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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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aus Müdigkeit und Verwirrung verbargen die Wahrheit vor ihr, falls sie überhaupt irgendeiner Wahrheit nahegekommen war.
    Deputy Tucker Madison, der Chefstratege der Gruppe, die entschlossen war, sich der feindlichen Übernahme ihrer Stadt und ihrer Welt zu widersetzen, gesellte sich am Tresen zu Molly und Neil.
    »Einige von uns bleiben hier für den Fall, dass sich neue Kämpfer melden«, informierte er sie, »aber die meisten bilden Kommandos und schwärmen aus. Eine Gruppe soll die Bank inspizieren und sich überlegen, wie man sie besser befestigen kann. Eine zweite Gruppe holt Lebensmittel aus dem Supermarkt, bevor der überflutet wird, und eine dritte beschafft zusätzliche Waffen aus dem Laden von Powers. Seid ihr dabei?«
    Molly dachte an den schwarz-gelb gefleckten Pilz mit seinem widerwärtig wuseligen Innenleben, der rasch in
der Besenkammer wuchs. Er war der Vorbote einer neuen, veränderten Welt, und obwohl es wahrscheinlich keine vernünftigere Idee gab, als die Bank zu befestigen und sich dort zu verschanzen, kam ihr die Mühe vergeblich vor.
    »Wir sind dabei«, versicherte Neil. »Aber es gibt ein … Problem, mit dem wir uns zuerst beschäftigen müssen.«
    Molly warf einen Blick auf Derek Sawtelle und seine Gefährten, die auf der Flucht vor der Wirklichkeit waren. Wie sie befürchtet hatte, bevor sie ihm zu seiner makabren kleinen Horrorshow gefolgt war, war er ein Bote der Verzweiflung gewesen.
    »Wir stoßen bald zu euch, drüben in der Bank«, sagte sie zu Tucker.
    Ob etwas vergeblich war oder nicht, hing immer vom Standpunkt des Betrachters ab. Ihr Schicksal lag in ihren eigenen Händen. Mit Hoffnung war alles möglich.
    Das hatte sie jedenfalls immer geglaubt. Allerdings hatte sie bis zur heutigen Nacht automatisch nach dieser Philosophie gehandelt und es nicht nötig gefunden, sich das in Erinnerung zu rufen oder gar sich diese Überzeugung bewusst einzuhämmern.
    Derek war nicht der einzige Bote der Verzweiflung gewesen, auf den sie in den vergangenen Stunden getroffen war. Der erste war das Ding gewesen, das sich der Leiche von Harry Corrigan bedient hatte.
    Der dritte war Render gewesen. Welchen anderen Grund konnte er für seinen bizarren Auftritt gehabt haben, als sie in Angst, Schrecken und Verzweiflung zu versetzen?
    Erneut spürte sie, dass die Erkenntnis in Reichweite war und gleich nach der nächsten Biegung einer verschlungenen Logik auf sie wartete.
    Neil fuhr zusammen und stellte seinen Becher so abrupt auf dem Tresen ab, dass der Kaffee überschwappte. »Da kommt es wieder!«

    Einen Moment lang wusste Molly nicht, was er meinte – dann spürte sie das schwere, rhythmische Pulsieren eines Drucks, der nicht von Geräuschen begleitet war und keine sichtbaren Auswirkungen auf die Dinge im Raum hatte. Dennoch wogte er unbestreitbar durch ihren Körper, pochte in den Knochen und Muskeln und ließ das Blut hin- und herströmen, als weckten die gespenstischen Gezeiten eines lange verschwundenen Meeres in ihren Zellen eine uralte Erinnerung an die Zeit, als die Vorfahren des Menschen noch nicht an Land gelebt hatten.
    Vor wenigen Stunden, als sie noch zu Hause gewesen war, hatte sie dieses Phänomen überhaupt nicht wahrgenommen, bis Neil sie darauf aufmerksam gemacht hatte, und selbst dann hatte sie es nicht halb so stark gespürt wie er.
    Vielleicht war dieses Pochen so etwas wie das magnetische Pulsieren gewaltiger Maschinen, deren Technologie für den modernen Menschen so unverständlich war, wie es ein Verbrennungsmotor für einen Neandertaler gewesen wäre.
    Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Der Stundenzeiger bewegte sich rasch aufs nächste Jahr zu, während der Minutenzeiger etwa sechzigmal schneller aufs letzte Jahr zuraste. Es war, als raubte irgendetwas der Zeit ihre Kraft und forderte alle Uhrenbesitzer auf, sich auf den gegenwärtigen Augenblick zu besinnen und zu erkennen, dass er alles war, was sie je haben würden.
    Im ganzen Raum verbreitete sich eine spürbare Beklemmung. Alle waren aufgestanden und starrten ebenfalls auf ihre Armbanduhren oder auf die Uhr mit dem Coors-Logo an der Hinterwand.
    Das mysteriöse Pulsieren war von dem Gefühl begleitet, dass eine bedrohliche Masse sich durch den Regen bewegte – das, was Neil als herabkommenden Berg und Lee Ling als stürzenden Mond beschrieben hatte.

    »Es kommt von Norden her«, sagte Neil.
    Auf die Nuancen des Phänomens reagierte er offenbar weiterhin empfindlicher als Molly.
    Auch andere spürten die Richtung,

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