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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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für mich. Sein ganzes Werk enthält nicht eine einzige derbe Zeile.«
    »Du hast zu mir gesagt: ›All unsere Kenntnis führt uns näher an die Unkenntnis.‹«
    »Tatsächlich?« Wenn in seiner Stimme kein Spott mitschwang, dann funkelte er ihm zumindest in den Augen.
    »Es hat nicht ganz zu dem gepasst, was du davor gesagt hast, aber das hab ich dem Gin zugeschrieben. Deshalb hab ich das Zitat auch nicht sofort erkannt.«
    »Es muss gar kein Zitat gewesen sein, junge Dame. Vielleicht gelingt es mir ja von Zeit zu Zeit ganz ohne Hilfe, die eine oder andere Weisheit zu äußern.«
    So leicht ließ sie ihn nicht davonkommen. »Der darauf folgende Vers des Gedichts lautet: ›All unsere Unkenntnis führt uns näher an den Tod.‹«
    »Tja, das passt natürlich zu unserer Situation.«
    »Harry Corrigan, mein Vater, du … alle zitieren Eliot. Was hast du mit den beiden anderen zu tun? Was geht hier vor?«
    Dereks süffisantes, hämisches Grinsen sah ganz genauso aus wie das von Render. »Neil, deine hübsche junge Frau interessiert sich neuerdings offenbar für Verschwörungstheorien! «

    »Du hast diese Worte gesagt«, bestätigte Neil. »Das weiß ich noch.«
    »Vorsicht, Neil, Paranoia kann ansteckend sein! Hol dir rasch eine eigene Flasche Gin, um dich dagegen zu impfen.«
    »Wenn man meint, jemand ist hinter einem her, und es ist tatsächlich jemand hinter einem her, dann ist das keine Paranoia«, sagte Molly. »Es ist die Realität.«
    Derek deutete an die Decke und damit auf den Koloss, den sie spürten, ohne ihn sehen oder hören zu können. » Das ist die Realität, Molly, das, was da über unseren Köpfen hängt. Wir alle werden tot sein, zusammen mit der ganzen Welt. Niemand wird entrinnen, und das Einzige, was ungewiss bleibt, ist die Stunde, in der die Axt den Letzten von uns fällt.«
    Sie sah an Derek Sawtelle keine Furcht und keine Verzweiflung, ja nicht einmal die milde Melancholie, die er sonst als ideales Bollwerk gegen unangenehme Emotionen gepriesen hatte. Stattdessen sah sie in seinen plötzlich fiebrigen Augen und seinem spitzen Katzengrinsen einen Triumph, der vollkommen sinnlos war, aber nicht zu übersehen und nicht zu missdeuten.
    »Also, liebe Molly, hör bitte auf, in törichten Verschwörungstheorien nach einer Erklärung zu suchen, und stürz dich in das Vergnügen, das noch zu haben ist. Getränke auf Kosten des Hauses!«
    Frustriert wandte Molly sich von ihm ab. So unklar ihr vieles war, Dereks kaum verhüllte Feindseligkeit und seine Lügen waren es nicht. Sie drängte sich ein Stück weit durch die debattierenden Grüppchen, bis ihr klar wurde, dass sie nicht wusste, wohin sie gehen und was sie als Nächstes tun sollte.
    Anscheinend hatte sie keine andere Wahl, als auf den Tod zu warten und ihn zu akzeptieren, wenn er kam.

29
    Neil nahm sie am Arm und führte sie zu einer leeren Sitznische an der nördlichen Seite der Kneipe.
    Sie weigerte sich, Platz zu nehmen. »Die Zeit läuft uns davon«, sagte sie.
    »Ich höre die Uhr ticken.«
    »Wir müssen etwas tun, uns vorbereiten!«
    »Stimmt. Aber was? Wie?«
    »Vielleicht ist die Sache mit der Bank tatsächlich die beste Idee«, sagte Molly. »Wir befestigen das Gebäude und verschanzen uns dort. Zumindest sterben wir dann kämpfend. «
    »Dann gehen wir jetzt mit den anderen dorthin.«
    »Das ist es ja – die anderen. Sie waren alle tot, vorher im Spiegel. Sterben sie in der Bank? Ist das der Ort, an dem sie so … zerfleischt werden?«
    Sie schüttelte den Kopf, sah sich im Raum um. An Leuten, die noch vor wenigen Minuten über Strategie, Taktik und die Möglichkeit des Überlebens gesprochen hatten, beobachtete sie kaum gezügelte Panik. Offenbar glaubten sie dem Spiegel und rechneten damit, auf grässliche Weise zu sterben, und zwar bald.
    »Ich habe Angst«, sagte sie. »Bisher bin ich ganz gut damit umgegangen … aber jetzt wird es mir allmählich zu viel.«
    Neil nahm sie in die Arme. Er wusste immer, wann es besser war, nichts zu sagen.
    Bebend schmiegte Molly sich an ihn. Sie lauschte seinem Herzschlag. Unerschütterlicher Neil.

    Als ihr Herz begonnen hatte, sich seinem langsameren Takt anzupassen, drückte er sie sanft auf die Bank und setzte sich ihr gegenüber.
    Auf diesem Tisch standen keine Kerzen, und sie war dankbar für die Dunkelheit. Niemand außer Neil sollte ihre Tränen sehen. Sie war stolz auf ihre Zähigkeit, ihre Widerstandskraft.
    Möglicherweise zählte redlicher Stolz nun nicht mehr, aber aus Gründen,

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