechselnd den Titel Bürgermeister führten, hielten ihre Versammlungen an einem Tisch in »Benson’s Good Eats« ab, einem der beiden Restaurants im Ort.
    Ein Schulhaus gab es ebenfalls nicht. Die Kinder, die nicht zu Hause unterrichtet wurden, fuhren mit Bussen in andere Orte.

    Black Lake besaß zwei Kirchen, eine katholische und eine baptistische. Beide sahen verlassen aus, als Molly und Neil daran vorbeifuhren.
    Schließlich fanden sie die Meisterstrategen in dem kleinen Geschäftsviertel, das in sicherer Höhe über dem stetig steigenden See lag. Hier, in der Hauptstraße, hatten sie sich in einer Kneipe namens »Tail of the Wolf« versammelt.
    Etwa ein Dutzend Autos parkten vor dem Lokal, nicht entlang des Bordsteins, wo die Gullys überquollen, sondern fast in der Mitte der Straße. Sie waren bogenförmig aufgereiht, mit dem Heck zum Gebäude, als stünden sie für eine rasche Flucht bereit.
    Unter dem überstehenden Dach, wo sie vor dem Regen geschützt waren, hielten zwei Männer vor der Tür Wache. Molly und Neil kannten sie.
    Der eine, Ken Halleck, arbeitete in dem Postamt, das für Black Lake und einige noch kleinere Berggemeinden zuständig war. Er war bekannt für das Lächeln, zu dem sich sein faltiges Gesicht von Backenbart zu Backenbart verziehen konnte, doch momentan lächelte er nicht.
    »Hallo Molly, hallo Neil«, sagte er ernst. »Ihr habt doch bestimmt auch immer gedacht, irgendwelche islamistischen Spinner würden uns den Garaus machen, stimmt’s?«
    »Wir sind noch nicht erledigt«, sagte Bobby Halleck, Kens Sohn, mit lauterer Stimme, als es angesichts des Regens nötig gewesen wäre. »Wir haben die Marines, die Army Rangers, die Delta Force. Und die Navy Seals!«
    Bobby war siebzehn, in der letzten Klasse der Highschool und ein hervorragender Quarterback. Er war ein guter Junge mit der frischen, rauen Art, die man aus den alten Footballfilmen mit Jack Oakie und Pat O’Brien kennt. Wenn er auch nicht zu jung war, um Wache zu halten, so war er doch unerfahren, weshalb ihn sein mit einer Flinte bewaffneter Vater mit einer Heugabel ausgerüstet hatte. Außerirdische Sturmtruppen würde die zwar nicht
abschrecken, aber dafür konnte sie auch nicht versehentlich losgehen.
    »Das Fernsehen ist ausgefallen«, sagte Bobby, »deshalb bekommen wir nichts davon mit, aber ihr könnt euch darauf verlassen, dass unser Militär denen bereits die

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