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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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in amüsiertem Ton.
    Er sah immer noch so gut aus wie eh und je. Früher war er zudem äußerst charmant gewesen und hatte auf seine Weise so anziehend gewirkt, dass sich Mollys Mutter Thalia, die sonst schon als junge Frau eine gute Menschenkenntnis gehabt hatte, von ihm hatte verführen und zur Heirat überreden lassen.
    Die Folgen ihrer Naivität hatte Thalia bald zu spüren bekommen. Sie hatte Renders Besitzanspruch mit Liebe verwechselt, und nun entdeckte sie, dass es sich bei dem scheinbar bewundernswerten männlichen Wunsch, die Liebste zu umsorgen und zu beschützen, in Wirklichkeit um eine fast dämonische Kontrollsucht handelte.
    Glitschig und tropfend vom Regen, stand Michael Render in seiner wahren Gestalt da und genoss es. Aber etwas an ihm war doch anders; eine beunruhigende Veränderung war eingetreten, die Molly spüren, wenn auch nicht bestimmen konnte. Seine verführerischen grauen Augen hatten einen Schimmer, der dem anfänglichen Leuchten des Regens Konkurrenz machte, als hätte das Unwetter ihn bis zum Schädel mit Wasser angefüllt.
    »Ich verwende keine Schusswaffen mehr«, erklärte er. »Die sind zwar wirkungsvoll, aber so unpersönlich. Zwischen Idee und Wirklichkeit geht die Spannung verloren, und deshalb verblasst die Erinnerung an einen solchen Mord zu schnell. Nach ein oder zwei Jahren bekommt man nicht mal mehr eine Erektion, wenn man in der Erinnerung schwelgt.«
    Als Molly zwei Jahre alt war, hatte ihre Mutter Renders Einschüchterungsversuche, seine irrationale Eifersucht,
seine Ausbrüche von Selbstmitleid, seine Drohungen und nicht zuletzt seine Gewalt sattgehabt. Um den Preis der Armut hatte sie die Freiheit gewählt und aus ihrer Ehe nichts mitgenommen als ihre persönlichen Habseligkeiten und ihre Tochter.
    »Und ich kann dir sagen, meine liebe Molly, wenn ein potenter Mann in einer Anstalt für wahnsinnige Kriminelle in Einzelhaft gehalten wird – selbst wenn es sich um eine äußerst progressive Anstalt mit allen Bequemlichkeiten handelt –, wenn man ihm den Umgang mit Frauen und die Möglichkeit verweigert, sich zu erleichtern, dann braucht er dringend alle erotischen Erinnerungen, die er hat!«
    Während und nach der Scheidung hatte Render anfänglich um das alleinige und dann um das gemeinsame Sorgerecht gekämpft. Als das Rechtssystem sich als zu träge für seine nicht sehr strapazierfähige Geduld erwiesen hatte, und als er wegen seines Verhaltens im Gerichtssaal mehrfach ermahnt worden war, hatte er die persönliche Konfrontation mit Thalia gesucht. Diese Auseinandersetzungen fanden oft in der Öffentlichkeit statt, und die Drohungen, die er dabei mit zornrotem Gesicht ausstieß, minderten seine Chancen auf ein gemeinsames Sorgerecht erheblich. Stattdessen handelte er sich gerichtliche Unterlassungsanordnungen ein, und da er sich nicht daran hielt, steckte man ihn für dreißig Tage ins Gefängnis und nahm ihm schließlich sogar das Recht, Molly unter Aufsicht zu besuchen.
    »Schon nach einem Jahr in meiner Zelle«, fuhr er nun fort, »hatte ich ganz vergessen, wie sich deine Mutter anfühlte … hatte ich den Geschmack ihres Mundes, das Gewicht ihrer Brüste vergessen. Ich war mit billigen Huren zusammen, die mir besser im Gedächtnis geblieben sind.« Ein Lächeln, ein Achselzucken. »Deine Mutter war eben eine langweilige, affektierte Zicke.«

    »Halt die Klappe!« Molly brachte keine lauten Worte zustande, nur ein Flüstern. Wie immer verhielt Render sich unerbittlich dominant, und zu ihrem Kummer war sie nicht in der Lage, sich zu behaupten. Sie fühlte sich, als hätten sich zwanzig Jahre in Luft aufgelöst und sie wieder zum Kind werden lassen. »Halt bloß die Klappe!«
    »Nach zwei Jahren hat mir auch die Erinnerung an deine kleinen Kameraden mit ihren Kopfschüssen und Bauchschüssen nichts mehr gebracht. Kugeln sind einfach zu unpersönlich. Eine Kugel ist kein Messer, und ein Messer ist nichts gegen bloße Hände. Inzwischen habe ich herausbekommen, dass es am lebhaftesten in Erinnerung bleibt, wenn man jemanden erwürgt. Das ist viel, viel intimer, als einfach den Abzug durchzuziehen. Bei dem Gedanken daran werde ich selbst jetzt steif.«
    Molly zog die Pistole aus der Manteltasche.
    »Aha«, sagte Render mit offenkundiger Befriedigung, als hätte er mit seinem Besuch in der Kneipe beabsichtigt, Molly zu genau dieser Konfrontation zu bringen. »Nun denn, ich bin von weit her durch wirklich übles Wetter gekommen, um dir ein paar Fragen zu stellen. Aber

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