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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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dir«, sagte sie. »Wir müssen die Leute da rausholen, bevor es zu spät ist.«
    Sie waren nur noch einige Schritte von der Straße entfernt, als sich im violetten Zwielicht etwas bewegte, das
aussah, als wäre es einer Drogenhalluzination entsprungen. Es näherte sich von rechts über den Rasen. Sie blieben stehen, wichen jedoch nicht sofort zurück.
    Eine Kolonie weißer Pilze, kleiner, aber sonst identisch mit der, die sie in der Vorhalle der Kirche gesehen hatten, war unterwegs. Runde, blasenähnliche Strukturen von unterschiedlicher Größe glänzten von einem milchigen Schleim; weiche, geäderte Säckchen schwollen unablässig an und ab. Die Kreatur sah aus, als habe man sie umgestülpt, sodass die inneren Organe zum Vorschein gekommen waren. Sie bewegte sich auf acht kurzen Beinen fort, die Molly an die einer Sandgrille erinnerten. Sie waren insektenhaft, aber dick und hart.
    Die Kinder drängten sich an Molly, und sie merkte, dass ihr das Vertrauen der kleinen Schar Mut machte, im Austausch für das bisschen Kraft, das ihre Gegenwart ihnen geben mochte.
    Neil fischte Patronen aus seinen Manteltaschen, steckte eine in die Kammer der Flinte und drei weitere in das röhrenförmige Magazin.
    Das Ding, asymmetrisch und etwa doppelt so groß wie Virgil, bewegte sich nah am Boden in gemessenem Tempo fort. Obwohl es nicht gerade flink aussah und keine erkennbaren Sehorgane hatte, hielt Molly es durchaus für möglich, dass es sich wesentlich schneller bewegen konnte, falls es nötig war, geleitet nicht von Augen, sondern von einem anderen, ebenso leistungsfähigen Sinnesorgan.
    Auch gut gefütterte Krokodile sahen langsam und schwerfällig aus. Waren sie jedoch hungrig oder gereizt, dann konnten sie sich kurzfristig schneller fortbewegen als die meisten Hunde und als jeder Mensch.
    Falls es sich bei dieser nur allzu realen Erscheinung um einen Pilz oder eine andere relativ fortgeschrittene Pflanzenart handelte, dann war das Ding wahrscheinlich nicht so gefährlich wie das fleischfressende Gewächs in dem
Film Der kleine Horrorladen . Allerdings besaßen harmlose Pflanzen keine Beine und wanderten nicht durch die Gegend.
    Hinter ihnen barsten die Kirchenfenster in der Hitze. Ein bunter Glasschauer regnete herab und bildete dunklere Mosaiken auf dem nassen Rasen.
    Wie von Wolken durchzuckter Mondschein in einem psychotischen Traum huschte dunkelgelber Feuerschein über den Rasen und das scheußliche knollige Pilzgewächs, dessen schleimige Schwellungen im Licht obszön aussahen.
    Als Molly im Vorraum der Kirche das größere Exemplar dieser Spezies gesehen hatte, war sie sich sicher gewesen, dass es bösartig war. Und dass es ein Bewusstsein besaß.
    Obwohl er betrunken gewesen war, hatte Derek Sawtelle den Kern der Sache getroffen, als er gesagt hatte, auf der Welt, von der die Invasoren kämen, seien die Unterschiede zwischen pflanzlichem und tierischem Leben womöglich nicht so klar definiert wie auf der Erde. Deshalb war wahrscheinlich nicht in allen Fällen leicht zu erkennen, was Raubtiercharakter hatte und was nicht.
    Die Kreatur wich nicht von ihrer ursprünglichen Route ab, um auf die Gruppe zuzugehen, sondern kreuzte deren Weg und marschierte unbeirrt weiter.
    Als sie sich entfernte, stieß sie ein so unerwartetes und unheimliches Geräusch aus, dass Molly spürte, wie ihr Verstand taumelte wie ein Kreisel, wenn er den Schwung verliert. Dieses Ding, dieses fahle Gräuel, hörte sich allzu sehr wie eine trauernde Frau an, die leise, aber jammervoll weinte.
    Im ersten Augenblick wollte Molly nicht wahrhaben, woher die Klage kam, und sah sich nach einer menschlichen Gestalt um, der die Stimme gehörte. Es war jedoch niemand zu sehen.
    Was so traurig klang, war tatsächlich die achtbeinige Kreatur. Wahrscheinlich imitierte sie nichts, sondern ließ
ihre natürliche Stimme ertönen. Die Ähnlichkeit mit einem Menschen ließ sich durch reinen Zufall erklären.
    Aus den Lauten Gram oder Elend herauszuhören, war zweifellos ein Missverständnis. Auch der Ruf des Seetauchers, der in Sommernächten über eine stille Wasserfläche hallt, klingt für das menschliche Ohr einsam, obgleich der Vogel damit nicht seine Einsamkeit ausdrücken will.
    So klägliche menschliche Laute von einer Kreatur zu hören, die in jeder Beziehung so fremdartig und widerwärtig war, war dennoch zutiefst beunruhigend und schaurig.
    Das Ding verstummte, doch nur wenig später kam von der anderen Straßenseite, zwischen oder hinter den Häusern

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