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TodesReich/Todesengel (German Edition)

TodesReich/Todesengel (German Edition)

Titel: TodesReich/Todesengel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Peter
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Zimmer.“
    „Wer“,
fragte der Arzt müde und recht desinteressiert.
    „Frau
Hübner.“
    „Frau
Hübner?!“ fragte der Arzt nun hellwach. „Frau Hübner ist bettlägerig.“
    „Das
weiß ich, aber sie ist nicht auf ihrem Zimmer, mitsamt ihrem Bett.“
    Der
Doktor streckte den Zeigefinger aus. Es sollte eine Geste sein, mit der er
Souveränität demonstrierte.
    „Dafür
gibt es sicher eine logische Erklärung. Haben sie im Badezimmer nachgesehen?“
    „Natürlich“,
sagte Schwester Hannah brüsk.
    „Also,
vielleicht hat man sie verlegt. Obwohl das nicht nach dem Protokoll ist. Mir
hat niemand Bescheid gesagt“, sinnierte der Doktor mit leicht gekränktem
Unterton.
    „Ich
rufe erst einmal die Mannschaft zusammen.“
    Doktor
Prüfer drückte mit dem Ringfinger der rechten Hand, mit der er auch seinen
Kaffeebecher hielt, den Knopf der Sprechanlage, was Oberschwester Hannah mit
einem missbilligenden Blick quittierte. Wenn er etwas verschüttete, war die
Anlage hinüber und ihr Budget war ohnehin knapp.
    „999
bitte 744“, verkündete der Arzt durch das Mikrofon. Damit rief er sämtliches
Dienstpersonal auf die Station.
    Das
Altenheim hatte 163 Bewohner. Jede Tagesschicht hatte 23 Angestellte
wachhabendes Personal, plus Reinigungskräfte. In der Nachtschicht waren es 13,
da nachts keine Mahlzeiten gereicht wurden und sämtliche Pflegeleistungen
tagsüber stattfanden.
    Das
Personal der Nachtschicht, dass noch im Haus war, trat an und die Angestellten
der Frühschicht.
    Die
Leute gruppierten sich um das Schwesternzimmer. Es war unbedarftes Gerede zu
vernehmen. Dass sämtliches Personal zusammen gerufen wurde, war nicht
ungewöhnlich, nur wurde dies für gewöhnlich schon Tage vorher mitgeteilt, da es
meist im Rahmen von Tagungen und Sitzungen stattfand.
    Als
alle beisammen waren, bat der Arzt um Ruhe.
    „Ruhe
bitte! Ruhe!“
    Es
dauerte einen Moment, bis sich das Gemurmel gelegt hatte.
    Doktor
Prüfer machte nach dem verstummen der Gespräche noch eine rhetorische Pause,
damit er die ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.
    „Meine
Damen, meine Herren. Wir vermissen eine unserer Patientinnen. Frau Hübner auf
Zimmer 023. Kann mir jemand sagen, wo sie ist? Weiß irgendjemand, wo sie sich
befindet?“
    Ein
reges Murmeln brach aus, aber niemand hatte etwas Sachdienliches mitzuteilen.
    „Wir
müssen die Polizei rufen“, sinnierte eine Frau, die dem Arzt recht nah stand.
    „Unsinn“,
sagte der Doktor barsch. „Wir haben hier nur ein organisatorisches Problem.
Frau Hübner lag bis gestern noch auf Zimmer 023. Jetzt hat sie wohl jemand auf
ein anderes gebracht.
    Die
Menge blickte ihn nur ratlos an.
    „Also
gut. Wir durchsuchen jetzt alle Zimmer. Jeder auf der Etage, auf der er ohnehin
Dienst hat. Danach treffen wir uns wieder hier.“
    Das
Personal schwärme aus.
    Zimmer
für Zimmer wurde untersucht. Erwartungsvoll blickten die übrigen Bewohner zu
den sich öffnenden Türen. Sie warteten auf das Frühstück.
    Doktor
Prüfer war sauer. Er wusste nicht genau auf wen, was ihn noch ärgerlicher
machte. Der Frau konnte er wohl keinen Vorwurf machen. Sie war fast
bewegungsunfähig, konnte nicht mal alleine essen. Irgendjemand hatte die alte
Frau aus ihrem Zimmer geschoben. So was war scheiße. Ein Altersheim war
Publicity-technisch nie eine gute Einrichtung. Einen guten Ruf konnte man sich
kaum erwerben, aber einen schlechten hatte man schnell, vor allem, wenn solche
außerplanmäßigen Dinge geschahen und solche Dinge geschahen, dass konnte man
voraus planen. Junge Leute und alte Leute, waren unberechenbar.
    Wenn
die Alte nicht wieder auftauchte, hatten sie riesen Probleme. Er fürchtete sich
vor dem Älter werden. Keiner interessierte sich für die Umstände in diesen
Heimen, wenn die Dinge regulär liefen, obwohl es selbst dann kein Vergnügen
war, hier zu „gastieren“. Das Personal war häufig zynisch und kaltherzig, aber
in diesem Job konnte man sich keine Gefühle leisten. Man durfte sein Herz nicht
an die Leute hängen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie verstarben.

 
    Brockmann
trat gut gelaunt an ihren Tisch. Es spielte eigentlich überhaupt keine Rolle,
ob er gute Laune hatte, oder schlechte. Sein Chef war eine Mistsau. So dachte
zumindest Kowalski. Und er war sich sicher, dass sein junger Kollege das
Gleiche dachte.
    „Na
meine Herren? Läuft die Arbeit?“
    „Bis
sie uns gestört haben?“ grummelte Kowalski.
    „Ho
ho“, beschwichtigte Brockmann. „Sicher ist es für sie angenehm, zur

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