Todesreigen
meinem Anwalt gesprochen. Er erklärte mir, ich könne meine Anteile an jemanden überschreiben, dem ich vertraute, so dass ich selbst keine mehr besäße. Dann könnte ich die Vollmacht unterschreiben, sie dir geben und sehen, wie du dich verhältst. Und das hat sich ja schnell genug gezeigt – du wolltest mich ausrauben. Es war ein Test – und Sie haben ihn nicht bestanden, Sir.«
»Verdammt, du hast die Anteile überschrieben?«
Sie lachte und deutete mit dem Kopf auf Loretta. »Ja. An jemanden, dem ich vertrauen konnte. Ich besitze überhaupt nichts. Diese Vollmacht ist nutzlos. Loretta gehört DuMont Products Inc. zu hundert Prozent.«
Ralstons Schock ließ nach, und er begann zu lächeln.
Die Erklärung für seine gute Laune kam nicht von ihm, sondern von Loretta: »Nun hören Sie mal zu. Sie würden es nie erraten: Bill
und
ich besitzen hundert Prozent der Firma. Tut mir Leid, Schätzchen.«
Bei diesen Worten trat sie vor und legte ihren Arm um Ralston. »Ich glaube, wir hatten es noch nicht erwähnt, aber Bill ist mein Bruder.«
»Ihr habt unter einer Decke gesteckt!«, flüsterte Sandra May. »Ihr beide.«
»Jim ist gestorben und hat mir keinen Penny hinterlassen!«, fuhr Loretta auf. »Sie
schulden
mir das Geld.«
»Warum sollte Jim
Ihnen
etwas hinterlassen?«, fragte Sandra May unsicher. »Warum sollte…« Doch sie verstummte angesichts des wissenden Lächelns auf dem Gesicht der schlanken Frau.
»Sie und mein Mann?«, keuchte Sandra May. »Ihr habt euch
heimlich getroffen
?«
»Während der letzten drei Jahre, Schätzchen. Haben Sie nie bemerkt, dass wir zur gleichen Zeit die Stadt verließen? Dass wir an denselben Abenden länger arbeiteten? Das Geld, das Jim zur Seite gelegt hat, war
für mich
!« Loretta spuckte die Worte beinahe aus. »Er hatte bloß keine Möglichkeit mehr, es mir vor seinem Tod zu geben.«
Sandra May stolperte rückwärts und brach auf der Couch zusammen. »Die Anteile… aber, ich habe Ihnen vertraut«, murmelte sie. »Der Anwalt fragte, wem ich vertrauen könnte, und Sie waren die erste Person, an die ich gedacht habe.«
»So wie ich Jim vertraut habe«, fuhr Loretta auf. »Er hat immer wieder gesagt, er würde es mir geben, er würde ein Konto für mich eröffnen, ich würde reisen können, er würde mir ein hübsches Haus kaufen… Aber dann ist er gestorben, ohne mir einen Penny zu hinterlassen. Ich wartete ein paar Monate, ehe ich Bill in New York anrief. Ich erzählte ihm alles von Ihnen und der Firma. Ich wusste, dass Sie sonntags in den Pine Creek Club gingen. Wir planten, dass er hier herunterkommen und sich der armen Witwe vorstellen sollte.«
»Aber eure Nachnamen… sie sind verschieden«, sagte sie zu Ralston, wobei sie eine seiner Visitenkarten nahm. Dann warf sie einen Blick auf Loretta.
»Hey, das ist doch nicht so schwer«, sagte er und drehte die Handflächen nach oben. »Meiner ist falsch.« Er lachte, als wäre es zu offensichtlich, um überhaupt erwähnt werden zu müssen.
»Wenn wir die Firma verkaufen, Schätzchen, dann werden Sie
etwas
abbekommen«, sagte Loretta. »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. In Anerkennung Ihrer letzten sechs Monate als Geschäftsführerin. Nun, warum gehen Sie nicht einfach nach Hause? Ach, und… Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie nicht mehr Mrs. DuMont nenne, oder, Sandy? Ich habe es wirklich gehasst…«
Die Bürotür wurde aufgestoßen.
»Sandra May… alles in Ordnung?« Ein hochgewachsener Mann stand in der Tür. Beau Ogden, der Bezirkssheriff. Seine Hand lag auf der Pistole.
»Alles in Ordnung«, erwiderte sie.
Er musterte Ralston und Loretta, die ihn nervös anstarrten. »Das sind sie?«
»Genau.«
»Ich bin sofort nach Ihrem Anruf gekommen.«
Ralston runzelte die Stirn. »Welchem Anruf?«
Ogden warnte ihn: »Lassen Sie Ihre Hände da, wo ich sie sehen kann.«
»Wovon, zum Teufel, reden Sie?«, fragte Ralston.
»Ich würde Sie um einen etwas respektvolleren Ton ersuchen, Sir. Sie wollen Ihre Probleme doch nicht noch größer machen, als sie sowieso schon sind.«
»Officer«, sagte Loretta und klang dabei völlig ruhig. »Wir haben hier ein paar geschäftliche Dinge geregelt, sonst nichts. Alles ganz sauber. Wir haben Verträge und Papiere. Mrs. DuMont hat mir die Firma für zehn Dollar verkauft, weil sie in den roten Zahlen steckt und weil Mrs. DuMont es meinem Bruder und mir zugetraut hat, sie wieder in die Gewinnzone zu bringen. Mir, weil ich die Firma so gut kenne, nachdem ich
Weitere Kostenlose Bücher