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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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FBI und hundert Polizisten. Und schließlich… schließlich, als es klar war, dass Mankos kostbare Pläne eines gemeinsamen Lebens in Florida niemals in Erfüllung gehen würden, mit einem Messer erstochen – wobei er sie offenbar an sich drückte und ihr erklärte, dass sein Herz nicht groß genug sei für all die Liebe, die er für sie empfände.
    Bis heute Abend hatte der einzige Trost ihrer Eltern in dem Wissen bestanden, dass sie schnell gestorben war – was aus der großen Menge ihres Blutes auf dem Vordersitz des Dodge klar ersichtlich gewesen war. Nun bestand immerhin die Hoffnung, dass sie eine ordentliche Beerdigung für ihre Tochter arrangieren und ihr auf diese Weise ein wenig von der Liebe geben konnten, die sie ihr vielleicht – vielleicht auch nicht – zu Lebzeiten verweigert hatten.
    Manko trat in den Korridor. Er trug die Einweg-Papierpantoffeln, die alle Verurteilten auf dem Weg in die Hinrichtungskammer tragen. Der Aufseher schaute auf seine Uhr und bedeutete ihm, sich in Bewegung zu setzen. »Du wirst friedlich gehen, nicht wahr, mein Sohn?«
    Manko lachte. Er war der Einzige hier, in dessen Blick Gelassenheit lag.
    Warum auch nicht?
    Er stand kurz davor, seiner wahren Liebe zu begegnen. Sie würden wieder vereint sein.
    »Gefällt dir meine Geschichte, Frank?«
    Ich nickte. Daraufhin schenkte er mir ein merkwürdiges Lächeln, in dem ein Anflug von Versöhnlichkeit, aber auch etwas zu liegen schien, das ich nur als Mankos unverwüstliche herausfordernde Art bezeichnen kann. Vielleicht, so dachte ich, würde mir gar nicht so sehr der Verrat des heutigen Abends zu schaffen machen, sondern die simple Tatsache, dass ich niemals wissen würde, ob Manko mich auf den Arm genommen hatte oder ob er aufrichtig zu mir gewesen war.
    Aber wer hätte das wissen können? Er war, wie ich schon sagte, der geborene Schauspieler.
    Der Aufseher sah mich an. »Herr Kaplan?«
    Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Ich fürchte, Manko wird auf die Absolution verzichten. Aber er möchte, dass ich ihm ein paar Psalmen vorlese.«
    »Allison«, erklärte Manko mit ernster Miene, »liebt Poesie.«
    Ich zog die Bibel aus meiner Manteltasche und begann zu lesen, während wir uns in Bewegung setzten und Seite an Seite den Korridor hinuntergingen.

Die Witwe von Pine Creek
    »Manchmal kommt Hilfe einfach vom Himmel.«
    Das war ein Ausspruch ihrer Mutter und bedeutete weder Engel noch Geister oder irgendwas von diesem New-Age-Zeug. Es bedeutete »aus heiterem Himmel«– wenn man am wenigsten damit rechnet.
    Gut, Mama, wollen wir es hoffen. Denn im Augenblick kann ich jede Hilfe gebrauchen. Dringend gebrauchen.
    Sandra May DuMont lehnte sich in ihrem schwarzen Büroledersessel zurück und ließ die Unterlagen aus ihrer Hand auf den alten Schreibtisch fallen, der das Büro ihres verstorbenen Mannes dominierte. Als sie aus dem Fenster sah, fragte sie sich, ob diese Hilfe möglicherweise gerade im Moment vor ihr auftauchte.
    Nicht wirklich vom Himmel – sondern über den Betonweg, der auf die Fabrik zuführte. In Gestalt eines Mannes mit entspanntem Lächeln und scharfem Blick.
    Sie wandte sich ab und fand sich in dem antiken Spiegel, den sie vor zehn Jahren für ihren Mann gekauft hatte, plötzlich mit ihrem eigenen Abbild konfrontiert. Heute spürte sie nur eine flüchtige Erinnerung an diesen glücklicheren Tag; sie konzentrierte sich auf ihr Äußeres: eine stämmige, aber keineswegs dicke Frau, flinke grüne Augen. Sie trug ein Kleid in gebrochenem Weiß mit aufgedruckten blauen Kornblumen. Ärmellos – immerhin war es Mitte Mai in Georgia –, so dass ihre kräftigen Oberarme zu sehen waren. Ihr langes Haar war dunkelblond, zurückgekämmt und mit einer nüchternen Schildpattspange fixiert. Nur eine Spur von Make-up. Kein Parfüm. Sie war achtunddreißig, doch – eigentlich komisch, wie ihr inzwischen klar geworden war – ihr Gewicht ließ sie jünger wirken.
    Eigentlich hätte sie sich ruhig und selbstsicher fühlen sollen, aber das gelang ihr nicht. Wieder wanderte ihr Blick zu den Papieren, die vor ihr lagen.
    Nein, so fühlte sie sich auf keinen Fall.
    Sie brauchte Hilfe.
    Vom Himmel.
    Oder von sonst woher.
    Die Gegensprechanlage summte, was sie irritierte, obwohl sie dieses Geräusch erwartet hatte. Es war ein altmodischer Apparat aus braunem Plastik mit einem Dutzend Knöpfen. Sie hatte eine Weile gebraucht, um herauszufinden, wie er funktionierte. Sie drückte auf einen der Knöpfe. »Ja?«
    »Mrs. DuMont,

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