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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Bewegung, als würde sich wie in einem Miniatur-Fadenspiel Wolle zwischen ihnen spannen.
    »Zerbrechlich«, kam ich ihm zu Hilfe.
    Ich erschrak, als er mit den Fingern schnippte und sich aufsetzte. »Genau. Zerbrechlich. Sie konnte sich überhaupt nicht gegen ihren Vater wehren. Ich musste schnell etwas unternehmen. Ich ging zur Polizei. Ich wollte, dass sie zum Haus fuhren und nachsahen, ob es ihr gut ging. Gleichzeitig wäre es ein Signal an ihren Vater gewesen, dass ich mir von ihm nichts bieten lassen würde.« Manko stieß einen Pfiff aus. »Fehler, Frankie. Böser Fehler. Morgan war mir einen Schritt voraus. Dieser Sergeant, ein echter Riese, schob mich in die Ecke und sagte, wenn ich mich nicht von Allison fern hielte, würde die Familie eine gerichtliche Verfügung beantragen, und ich würde in einer Zelle landen. Dann musterte er mich von oben bis unten und fragte, ob ich schon mal gehört hätte, dass Häftlingen alle möglichen Unfälle zustießen. Das Gefängnis wäre ein riskanter Aufenthaltsort. Mann, war ich dämlich. Ich hätte wissen müssen, dass auch die Cops auf Morgans Gehaltsliste standen.
    Inzwischen drehte ich beinahe durch. Ich hatte Allison seit Wochen nicht gesehen. Gott, hatte er sie etwa in ein Kloster geschickt oder so was?«
    Sein Gesichtsausdruck entspannte sich. »Dann gab sie mir ein Zeichen. Ich versteckte mich in den Büschen eines kleinen Parks gleich auf der anderen Straßenseite und beobachtete ihr Haus durch ein Fernglas. Ich wollte sie bloß
sehen
, mehr nicht. Ich wollte sichergehen, dass mit ihr alles in Ordnung war. Sie muss mich entdeckt haben, weil sie die Jalousie komplett hochzog. Oh Mann, da stand sie! Das Licht hinter ihr ließ ihr Haar leuchten. Wie diese Sachen, die Gurus sehen, du weißt, was ich meine.«
    »Auren.«
    »Genau, genau. Sie trug ein Nachthemd, und ich konnte die Umrisse ihres Körpers darunter erkennen. Sie sah aus wie ein Engel. Ich stand kurz vorm Herzinfarkt, so unglaublich war es. Da stand sie und signalisierte mir, dass alles in Ordnung sei und dass sie mich vermisse. Dann wurde die Jalousie heruntergelassen, und sie knipste das Licht aus.
    Die nächste Woche über schmiedete ich Pläne. Langsam ging mir das Geld aus. Wieder mal wegen Thomas Morgan. Er hatte sich mit allen Fabriken in der Stadt in Verbindung gesetzt, und niemand wollte mich einstellen. Ich zählte meine Ersparnisse zusammen. Viel war es nicht, vielleicht zwölfhundert Dollar. Ich rechnete mir aus, dass wir damit nach Florida kommen könnten. Dort würde ich Arbeit in einer Druckerei und Allison einen Job im Krankenhaus finden.«
    Manko lachte. Er musterte mich kritisch. »Dir gegenüber kann ich ehrlich sein, Frank. Ich spüre, dass wir uns nahe stehen.«
    Also war ich nicht mehr Frankieboy. Ich war befördert worden. Mein Puls beschleunigte sich, und ich war innerlich bewegt.
    »Tatsache ist, dass ich hart wirke. Stimmt’s? Aber manchmal krieg ich auch Angst. Richtige Angst. Ich war nie mittendrin. Grenada, Panama, Desert Storm. Ich war nie dabei, verstehst du, was ich meine? Ich bin nie
geprüft
worden. Ich hab mich immer gefragt, wie ich mich unter Beschuss verhalten hätte. Nun, jetzt hatte ich meine Chance. Ich wollte Allison retten. Ich wollte es mit ihrem alten Herrn persönlich aufnehmen.
    Ich rief in seiner Firma an und gab mich seiner Sekretärin gegenüber als Reporter von
Ohio Business
aus, der ein Interview mit Mr. Morgan führen wollte. Wir versuchten, einen Termin zu finden, an dem er mich empfangen könnte. Irgendwie war es unglaublich: Sie kaufte mir die ganze Geschichte ab. Sie erklärte mir, dass er geschäftlich nach Mexiko reisen würde, vom zwanzigsten bis zum zweiundzwanzigsten Juli. Ich vereinbarte einen Termin für den ersten August und legte schnell auf. Ich hatte Angst, jemand könne den Anruf zurückverfolgen.
    Am zwanzigsten Juli beobachtete ich den ganzen Tag über das Haus. Tatsächlich verschwand Morgan um zehn Uhr mit einem Koffer und kam abends nicht zurück. Ein Wagen des Sicherheitsdienstes stand in der Einfahrt, woraus ich schloss, dass einer der Schläger im Haus war. Aber das hatte ich eingeplant. Um zehn fing es an zu regnen, genau wie jetzt.« Er deutete mit dem Kopf zum Fenster. »Ich weiß noch, wie ich mich im Gebüsch versteckt hab und richtig froh über die Wolken war. Ungefähr dreißig Meter ungeschützter Garten lagen vor mir, so dass die Sicherheitsjungs mich bei Mondlicht auf jeden Fall entdeckt hätten. Ich schaffte es bis zum

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