Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
Verhaftung Hoffstedts eingehen? Diese Verhaftung muss ich denen auf jeden Fall als Erfolg der Heiligenburger Polizei verkaufen.“ Das klang drohend und betretenes Schweigen folgte. „Oder soll ich der Presse da draußen erzählen, wie inkompetent die Polizei hinter einem Taxi herjagte, während sich die Verbrecher aus dem Staub machten? Ich sinn alt de Schlaachzeil en de Zeidung. Also, leev Fraulück und Käls, setzt üch!“
D rei Stunden nach seiner Verhaftung saß Rainer Hoffstedt wie ein bockiger kleiner Junge, dem nicht bewusst war, dass er etwas angestellt hat, im Verhörraum und starrte schweigend vor sich hin. Zwei Beamte bewachten ihn.
Reiser sah durch die Glasscheibe in den Raum. Er hörte, wie sich hinter ihm die Tür leise öffnete, doch Reiser bewegte nicht einmal den Kopf, denn er erwartete Simon, um gemeinsam das Verhör zu beginnen.
„Du siehst müde aus“, sagte Maikes Stimme hinter ihm. Erfreut drehte er sich um und schaute in ihre schönen Augen. Er lächelte.
„Das konntest du gar nicht sehen, du hast mich doch nur von hinten betrachten können.“
Auch Maike lächelte.
„Ich hab’s an deinen Schultern erkannt“, antwortete sie vergnügt. „Ich sehe so etwas.“
„Ja, du hast recht, ich könnte tatsächlich eine Mütze Schlaf gebrauchen. Gleich nach dem Verhör hau ich mich ein, zwei Stündchen hin, eine Dusche und ich bin wie neu.“
„Meinst du“, ihr Kopf zeigte in Richtung des Gefangenen, „dass er euch weiterhelfen kann?“
„Keine Ahnung, aber es sieht ja ganz danach aus, dass Mario – oder von mir aus auch Lorenzo – ihn auch ziemlich verarscht hat. Er muss eine Stinkwut auf den Mistkerl haben. Das könnte für uns von Vorteil sein.“
„Seine Fingerabdrücke sind nicht bei den Abdrücken dabei, die wir bei Christoph Stein sichern konnten. Aber das bedeutet ja gar nichts.“
„Nein, das bedeutet nichts. Gewalttätigkeit scheint kein Fremdwort für ihn zu sein. Eine wehrlose Frau so fest zu schlagen, wie er Annabell Stein geschlagen hat, deutet auf Gleichgültigkeit und Skrupellosigkeit hin. Ich traue ihm diese Morde durchaus zu. Gedichteschreiben allerdings nicht. So viel Hirnmasse ist bei dem nicht mehr übrig. Was uns also wieder zurück zu Mario-Lorenzo bringt. Er könnte der Kopf hinter dieser ganzen Geschichte sein, Hoffstedt nur sein armseliger Handlanger.“
Wieder öffnete sich die Tür, sein Kollege trat ein.
„Lass uns anfangen, Partner. Bevor ich noch einschlafe.“
Die Kritik, die er und Simon vor wenigen Minuten einstecken mussten, hatte sie beide schwer getroffen. Besonders weil sie der Wahrheit entsprach und sie nichts dagegen vorbringen konnten.
Sie traten nacheinander in den Verhörraum. Sofort erhob sich der Festgenommene und schickte einige zornige Verwünschungen in ihre Richtung. Einer der Beamten ging zu ihm, legte ihm beide Hände auf die Schultern und drückte ihn zurück auf den Stuhl.
„Setzen!“, befahl er ihm mit Nachdruck.
„Ruft sofort meinen Bruder an! Ich sage euch überhaupt gar nichts!“ Seine dunklen Augen blickten aufsässig und trotzig, sein bulliges Gesicht zu einer Grimasse verzerrt.
„Wer sagt denn, dass wir Sie etwas fragen wollen?“ Reiser nahm auf dem gegenüberliegenden Stuhl Platz. Simon blieb mit verschränkten Armen stehen. „Eigentlich ist die Sache für uns ganz klar. Wir haben genug Beweise, um Sie für lange Zeit hinter Gitter zu bringen. Drogenhandel, Körperverletzung, bewaffnete Geiselnahme, Entführung und so weiter und so weiter. Eine ganz schön lange Liste, Herr Hoffstedt, nicht wahr?“ Reiser beugte sich zu ihm hinüber, während er sich mit den Ellbogen seiner Arme aufstützte. „Und dann haben wir noch die zwei Morde an Ihren Freunden, dafür werden Sie lebenslänglich bekommen“, sprach er leise, hauchte diese Worte beinahe, sodass sie kaum zu verstehen waren.
Doch sein Gegenüber hatte ihn verstanden. Sein Gesicht war kalkweiß.
„Das könnt ihr mir nicht anhängen, ihr Schweine. Das war ich nicht.“
„Jetzt kommt auch noch Beamtenbeleidigung dazu, die Liste wird länger, Hoffstedt.“ Reiser lehnte sich entspannt zurück und lächelte. „Wir werden Sie drankriegen, keine Frage. Sie hatten mit beiden Opfern Kontakt, der eine war Ihr Abnehmer, der andere Ihr Dealer. Warum mussten sie sterben, Hoffstedt? Haben sie Sie erpresst? Wollten sie ein Stück vom Kuchen abhaben?“
„Ich sage gar nichts.“
„Sie wissen aber schon, dass es strafmildernd für Sie sein könnte, wenn
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