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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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alles in Ordnung.«
    »Eine transzendente Liebe.«
    Etwas klirrte. Ich registrierte, dass Manko seine Tasse noch einmal an meine gestoßen hatte. Wir tranken aus. Er schaute aus dem Fenster in die schwarze Nacht. Es hatte aufgehört zu regnen, und ein blasser Mond war durch die Wolken hindurch zu erkennen. In der Ferne schlug eine Uhr zwölf. Er lächelte. »Zeit, sie zu treffen, Frank.«
    Ein kräftiges Klopfen ertönte an der Tür, ehe sie sich plötzlich mit einem Schwung öffnete. Ich war irritiert und stand auf.
    Manko wandte sich ruhig um, immer noch lächelnd.
    »’N Abend, Tim«, sagte ein Mann von ungefähr sechzig Jahren. Er trug einen zerknitterten braunen Anzug. Hinter ihm waren mehrere Augenpaare auf Manko und mich gerichtet.
    Es wurmte mich ein wenig, den Vornamen zu hören. Manko hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass er seinen Spitznamen bevorzugte und die Verwendung von Tim oder Timothy als Beleidigung betrachtete. Aber heute Abend bemerkte er es nicht einmal; er lächelte. Für einen Moment herrschte Stille. Ein anderer Mann in einer blassblauen Uniform trat mit einem Tablett in den Raum und belud es mit dem schmutzigen Geschirr.
    »Hat’s geschmeckt, Manko?«, fragte er und deutete mit dem Kopf auf das Tablett.
    »Ambrosia«, entgegnete Manko, zog eine Augenbraue hoch und warf mir einen ironischen Blick zu.
    Der ältere Mann nickte, zog ein Dokument in einem blauen Umschlag aus der Jackentasche und faltete es auseinander. Eine lange Pause entstand. Dann las er mit ernster, von seinem Südstaatenakzent gefärbter Baritonstimme: »Timothy Albert Mankowitz, gemäß der gegen Sie verhängten Strafe wegen der Entführung und Ermordung von Allison Kimberly Morgan, gebe ich Ihnen hiermit den Hinrichtungsbefehl des Gouverneurs des Staates North Carolina bekannt, der am heutigen Tag um Mitternacht vollstreckt werden wird.«
    Der Aufseher reichte Manko das Papier. Er und sein Anwalt hatten bereits die vom Gericht gefaxte Version erhalten, so dass er das Dokument heute Abend eher gelangweilt betrachtete. In seinem Gesicht bemerkte ich nichts von der nackten Konfusion, die sich beinahe ausnahmslos in den Gesichtern der zum Tode verurteilten Häftlinge findet, wenn sie den letzten Brief ihres Lebens erhalten.
    »Wir haben die Leitung zum Gouverneur hergestellt, Tim«, erklärte der Aufseher mit schleppendem Tonfall. »Er sitzt an seinem Schreibtisch. Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Aber ich glaube nicht… Ich meine, er wird wahrscheinlich nicht intervenieren.«
    »Das hab ich Ihnen die ganze Zeit schon gesagt«, antwortete Manko ruhig. »Ich hab diese Gnadengesuche nicht mal gewollt.«
    Der für die Durchführung der Exekution verantwortliche Beamte, ein dünner, geschäftsmäßig wirkender Mann, der an einen Futter-und-Getreide-Verkäufer erinnerte, legte Manko Handschellen an und zog ihm die Schuhe aus.
    Der Aufseher gab mir ein Zeichen, und ich trat hinaus in den Korridor. Ganz im Gegensatz zu der verbreiteten Vorstellung eines düsteren gotischen Todestrakts, erinnerte dieser Flügel des Gefängnisses an den grell erleuchteten Flur einer Sonntagsschule. Der Aufseher neigte mir den Kopf zu. »Irgendwas erreicht, Herr Kaplan?«
    Ich hob den Blick von dem glänzenden Linoleum. »Ich glaube schon. Er sprach von einer Hütte am Badin Lake. Westufer. Kennen Sie den See?«
    Der Aufseher schüttelte den Kopf. »Aber wir werden ein paar Hunde dorthin bringen lassen. Hoffentlich klappt es«, fügte er flüsternd hinzu. »Gott, wie sehr ich es hoffe.«
    So endete meine trostlose Aufgabe an diesem trostlosen Abend.
    Gefängniskaplane begleiten den Verurteilten stets auf seinem letzten Gang. Aber nur selten werden sie als letztes Mittel herangezogen, den Gefangenen Informationen zu entlocken. Ich hatte meinen Bischof konsultiert, und diese Mission schien mit meinem Gelübde vereinbar. Trotzdem war es eindeutig ein Verrat, und einer, so vermutete ich, der mich noch lange Zeit quälen würde. Aber er würde mich weniger quälen als der Gedanke an die Leiche Allison Morgans, die irgendwo in einem ungeweihten Grab ruhte, dessen Ort Manko unerbittlich verschwiegen hatte – nach seinen Worten die endgültige Art und Weise, sie vor ihrem Vater zu beschützen.
    Allison Kimberly Morgan –über Monate hinweg unbarmherzig belästigt und verfolgt, nachdem sie Manko nach ihrer zweiten Verabredung den Laufpass gegeben hatte. Aus ihrem Bett heraus entführt und mit dem Auto durch vier Staaten transportiert, verfolgt vom

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