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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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vor, um sich mit ihrem Klang und Rhythmus zu trösten.
    Als Abby sich angstvoll an sie schmiegte, sank sie auf ein Knie, um auf gleicher Höhe wie das Mädchen zu sein, es in die Arme zu nehmen und ihm zu helfen, den Mut zu finden, allem, was kommen mochte, die Stirn zu bieten.

36
    Unter dem schwebenden Geheimnis, in seinem goldenen und doch unheilvollen Licht und unter seinem feindseligen Einfluss blickten die vier empor, angstvoll, aber unfähig, den Blick abzuwenden.
    Als Molly das Licht in der Ferne gesehen hatte, da hatte sie überlegt, ob sie mit den Kindern fliehen und sich verstecken sollte, doch dann war ihr klar geworden, dass der Pilot des Fahrzeugs sie finden konnte, wenn er wollte. Zweifellos waren die Außerirdischen in der Lage, sämtliche Ziele am Boden aufzuspüren, ob mit Infrarotkameras, mit Sensoren für Körperwärme oder Geräuschspuren, oder mit anderen Mitteln, die weit über das hinausgingen, wozu die menschliche Wissenschaft und Technologie fähig war.
    Molly fühlte sich beobachtet, ja, mehr als das: genauestens erforscht, körperlich und geistig analysiert, auf unergründliche Weise bis ins Mark taxiert. Je stärker sie wahrnahm, wie tief diese Analyse reichte, desto mehr wuchs ihre Angst, und zu ihrer Überraschung überkam sie auch Scham, als stünde sie nackt vor einem Fremden. Ihr Gesicht brannte.
    Als sie sich ein Stoßgebet murmeln hörte, wurde ihr klar, dass sie instinktiv damit rechnete, hier auf der Straße zu sterben, in dieser Minute oder in der nächsten.
    Weder das kraftvolle Licht des schwebenden Fahrzeugs noch die Auswirkungen seines lautlosen Antriebssystems ließen den Nebel darunter verdampfen. Er wurde eher dichter,
wie um die Konturen und Details der Maschine zu verbergen.
    Molly erwartete, verbrannt zu werden, zu einer schwelenden Masse in einer kochenden Asphaltlache reduziert zu werden. Vielleicht auch atomisiert zu werden.
    Die alternative Aussicht, dass die unmenschlichen Piloten das Fahrzeug landen ließen, sie an Bord nahmen und wer weiß was für Experimenten und Erniedrigungen unterzogen, ließ eine Atomisierung allerdings fast schon wünschenswert erscheinen.
    Stattdessen setzte sich das leuchtende Objekt unerwartet in Bewegung und zog sich rasch zurück. Innerhalb weniger Sekunden war auch der letzte Rest seines goldenen Schimmers verschwunden.
    Der dichte Nebel wurde wieder dunkelviolett, und die Straße lag in falschem Zwielicht da wie vorher.
    Nachdem sie Abby fast zu fest noch einmal an sich gedrückt hatte, kam Molly zitternd auf die Beine. Neil stand da und hatte Johnny beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt. Als ihre Blicke sich trafen, blinzelten seine Augen nicht.
    Die Erleichterung, die sie beide verspürten, war mit den Händen zu greifen, aber keiner sagte auch nur ein Wort über das, was gerade geschehen war, als könnte die Erwähnung des Fahrzeugs dessen sofortige Rückkehr bewirken.
    Auf den Hund hatten sie während der Begegnung gar nicht geachtet. Wenn er Angst gehabt hatte, so hatte er sich so rasch davon erholt, wie das Fahrzeug im Nebel verschwunden war. Wachsam und offenbar unverzagt stand er da, bereit, sie zu weiteren Kindern zu führen.
    Molly brannte darauf, ihm zu folgen – und sie war dankbar, dass sie eine Aufgabe hatte, die wichtig und schwierig genug war, um sie davon abzuhalten, allzu intensiv über die feindliche neue Welt nachzubrüten, mit der sie in den kommenden Tagen fertig werden mussten.

    Während Virgil sie in nördlicher Richtung die Straße entlangführte, fiel ihr dennoch auf, dass das leuchtende Flechtengewächs bereits eine beträchtliche Menge von Bäumen überzog: Pinien, Zuckerkiefern, Platanen in ihrem gelben Herbstlaub. Die Transformation der Erde schritt zusehends fort.
    Andere Platanen und Pappeln waren mit Bärten aus grauem Moos behangen, das anders aussah als alles, was je am Black Lake gewachsen war. Zum Teil waren die Behänge so dünn und leicht wie Dunstschleier, andere wieder waren dick und schwer und vermittelten einen Eindruck von Fäulnis und Krankheit.
    Zwei stattliche Bäume waren umgestürzt, doch ihr Schicksal hatte offenbar nichts mit den aggressiven außerirdischen Pflanzen zu tun. Ihr Untergrund war vom Regen so durchweicht worden, dass ihr Gewicht stärker gewesen war als die Kraft der nassen Erde, sie aufrecht zu halten. Der eine Baum war so auf die Straße gefallen, dass er sie vollständig blockierte, der andere war auf ein Haus gestürzt und hatte erheblichen Schaden

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