Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TodesReich/Todesengel (German Edition)

TodesReich/Todesengel (German Edition)

Titel: TodesReich/Todesengel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Peter
Vom Netzwerk:
links, mal rechts abbogen. Bald hatte Kowalski den Überblick
verloren, was aber auch an seiner Schneeblindheit liegen konnte. Selbst bunte
Kinderkrakeleien an den weißen Wänden hätten ihn glücklich gemacht.
    Schließlich
gingen sie geradewegs auf eine Tür zu. Konferenzraum 02 stand dort. Der Doktor
öffnete und erwartungsvolle, verängstigte Gesichter blickten ihnen entgegen. So
war das immer. Alle hatten Schiss, wenn sie kamen. Wenn nur die Schiss hätten,
die was verbrochen hatten, dann wäre alles so einfach, aber oft waren gerade
die es, die abgebrüht waren. Wie auch immer. Bisher deutete nichts auf ein
Verbrechen hin.

 
    „Das
sind die Herren...“ Doktor Prüfer machte eine Geste in Richtung der beiden
Polizisten und Kowalski musste ihm mit den Namen aushelfen.
    „Bitte
meine Herren.“ Er bot ihnen Stühle an.
    Kowalski
und Weitzeger setzen sich.
    „Also
meine Damen und Herren“, ergriff der Kommissar das Wort. „Eine ihrer
Patientinnen, oder wie sagt man in einem Altenheim?“
    „Klientinnen“,
half ihm Doktor Prüfer aus. „Außerdem sagen wir nicht Altenheim, sondern
Seniorenstift.“
    Kowalski
nickte ermüdet. Diese Worthülsen gab es bei der Polizei auch. Da redete man
dann von Kindesmissbrauch, nicht von Kinderfickerei. Aber diese
„Beschönigungen“ änderten auch nichts.
    „Also,
eine ihrer Klientinnen ist aus ihrem Seniorenstift verschwunden. Frau Margaret
Hübner. 92 Jahre. Bettlägerig. Konnte nicht eigenmächtig ihr Zimmer verlassen.
Wann wurde das verschwinden bemerkt und durch wen?“

 
    Eine
junge Frau meldete sich zaghaft. Sie war vielleicht Anfang 20.
    „Ja
bitte“ forderte sie Kowalski zum Reden auf.
    „Meine
Schicht begann um neun mit der Verteilung des Frühstücks. Ich kam gegen neun
Uhr fünf in das Zimmer von Frau Hübner. Da war sie schon verschwunden.“
    „Hat
Frau Hübner eine Zimmernachbarin?“
    „Zur
Zeit nicht“, fiel nun Doktor Prüfer ein. „Ihre Zimmergenossin ist vor zwei
Wochen verstorben.
    „Wer
hat Frau Hübner zuletzt gesehen?“
    Stille.
Die Augen der Anwesenden waren nach unten gerichtet. Ja, richtig, dachte
Kommissar Kowalski. So konnte er nicht fragen. Wer wusste schon, ob er der
Letzte war, der sie gesehen hatte.
    „War
jemand in der Nacht bei Frau Hübner?“
    Niemand
meldete sich.
    „Wer
war gestern Abend bei ihr?“
    Niemand
meldete sich.
    „Kommen
sie schon! Jemand muss ihr doch das Abendessen gebracht haben.“
    „Das
betrifft die Abendschicht“, sagte nun eine korpulente Schwester. „Die sind im
Moment nicht hier. Gestern Abend hatte auf Station zwei „Stefanie Wagner“
Schicht.“
    „In
Ordnung. Können sie dieser Frau Wagner mitteilen, dass wir gerne mit ihr
sprechen wollen? Sie soll sich auf dem Präsidium melden.“
    „Ich
kümmer’ mich darum“, fiel Doktor Prüfer ein. Kowalski warf einen Seitenblick
auf den Doktor.
    „Darf
ich das so verstehen“, fuhr er schließlich fort. „Das für jede Etage in jeder
Schicht eine Person zuständig ist.“
    „Für
jeden Sektor, wir haben in diverse Behandlungsanforderungen aufgeteilt“, sagte
nun die korpulente Schwester. „Das sind drei Mitarbeiter für jede Etage.
    „Was
ist mit der Nachtschicht. Wer hatte da Dienst?“
    Eine
schwarzhaarige Frau Anfang dreißig meldete sich.
    „Warum
haben sie sich nicht gemeldet, als ich gefragt habe, wer bei Frau Hübner in der
Nacht war?“
    „Sie
haben gefragt, wer sie gesehen hat. Ich hab sie aber nicht gesehen. Die
Nachtschwester betritt nicht alle Zimmer. Das passiert nur zu den Essenszeiten
und bei anderen Serviceleistungen, die alle tagsüber stattfinden.“
    Es
gefiel Kowalski nicht, wie die Frau redete.
    „Aha.
Sie müssen aber doch irgendwas bemerkt haben. Wir werden mit besagter Frau
Wagner noch sprechen, aber wir können davon ausgehen, dass, wenn Frau Hübner
bereits gestern Abend verschwunden war, die diensthabende Schwester Meldung
gemacht hätte. Also wird Frau Hübner aller Wahrscheinlichkeit nach des Nachts
verschwunden sein. Ist ihnen irgendetwas aufgefallen?“
    „Nein,
gar nichts“, sagte die Schwester mit fester Stimme.
    „Wo
halten sie sich während ihres Dienstes auf?“
    „Im
Schwesternzimmer und in den Patientenzimmern, wenn es dort etwas zu tun gibt.“
    „Gab
es letzte Nacht irgendetwas zu tun?“
    „Selbstverständlich.
Klienten müssen auf die Toilette gebracht werden, oder möchten etwas trinken.
Manchmal ruft einfach jemand die Schwester, wenn er nur zugedeckt werden will,
oder sich

Weitere Kostenlose Bücher