Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
Bruder aufgewachsen waren.
Er hatte Glück gehabt. Irgendwann kam einer ins Jugendzentrum, ein ehemaliger Bodybuilder, der aussah wie ein Wrack, zeigte ihnen Bilder und Filme und erzählte ihnen schreckliche Geschichten über Anabolika, wie das Zeug seinen Körper fertiggemacht hätte, dass die Haut auf Dauer Risse bekommen hätte und dann aufplatzt sei. Und er erzählte ihnen von den anderen Nebenwirkungen, wie Impotenz, Krebs und Depressionen. Den meisten im Zentrum war es egal gewesen, was der Typ zu berichten hatte, aber Dieter hatte es mit der Angst zu tun bekommen und die Finger davon gelassen.
Er wusste, dass der Wunsch, dabei zu sein, so stark war, dass viele ihre Bedenken einfach über Bord warfen. Sie steckten ihren Kopf im wahrsten Sinne in den Sand.
Dieter folgte seinem Bruder und gelangte in das Herzstück des Fitness-Studios. Im letzten Jahr hatten sie etliche tausend Euro in neue Geräte investiert, die Kredite mussten abbezahlt werden. Die Schulden erdrückten sie, vielleicht hatte Rainer ja doch recht, wahrscheinlich sah er nur Gespenster.
Aber , dachte er missmutig, ich werde ein wachsames Auge auf ein paar Jungs haben, die mir verdächtig vorkommen .
Chris war einer von ihnen. Seine Muskeln waren in den letzten Monaten regelrecht explodiert. Sie konnten es sich nicht leisten, in irgendeiner Form mit Anabolika in Verbindung gebracht zu werden. Das würde dem guten Ruf, den das BFit genoss, schaden und in eine finanzielle Katastrophe führen und das würde er niemals zulassen .
Ich werde mit ihm sprechen. Er wird es leugnen, wird sein breites Lächeln im Gesicht zeigen und voller Spott sagen: Nein, Dieter, so etwas nehme ich nicht, Kumpel. Du musst doch wissen, wie viel ich hier trainiere.
Ja, im Leugnen waren sie stark . Er erreichte die kleine Theke, die sie in der Mitte des Fitness-Bereiches platziert hatten, um die Durstigen während des Trainings mit Getränken zu versorgen. Auf der Theke stand eine kleine bunte Schale gefüllt mit frischem Obst, ein kostenloser Service, den die Sportler gerne in Anspruch nahmen.
Dieter lächelte, als er die Schnabelspuren in einem der Äpfel entdeckte. Er sah sich nach dem Missetäter um und entdeckte ihn schließlich in der großen Palme am Eingangsbereich. Als ob Bandit seinen Blick gespürt hätte, flog er im Sturzflug auf ihn zu, setzte sich auf seine Schulter und zwickte ihn leicht ins Ohr. Eigentlich war es Rainer gewesen, der den Vogel angeschafft hatte, jedoch sein Interesse an Bandit war schnell vergangen. Also übernahm er die Fürsorge und Pflege des Kakadus, der im Laufe der vergangenen Jahre zum Maskottchen des Studios geworden war.
Annabell, die an fast jedem Wochenende den Dienst übernahm, nickte ihm zu, als sie ihn sah, ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund.
„Ah, Hallo Dieter. Gut, dass du kommst. Hast du Zeit für eine Trainings-Einführung? Ich habe, wie du siehst, alle Hände voll zu tun. Das nette Pärchen dort drüben“, sie schaute in Richtung Eingang und er folgte ihrem Blick, „würde gerne einmal zur Probe trainieren.“
„Nötig hätten sie es ja“, sagte Dieter leise und erwiderte ihr Lächeln.
„Ja, da könntest du recht haben“, stimmte Annabell fröhlich zu, doch plötzlich verschwand ihr Lächeln und ihr Gesicht wurde ernst.
„Hat Rainer es dir schon erzählt? Das von Chris?“
„Was soll er mir erzählt haben?“ Dieter blickte alarmiert auf. „Nein, er hat mir nichts gesagt. Was ist mit Chris?“
„Sebi hat ihn gestern Abend tot in seiner Garage gefunden, vermutlich eine Überdosis, keine Ahnung. Ich wusste gar nicht, dass er auf Drogen war.“ Dieter schaute sie entsetzt an. „Sebi war gestern so durch den Wind, dass er sogar Enzo, den Wurm, bezichtigt hat, Chris das Zeug verkauft zu haben. Weißt du etwas davon? Ich blicke da nicht mehr durch.“
Oh, mein Gott , dachte Dieter bestürzt. Chris tot. An einer Überdosis gestorben. Ist doch klar, dass die jetzt zu uns kommen, die Bullen. Ich ahnte, dass da was nicht stimmt und Rainer … Hat er das alles gewusst? Und warum hat er mir den Tod von Chris verheimlicht?
„Sebi wird heute verhört, und dann knöpfen sie sich Enzo bestimmt auch vor.“ Annabell schien gelassen. „Und schau, da kommt die Kripo ja schon.“ Sie lächelte, als sie Julian erblickte, der gerade zur Tür hereinkam. Dieter schaute grimmig, war jedoch erleichtert, als er Julian erkannte, nickte ihm zu und ging, um nach seinem Bruder zu suchen.
Julian Bryan-Hachenberg war
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