Todesreigen
gesprochen hast. Sie erlaubt dir, unser Geld aufzuspüren, zu prozessieren und in meinem Namen zu handeln – alles…« Sie lachte. »Ich muss sagen, dass ich eine Zeit lang Zweifel hatte, was dich betrifft.«
»Weil ich aus New York komme?« Er lächelte.
»Dieser Angriffskrieg des Nordens lässt sich
tatsächlich
nicht immer vergessen… Aber nein, ich sage dir, warum ich dir die Vollmacht gebe. Weil eine Witwe es sich nicht leisten kann, vor ihrem eigenen Schatten zu erschrecken. Die Leute merken so etwas und riechen das Blut im Wasser, und dann heißt es sofort Auf Wiedersehen. Nein, nein, ich habe dir in die Augen geschaut und mir gesagt: Ich vertraue ihm. Also mache ich endlich Nägel mit Köpfen, was mein Geld angeht. Oder sollte ich sagen, das Geld
meines Mannes
.« Sie betrachtete das Dokument. »Vor Jims Tod wäre ich mit jedem Problem zu ihm gelaufen. Und vor Jim zu meiner Mutter. Ich hätte selbst niemals Entscheidungen getroffen. Aber jetzt bin ich allein und muss meine eigenen Entscheidungen treffen. Eine dieser Entscheidungen war es, dich zu engagieren und dir zu vertrauen. Das hier ist etwas, das ich für
mich
tue. Also, benutze es, finde das Geld, und hol es zurück.«
Er las die Vollmacht noch einmal gründlich durch und musterte die Unterschrift. »Sie ist unwiderruflich. Du kannst sie nicht zurückziehen.«
»Der Anwalt hat mir erklärt, dass eine widerrufbare Vollmacht nutzlos ist, um das Geld aufzuspüren und im Zweifelsfall zu prozessieren.«
»Gut.« Er schenkte ihr wieder ein Lächeln… doch es wirkte anders als zuvor. In seinem Gesichtsausdruck lag Kälte. Und sogar die Andeutung eines Triumphs – wie man sie manchmal bei einem proletenhaften Football-Verteidiger der Pine Creek High School sah.
»Ah, Sandy, Sandy, Sandy… Ich sag’s dir, ich hab geglaubt, es würde Monate dauern.«
Sie runzelte die Stirn. »Monate?«
»Ja, Ma’am. Um die Kontrolle über die Firma zu bekommen, davon rede ich.«
»Die Kontrolle zu bekommen?« Sie starrte ihn an. Ihr Atem ging schnell. »Was willst du… was willst du damit sagen?«
»Es hätte ein Albtraum werden können – und das Schlimmste wäre gewesen, wenn ich wer weiß wie lange in diesem Rattenloch von Stadt hätte bleiben müssen… Pine Creek…«
Er imitierte einen Hinterwäldlerakzent und bemerkte sarkastisch: »Gott im Himmel, wie kommt
je’er
von euch bloß hier zurecht, ohne total verrückt zu werden?«
»Wovon redest du?«, flüsterte sie.
»Sandy, es ging einzig und allein darum, deine Firma zu bekommen.« Er tippte auf die Vollmacht. »Ich werde mich selbst als Geschäftsführer einsetzen, mir ein hübsches fettes Gehalt plus Bonus auszahlen und den Laden dann verkaufen. Du wirst auch etwas verdienen… keine Sorge. Immerhin gehören die Geschäftsanteile dir. Oh, und mach dir keine Sorgen wegen des versteckten Geldes. Es war überhaupt nicht versteckt. Dein Mann hat ein bisschen Geld in Auslandsinvestments investiert, wie eine Million anderer Geschäftsleute im letzten Jahr auch. Er hat sich ein blaues Auge geholt, als der Markt einbrach. Keine große Sache. Du warst nie auch nur in Gefahr, bankrott zu gehen.«
»Was…«, keuchte sie. »Du verdammter Bastard! Das ist Betrug!« Sie griff nach der Vollmacht, doch er schob ihre Hand zur Seite.
Traurig schüttelte Ralston den Kopf. Dann hielt er inne und runzelte die Stirn. Er hatte bemerkt, dass die Wut auf Sandra Mays Gesicht in Belustigung übergegangen war. Schließlich begann sie zu lachen.
»Was ist?«, fragte er unsicher.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu. Ralston schnappte sich die Vollmacht und wich vorsichtig zurück.
»Oh, entspann dich. Ich werde dir keinen Schlag über den Kopf verpassen, obwohl ich genau das tun sollte.« Sandra May beugte sich an ihm vorbei und drückte auf einen Knopf ihrer Gegensprechanlage.
»Ja?«, meldete sich die Frauenstimme.
»Loretta, könnten Sie bitte hereinkommen?«
»Natürlich, Mrs. DuMont.«
Loretta erschien in der Tür. Sandra May fixierte immer noch Ralstons Augen. Sie sagte: »Diese Vollmacht überträgt dir das Recht, alle meine Anteile zu vertreten. Richtig?«
Er warf einen Blick auf seine Jackentasche, in der das Dokument jetzt steckte, und nickte.
An Loretta gewandt, fuhr Sandra May fort: »Wie viele Anteile an der Firma besitze ich?«
»Keine, Mrs. DuMont.«
»
Was?
«, fragte Ralston.
Sandra May erklärte: »Wir dachten uns, dass du irgendwas abziehen wolltest. Also mussten wir dich testen. Ich habe mit
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