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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Turnier. Fünfhundert Mäuse. Ich weiß, dass ’ne Menge Spieler dort waren. Versuch’s mal da. Sprich mit Izz. Ein kleiner Typ, der im Hinterzimmer herumhängt. Sag ihm, dass du mich kennst, dann geht’s klar.«
    »Gut, wenn was daraus wird, sehe ich zu, dass die Strafe für deinen Bruder verkürzt wird.«
    »Danke, Mann. Hey, willst du noch ein Bier?«
    »Hast du immer noch Smokey Robinson in der Box?«
    Sam setzte eine entrüstete Miene auf. »Klar doch.«
    »Gut. Dann komm ich gern darauf zurück.«
    Bei Uptown Billiards fiel Tonys Empfang deutlich kühler aus, doch er fand Izz, der
tatsächlich
klein war und sich
tatsächlich
im Hinterzimmer aufhielt, allerdings keineswegs herumhing; er erleichterte gerade einen jungen Spieler um ein ansehnliches Bündel Geldscheine, indem er den Tisch beim Eight-ball leer fegte, ohne sich sonderlich zu konzentrieren. Nachdem er das Geld eingesteckt und zugesehen hatte, wie der Verlierer aus der Halle schlich, wandte sich Izz an Tony und zog eine gezupfte Augenbraue hoch.
    Tony stellte sich vor und nannte Sams Namen.
    Izz schaute ihn an, als wäre er eine leere Wand. Tony fuhr fort: »Ich suche jemanden.« Er beschrieb den Täter.
    Ohne ein Wort ließ Izz ihn stehen und erledigte einen Anruf. Tony bekam genug mit, um zu verstehen, dass er Sam angerufen hatte, um seine Geschichte zu überprüfen.
    Er kehrte zum Tisch zurück und legte die Kugeln zurecht.
    »Ja«, sagte Izz. »So ein Typ war heute hier. Ich erinner mich an die Rolex. Er nahm sie ab und ließ sie beim Spielen auf der Bar liegen, also konnte sie nicht echt sein. Er war gut, hat aber die zweite Runde versaut. Er hat sich zu sehr angestrengt, verstehen Sie, was ich sage? Wenn man so spielt, kann man niemals gewinnen. Sobald man sich anstrengt, hat man schon verloren.«
    »Hängt er öfter hier rum?«
    »Manchmal. Ich hab ihn im Viertel gesehen. Bleibt die meiste Zeit für sich.«
    »Wie heißt er?« Tony verabschiedete sich von zwei Zwanzigern.
    Izz ging zur Bar und blätterte in einem Stapel durchweichter und geknickter Blätter. Teilnehmer des Turniers, vermutete Tony. »Devon Williams. Ja, das muss er sein. Alle anderen hier kenn ich.«
    Weitere hundert Dollar wechselten den Besitzer. »Haben Sie seine Adresse?«
    »Bitte schön!«
    Er wohnte an der 131st Street, bloß vier Blocks entfernt.
    »Danke, Mann. Bis später.«
    Izz antwortete nicht. Er versenkte zwei Kugeln hintereinander, eine Halbe, eine Volle. Dann ging er um den Tisch herum und murmelte: »Entscheidungen, verdammte Entscheidungen.«
    Tony trat auf die Lexington Avenue hinaus und dachte nach. Wenn er Verstärkung anforderte, würden alle wissen, was lief, und die Detectives würden sich darauf stürzen wie die Habichte. Im Handumdrehen würden sie ihm den Fall wegnehmen. Ein anderer würde die Verhaftung vornehmen, und die Chance, seine Bewerbung als Detective anzukurbeln, wäre dahin.
    Okay, beschloss er, ich ziehe es allein durch.
    Bewaffnet mit seiner Glock und seinem am Knöchel festgeschnallten Ersatzrevolver stürzte sich Tony Vincenzo also in die Wohnbezirke Harlems. Der Nebel und die Luft waren hier schwer und absorbierten die Geräusche der Stadt. Er fühlte sich wie in einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort – vielleicht in einem Wald oder in den Bergen. Es war still, sehr still und unheimlich. Ein Wort kam ihm in den Sinn. Ein Begriff, den sein Vater einmal im Zusammenhang mit Musik benutzt hatte:
Nocturne
. Tony war nicht ganz sicher, was er bedeutete, nur dass es mit Nacht zu tun hatte. Und, so glaubte er, mit etwas Friedlichem.
    Was, wie er fand, irgendwie verdammt komisch war. Gerade war er auf dem Weg, einen bewaffneten und gefährlichen Täter ganz allein zu verhaften, und dachte an friedliche Musik.
    Nocturne…
    Fünf Minuten später hatte er das Mietshaus erreicht, in dem Devon Williams wohnte.
    Er drehte die Empfängerlautstärke seines Motorola-Funktelefons herunter und befestigte es an der Schulter seiner Lederjacke, so dass er selbst im Fall, dass auf ihn geschossen würde, vielleicht noch einen 10-13-»Officer braucht Hilfe«-Notruf absenden könnte. Dann steckte er sein Polizeiabzeichen an die Jackentasche und zog seine Glock.
    Er schlich in den Hausflur und las die Namensschilder. Williams wohnte in einem Apartment im ersten Stock. Tony verließ das Haus wieder und stieg die Feuerleiter hinauf. Das Fenster stand offen, doch die Vorhänge waren zugezogen. Er konnte das Innere nicht deutlich erkennen. Trotzdem

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