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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Baseballspieler, der auf den Ball wartet. Er hatte nur diese armselige Waffe, um sich gegen das zu wehren, was womöglich bald aus den Wänden schwärmte – Käfer oder Fledermäuse, oder Bestien vom anderen Ende der Galaxis.
    Auf dem Tisch hockte im Schneidersitz ein etwa sechsjähriges Mädchen. Offenbar fürchtete es, die flatternde Schar könnte plötzlich aus den Spalten der Bodenleisten und der Dielen strömen. Ein knapper Meter Höhe war die einzige Sicherheit, die es finden konnte.
    »Wer seid ihr?«, fragte der Junge. Er versuchte, selbstbewusst zu klingen, doch seine Stimme schnappte unwillkürlich über.
    »Ich bin Molly. Das ist Neil. Wir …«
    » Was seid ihr?«, wollte der Junge wissen, denn auch er kannte all die Filme und fürchtete Körperfresser und Parasiten.
    »Wir sind bloß das, wonach wir aussehen«, beruhigte ihn Neil. »Wir wohnen außerhalb des Ortes, an der Landstraße. «
    »Wir wussten, dass ihr in Gefahr seid«, sagte Molly, »und sind gekommen, um euch zu helfen.«
    »Wieso?«, fragte der Junge misstrauisch. »Wie habt ihr das wissen können?«
    »Der Hund«, antwortete Molly. »Er hat uns hergeführt.«
    »Wir wussten, dass hier Kinder allein sind und Hilfe brauchen. Virgil – so heißt der Hund – findet sie für uns«, erklärte Neil. »Wir wissen auch nicht, wie und warum.«
    Vielleicht trug die Offenheit dieser Antworten dazu bei, den Jungen zu beruhigen, vielleicht wurde er auch nur vom Verhalten des Schäferhunds überzeugt, von dessen freundlich
schief gelegtem Kopf, der hechelnden Zunge, dem wedelnden Schwanz.
    Als der Junge den Besen sinken ließ und eine weniger abwehrende Haltung annahm, fragte Molly: »Wie heißt du denn?«
    »Johnny. Das ist Abby. Sie ist meine Schwester. Ich passe auf, dass niemand ihr was Böses tut.«
    »Euch beiden wird niemand etwas Böses tun«, sagte Molly und wäre sich gern sicher gewesen, dass sie und Neil diese Garantie erfüllen konnten.
    Abbys Augen waren genauso strahlend blau wie die von Johnny und auch genauso angsterfüllt.
    Zum Ausgleich für das, was womöglich in ihren eigenen Augen zu lesen war, zwang Molly sich zu einem Lächeln, merkte jedoch, dass es gespenstisch wirken musste, und ließ es schwinden.
    »Wo sind eure Eltern?«, fragte Neil.
    »Unser Alter war stockbesoffen«, sagte Johnny und zog eine angeekelte Grimasse. »Tequila und Pillen, wie üblich. Bevor der Fernseher ausgegangen ist, hat er sich in die Hose gemacht, als er die Nachrichten gesehen hat, und hat’s nicht mal gemerkt. Dann hat er vor sich hin gefaselt, wir müssten eine Festung aus dem Haus machen, und ist in die Garage gegangen, um Werkzeug und Nägel oder sonst was zu holen.«
    »Wir haben gehört, was mit ihm passiert ist«, sagte Abby leise. »Wir haben ihn schreien gehört.« Angstvoll ließ sie den Blick durchs Zimmer schweifen. »Die Dinger in der Wand haben ihn erwischt.«
    Die hinter der Wand wimmelnde Horde flatterte noch wütender als bisher, als hätte sie die Worte des Mädchens verstanden. Insektengleich. Vielgestaltig. Infernalisch.
    »Nein«, widersprach Johnny, »den muss etwas anderes geholt haben, etwas Größeres als das, was in den Wänden ist.«

    »Er hat geschrien und geschrien.« Bei der Erinnerung weiteten sich Abbys Augen vor Entsetzen, und sie verschränkte die Arme vor der Brust, als könnten sie ihr als Rüstung dienen.
    »Das, was ihn geholt hat«, sagte der Junge, »hat geheult und gefaucht wie ein Puma, aber es war kein Puma. Wir konnten es total gut hören. Die Tür da drüben, wo es zur Garage geht, war nämlich offen.«
    Momentan war die Tür geschlossen.
    »Dann hat es einen Schrei ausgestoßen, wie ich ihn noch nie gehört hab«, fuhr Johnny fort, »und es hat ein Geräusch gemacht … so wie ein Lachen … und dann kamen so … Fressgeräusche.«
    Bei der Erinnerung schauderte dem Jungen, und das Mädchen sagte: »Sie werden uns lebendig auffressen.«
    Die Pistole gab Molly nicht aus der Hand, doch sie legte die Taschenlampe weg, ging zu Abby, zog sie zum Tischrand und legte den Arm um sie. »Wir bringen euch hier raus, Süße!«
    »Wo ist eure Mutter?«, fragte Neil.
    »Die ist vor zwei Jahren weggegangen«, erklärte der Junge.
    Seine Stimme hörte sich noch rauer an als bisher, als würde die Tatsache, dass seine Mutter ihn verlassen hatte, ihn auch nach zwei Jahren noch tiefer erschüttern als die Schrecken, die er in den letzten Stunden erlebt hatte.
    Johnny biss sich auf die Lippe, um seine Gefühle zu

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