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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bohrten sich in mich, und ich konnte einfach nichts sagen.
    »Aber«, fuhr er fort, »ich werde es Ihnen ausreden.«
    Er klang wirklich überzeugt, und dadurch fühlte ich mich besser. Denn ich bringe lieber einen großkotzigen Dreckskerl um als einen Mitleid erregenden. Also lachte ich. »Es mir ausreden?«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Aha? Und wie wollen Sie das schaffen?«
    Weller räusperte sich leise. »Erstens, lassen Sie uns alles auf den Tisch legen. Ich habe Ihr Gesicht gesehen und kenne Ihren Namen. Jack Prescot. Stimmt’s? Sie sind… was? Einsfünfundsiebzig groß, wiegen knapp siebzig Kilogramm und haben schwarze Haare. Also müssen Sie davon ausgehen, dass ich Sie identifizieren kann. Ich werde hier keine Spielchen spielen und behaupten, ich hätte Sie nicht deutlich gesehen oder Ihren Namen nicht verstanden. Oder irgendwas in dieser Richtung. So weit stimmen wir überein, Jack?«
    Ich nickte und verdrehte dabei meine Augen, als wäre das alles eine Menge Blödsinn. Aber ich muss zugeben, dass ich irgendwie neugierig war, was er zu sagen hatte.
    »Mein Versprechen«, erklärte er, »besteht darin, dass ich Sie nicht verraten werde. Unter gar keinen Umständen. Von mir wird die Polizei niemals Ihren Namen hören. Oder Ihre Beschreibung. Ich werde niemals gegen Sie aussagen.«
    Er klang so ernsthaft wie ein Priester. Ziemlich gewiefte Vorstellung. Na, er
war
ja schließlich Verkäufer. Aber ich würde es ihm nicht abkaufen. Obwohl er nicht wissen konnte, dass ich ihm auf die Schliche gekommen war. Sollte er seinen Sermon ruhig loswerden und glauben, ich würde mitspielen. Wenn es schließlich darauf ankäme, wenn wir erst aufgebrochen und irgendwo im Norden in den Wäldern wären, sollte er sich ruhig sicher fühlen. Kein Schreien, kein Theater. Einfach ein paar schnelle Schnitte oder Schüsse, sonst nichts.
    »Verstehen Sie, was ich sage?«
    Ich versuchte, ernst zu wirken, und sagte: »Klar. Sie glauben, Sie können mir ausreden, Sie zu töten. Haben Sie irgendwelche Gründe, warum ich es nicht tun sollte?«
    »Oh, allerdings habe ich Gründe, darauf können Sie wetten. Vor allem einen. Einen, den Sie nicht wegdiskutieren können.«
    »Aha. Nämlich?«
    »Darauf komme ich sofort. Lassen Sie mich ein paar der praktischen Gründe nennen, aus denen Sie mich laufen lassen sollten. Erstens, Sie glauben, Sie müssen mich töten, weil ich weiß, wer Sie sind, richtig? Nun, was denken Sie, wie lange Ihre Identität ein Geheimnis bleiben wird? Ihr Kumpel hat gerade einen Cop erschossen. Ich weiß nicht mehr über Polizeiarbeit, als ich in Filmen sehe. Aber man wird sich die Reifenspuren vornehmen und Zeugen finden, die sich Nummernschilder und Fahrzeugtyp gemerkt haben, oder Tankstellen, an denen Sie auf dem Weg in diese Gegend gehalten haben.«
    Er verbreitete nur heiße Luft. Der Buick war gestohlen. Ich meine, so dumm bin ich schließlich nicht.
    Aber er redete einfach weiter und musterte mich dabei spöttisch. »Selbst wenn Ihr Wagen gestohlen wäre, würde jeder kleinste Hinweis überprüft werden. Jeder Fußabdruck dort, wo Sie oder Ihr Freund ihn gestohlen haben. Jeder, der sich in der Zeit, als der Wagen verschwand, in der Gegend aufgehalten hat, würde befragt werden.«
    Ich lächelte weiter, als wäre es Spinnerei, was er von sich gab. Aber was den Schuss auf den Cop anging, hatte er Recht. Wer so was macht, steckt wirklich in Schwierigkeiten. In solchen, die man nicht wieder loswird. Sie hören nicht auf zu suchen, bis sie dich irgendwann finden.
    »Und wenn Ihr Kumpel identifiziert wird«– er deutete mit dem Kopf zur Couch, wo Toths Leiche lag –»dann wird man auch eine Verbindung zu Ihnen herstellen.«
    »So gut kenne ich ihn nicht. Wir haben erst in den letzten Monaten zusammen rumgehangen.«
    Weller sprang sofort darauf an. »Wo? In einer Bar? Einem Restaurant? Hat Sie
irgendwann
einmal jemand in der Öffentlichkeit gesehen?«
    Ich wurde wütend und schrie: »Na und? Was wollen Sie sagen? Wenn man mich so oder so einbuchtet, kann ich Sie genauso gut mitnehmen. Wie finden Sie denn
dieses
Argument?«
    Wie die Ruhe in Person erklärte er: »Ich will Ihnen bloß klar machen, dass einer der Gründe, aus denen Sie mich töten wollen, keinen Sinn ergibt. Und sehen Sie es mal so: Die Schießerei im Drugstore? Das war nicht geplant. Es war… wie nennt man das? Die Hitze des Augenblicks. Aber wenn Sie mich töten, ist das vorsätzlicher Mord. Sie bekommen die Todesstrafe, wenn man Sie

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