Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
Frage gestellt hatte. Zu schmerzhaft waren diese Erinnerungen, wenn er an Catherine dachte, an die glückliche Zeit, die sie zusammen verbracht, und die Pläne für eine gemeinsame Zukunft, die sie zusammen geschmiedet hatten.
Eine hübsche Stewardess begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln an Bord der Maschine und Simon schlängelte sich durch den engen Gang zu seinem Platz im hinteren Bereich des Flugzeuges, was immer aufs Neue ein schwieriges Unterfangen bedeutete mit seinen fast 1,95 m und seinem massiven Körperbau.
Mit Erleichterung stellte er fest, dass sein Platz neben ihm frei bleiben würde und er beschloss, ruhig und entspannt den Rückflug zu genießen. Es nützte ja nichts, sich aufzuregen.
Er wusste, dass eine Menge Arbeit auf ihn wartete und er konnte natürlich nicht behaupten, dass er sich auf die Aufgabe freute.
Mord war schließlich keine erfreuliche Angelegenheit, aber sein beruflicher Ehrgeiz war geweckt und deshalb sah er dem Abbruch seines Urlaubs gelassen entgegen.
Und vielleicht war es Schicksal, wie alles im Leben, sinnierte er, dass er jetzt nicht im Flieger nach London saß, um am folgenden Abend Catherine auf der Bühne zu bewundern – als eine der erfolgreichsten britischen Schauspielerinnen, die es sogar bis nach Hollywood geschafft hatte, seine kleine Catherine, mit den rotblonden Haaren, dem hellen Teint und den lustigen Sommersprossen auf ihrer Stubsnase –, sondern dass dieses Flugzeug ihn nach Hause flog, zurück in sein Leben, zu seiner neuen Arbeit. Und zu seinem Sohn Julian.
Zu unser beider Sohn, Cath , dachte er, den du bei mir zurückgelassen hast, um eine Karriere in der großen weiten Welt anzustreben .
Das Flugzeug startete mit dröhnenden Triebwerken Richtung Heimat, und Simon blickte durch das kleine Fenster hinunter auf das sich immer weiter entfernende Land, in dem seine Vergangenheit lag und seine große Liebe, die er niemals vergessen konnte.
Als er Julian nach so vielen Jahren das erste Mal wiedergesehen hatte, hatte er ihn so stark an sie erinnert, dass ihm bei ihrem Wiedersehen kein Wort über die Lippen gekommen war und er ihn sprachlos angestarrt hatte. Er hatte ihre Locken, ihre Augen und die Nase inklusive der Sommersprossen von ihr geerbt, seine Augen sprühten und er konnte die Abneigung spüren, die Julian ihm entgegenbrachte. Dies konnte er ihm nicht verdenken. Auch er, sein Daddy, ließ ihn im Stich. Völlig überfordert wälzte er die Verantwortung auf seine Eltern ab und bat sie, den Jungen großzuziehen. Sie haben ihn geprägt und sie stillten seine Tränen im Schmerz um den Verlust seiner geliebten Mummy, die vor fast zwanzig Jahren von einem auf den anderen Tag aus seinem Leben verschwunden war.
„Kann ich Ihnen etwas anbieten?“ Die hübsche Stewardess lächelte ihn an. „Kaffee oder Tee oder lieber ein kaltes Getränk?“
Simon, noch ganz in Gedanken versunken, erwiderte das Lächeln. Er wusste, dass er ein sogenannter Frauentyp war und ganz passabel ausschaute, wie ihm ständig jemand unter die Nase rieb. Im nächsten Monat würde er vierundvierzig sein, ein Mann im besten Alter, zu jung, um ewig alleine zu sein, hatte seine Mutter noch letzte Woche zu ihm gesagt.
„Schließe das Kapitel mit ihr endlich einmal ab“, meinte sie, „und verliebe dich neu. Kann doch nicht so schwer sein?“ War er deshalb nach England gereist, um endgültig einen Schlussstrich zu ziehen?
Simon hatte es sich nie anmerken lassen, wie verletzt er war, und er hatte über Catherine nie ein schlechtes Wort gesagt, zu niemandem. Als Julian klein war, sprach er oft mit ihm über seine Mummy, die ihn, auch wenn sie nicht zu ihm kommen könnte, trotzdem ganz lieb hätte.
Natürlich hatte Julian tausend Fragen gehabt und alle führten immer zu dieser einen Frage: „Warum kann Mummy nicht kommen?“
Simon ahnte, dass es ihr nicht leichtgefallen sein konnte, denn die ersten zwei Jahre, die sie mit Julian verbracht hatte, waren zärtlich und voller Liebe gewesen. Sie war eine wunderbare Mutter, auch wenn sie immer ein wenig abwesend erschien, kümmerte sie sich hingebungsvoll um Julian. Und doch … Sie hat uns verlassen . Und nie mehr zurückgeschaut, es gab nur einen Brief, in dem sie ihm erklärte, dass sie ihren großen Traum verwirklichen wollte, dass es in diesem Leben keinen Platz für ihn und Julian gab und es für Julian besser wäre, wenn sie aus seinem Leben verschwinden würde. Sie wollte sich auch nicht ab und an einmal melden, um die
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