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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Ding, das Harry Corrigan in seinem Haus verfolgt hatte, nicht abgeschreckt, doch in den kommenden Stunden tauchten vielleicht andere Gegner auf, die empfindlich auf eine gut gezielte Ladung Schrotkugeln reagierten.
    Als die beiden zurückwichen, fanden sie Virgil im Nebel nicht gleich. Er bellte leise, um sie auf sich aufmerksam zu machen, und führte sie wieder auf den richtigen Weg.
    Wieder waren sie kaum ein Dutzend Schritte gegangen, als ein metallisches Scharren durch die alles dämpfende Watte drang. Vorsichtig näherten sie sich der Quelle.
    Diesmal enthüllte der schwindende Nebel einen Mann, der im Halblicht der gespenstischen Dämmerung nahe dem Bordstein auf der Straße kniete. Er hatte ihnen den Rücken zugewandt. Vornübergebeugt versuchte er angestrengt, das schwere Eisengitter eines Gullys aus dem Pflaster zu reißen.
    Im Rinnstein gluckerte immer noch der ablaufende Regen. Schmutziges Wasser, in dem Blätter und Abfall schwammen, überspülte die Hände des Mannes.
    Wieder riet Virgils leises Knurren zur Vorsicht.
    Molly und Neil blieben stehen, ohne sich bemerkbar zu machen, und warteten, bis der Mann ihre Anwesenheit spüren würde.
    Seine gekrümmte Haltung, seine Verbissenheit, die merkwürdige Aufgabe, der er sich widmete … während Molly die Szene betrachtete, kamen ihr Gruselmärchen in den Sinn,
in denen gehässige Trolle ihren scheußlichen Neigungen frönten.
    Mit einem scharfen Scharren löste sich das Gitter. Der Troll schob es beiseite.
    Er hob den Kopf, doch er hatte gar keinen Kopf. Er blickte über die Schulter zurück zu Molly und Neil, doch selbst wenn er sie hinter sich spürte, konnte er sie nicht sehen.
    War das Bumm-bumm-bumm von Mollys Herz womöglich schon die Faust des Wahnsinns, der an die Tür ihres Verstandes hämmerte?
    An diesem unheimlich violetten Morgen, an dem der Nebel den Himmel verhüllte und an dem die Naturgesetze in manchen Fällen überhaupt nicht mehr zu gelten schienen und in anderen auf den Kopf gestellt wurden, erwartete Molly irgendwie, dass auf die Dämmerung kein Tag folgen würde. Vielleicht kam nach dem Sonnenaufgang rasch der Sonnenuntergang, ohne ein hoffnungsvolles Intervall des Lichts, und die nächste Nacht war endlos, mondlos, sternenlos und mit den verstohlenen Geräuschen von tausend schleichenden Toden erfüllt.
    Sie unterdrückte nur mühsam den Impuls, auf die kopflose Scheußlichkeit zu schießen, aber wenn die Klinge, von der das Ding guillotiniert worden war, es nicht von seinem Tod überzeugt hatte, dann hätte ein Schuss durchs Herz es bestimmt auch nicht dazu gebracht, sich hinzulegen und sein Leben auszuhauchen.
    Manipuliert von einem parasitären Puppenspieler oder einer außerirdischen Kraft, deren Wirkung an Hexerei erinnerte, schwang sich der enthauptete Leib von Ken Halleck in den offenen Schacht. Er verschwand und kam mit einem Klatschen unten auf.
    Bis auf das Gurgeln in den Rinnsteinen und das Tropfen der nassen Bäume war es einen Moment still in der Dämmerung.

    Dann hörte Molly das hallende Planschen des kopflosen Wesens, das unter den Straßen von Black Lake durch tiefes Wasser watete. Was es vorhatte, konnte man nur ahnen. Vielleicht fand es irgendwo in der Kanalisation einen Sims, auf dem es sich über den rauschenden Fluten ausstreckte, um sein Fleisch als Nahrung für eine Kolonie von Pilzen oder für ein Lebewesen mit noch unheilvolleren Absichten darzubieten.

FÜNFTER TEIL

    Wir werden mit den Toten geboren: Sieh, sie kehren wieder und führen uns mit.
     
    T.S. ELIOT • LITTLE GIDDING

33
    Ohne mit dem Schwanz zu wedeln, ganz konzentriert und so rasch, wie es der Nebel zuließ, führte Virgil Molly und Neil zu einem Haus in der La Cresta Avenue, die auf halber Höhe zwischen dem See und dem Hügelkamm am Hang entlangführte. Es war eine zweispurige Straße, die sich nicht nennenswert von den anderen Straßen des Orts unterschied.
    Das einstöckige, im rustikalen Craftsman-Stil erbaute Haus sah gemütlich und einladend aus, obwohl der heftige Regen alle Blätter von den Trompetenwinden gerissen hatte, die sich an Spalieren hochrankten, und die Rabatten aus Alpenveilchen in ein rosa- und purpurfarbenes Chaos verwandelt hatte.
    Als sie sich auf einem gepflasterten Weg dem Eingang näherten, verließ Neil plötzlich den Weg, platschte drei Schritte über den durchnässten Rasen und sagte: »Schau dir das mal an!«
    Der Gegenstand seines Interesses war eine Pinie, allerdings weniger der Baum selbst, sondern das,

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