Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz

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gemächlich zu, als wäre sie mit einer leichten Neigung auf gut geölten Angeln aufgehängt. Allerdings war wahrscheinlich weniger eine mechanische Kraft am Werk als eine, die bewusster und grausamer Absichten fähig war.
    Die flechtenartige, mit smaragdgrün leuchtenden Flecken überzogene Kruste auf den Pinien, die krebsartig aussah und sich in Metastasen auf den Stämmen ausbreitete, kam Molly nun, verglichen mit den höllischen Wesen, die in den Hauswänden brüteten oder wuchsen, wie ein nettes, geradezu freundliches Exemplar extraterrestrischer Vegetation vor.
    Falls die aufgehende Sonne nicht wieder umgekehrt war, musste der Nebel, der sich in Bodennähe etwas gelichtet hatte, dafür weiter oben dichter geworden sein, denn das amethystfarbene Licht hatte sich zu Pflaumenviolett verdunkelt. Damit war die Hoffnung des Morgens bedrohlichen Schatten gewichen, die eher zu den transsilvanischen Wäldern gepasst hätten als zum sonnigen Kalifornien.

    »Wo gehen wir jetzt hin?«, wollte Johnny wissen. Molly sah Virgil an, der sie erwartungsvoll beobachtete. »Wo der Hund uns hinführt«, sagte sie.
    Sogleich drehte das Tier sich um und trottete den Plattenweg entlang zur Straße.
    Die vier folgten ihm in einen Dunst, der sich so weit gelichtet und gehoben hatte, dass man selbst in dieser falschen Dämmerung etwa zwei Querstraßen weit sehen konnte.
    Mollys Eindruck, der Nebel oben sei dafür erheblich dichter geworden, erwies sich bei genauerer Beobachtung als richtig.
    Der Übergang zwischen dem niedrigen Dunst und der höheren Waschküche war so abrupt, als wäre über Black Lake in einer Höhe von etwa fünf Metern eine Decke eingezogen worden. Alles oberhalb dieser Grenze – die Dächer und teilweise auch die Obergeschosse der zweistöckigen Häuser, die Wipfel der Bäume – verschwand vollständig in der violetten Suppe.
    Die Undurchdringlichkeit und die Nähe dieser Schicht wirkten buchstäblich niederdrückend. Der träge, geronnene Nebel ließ nur einen engen Bereich des Lichtspektrums hindurchdringen, was die pflaumenblaue Düsternis erklärte. So verstärkte sich die trübselige Stimmung noch durch die Beklemmung der Klaustrophobie.
    Der düstere Himmel hatte noch irgendeinen weiteren bedrohlichen Aspekt, den Molly jedoch nicht gleich identifizieren konnte.
    Sie waren Virgil erst einen halben Häuserblock weit gefolgt, als die Ursache dafür sich zeigte: Im Nebel bewegten sich halb sichtbare oder auch unsichtbare Objekte.
    Von Westen her näherte sich diffuses Licht. Obgleich der Nebel seine Quelle verhüllte, war unverkennbar, dass es sich auf den belagerten Ort zubewegte.
    Je näher es kam, desto deutlicher wurde seine Form – eine Scheibe, vielleicht auch eine Kugel. Im Zentrum eines
Strahlenkranzes brannte das intensivere Licht des Objekts selbst und ließ dieses in Umrissen erkennbar werden. Wenn man nicht wusste, in welcher Höhe es sich befand, waren seine Proportionen natürlich nicht genau bestimmbar, aber Molly schätzte, dass es etwa so groß wie ein Geländewagen war.
    Sie hatte keinen Zweifel, dass es sich um ein Fahrzeug handelte. Nicht nur Hollywood hatte sie auf einen solchen Anblick vorbereitet, sondern auch die in schöner Regelmäßigkeit auftauchenden TV- und Zeitungsreportagen über UFOs.
    Das Objekt zog lautlos dahin. Kein Summen von Motoren, kein Brausen verdrängter Luft. Es fehlte auch das Pulsieren, das von dem größeren Schiff ausgegangen war und das in Blut und Knochen gepocht hatte.
    Wenn es sich bei dem nach Süden reisenden Koloss, der vor Kurzem vorbeigezogen war, um das Mutterschiff – oder um eines von vielen Mutterschiffen – handelte, dann war das sich nähernde UFO wahrscheinlich von ihm ausgesetzt worden. Vielleicht handelte es sich um ein Beobachtungsfahrzeug, um etwas Ähnliches wie einen Bomber oder um einen Truppentransporter.
    Oder um nichts dergleichen. Dieser Krieg hatte wenig oder gar keine Ähnlichkeit mit den vielen Konflikten der Menschheitsgeschichte, weshalb man auch kein herkömmliches Militärlexikon zurate ziehen konnte.
    Je näher das UFO kam, desto langsamer wurde es, bis es mit der die Schwerkraft leugnenden Leichtigkeit eines Heißluftballons heranschwebte.
    Genau über dem Punkt, an dem die kleine Gruppe auf der Straße stand, hielt es an und blieb geräuschlos in der Schwebe.
    Mollys Herz blieb fast stehen vor Grauen und Angst.
    Lehr uns danach fragen und nicht danach fragen, hinsitzend in der Stille – sie sprach sich diese Verse von
Eliot