Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
Vom Netzwerk:
blond, der Traum eines jeden Jungen. Unerreichbar . Sein Magen zog sich zusammen, als er an sie dachte. Und er musste immerzu an sie denken.
    Wieder nahm er dieses seltsame Geräusch wahr, brechende Äste vielleicht. Voller Panik drehte er sich um und es schien ihm, im Dickicht eine Bewegung wahrgenommen zu haben.
    Enzo beschleunigte seine Schritte, doch plötzlich stockte sein Atem und er hielt ruckartig inne. Fassungslos starrten seine Augen auf die großen gegenüberliegenden Eichen, diese drei wunderschönen riesigen Bäume mit den weit ausladenden knorrigen Ästen, die er schon so oft bei seinen Spaziergängen mit Jackie bewundert hatte. Jedes Mal hatte er sich gefragt, wie viele Jahre diese Riesen wohl schon auf dem Buckel hatten.
    Was war das? Ungläubig erkannte er an der in der Mitte stehenden Eiche eine Schlinge, unter einem großen Ast stand ein niedriger Holzschemel.
    Ein grässlicher Gedanke schoss ihm durch den Kopf.
    Wie in diesen Wild West-Filmen, die ich mir als Kind immer so gerne angesehen habe, mit Bud Spencer und Terence Hill, die Italo Western natürlich, das waren die besten . Oder wie in „Spiel mir das Lied vom Tod“. Ein Klassiker. Genauso .
    Genauso wie in dem Gedicht, dem er keinerlei Bedeutung beigemessen hatte, als er es heute Morgen als Kurznachricht auf seinem Handy erhalten hatte. Wie sollte er auch?
    Da treibt scheinbar jemand ein ganz albernes Spiel mit mir , dachte er ärgerlich. Das Seil schaukelte im Wind und Regen hin und her, als er neugierig ein paar Schritte auf den Baum zuging. Das ganze Szenario erschien ihm unwirklich.
    Jetzt hörte er es ganz deutlich. Es war genau hinter ihm.
    Enzo blieb ruckartig stehen und aus den Augenwinkeln erkannte er, wie sich Jackies Nackenhaare aufstellten und sich ihr Bellen ins Unermessliche steigerte.
    Im gleichen Moment, als sich etwas um seinen Hals legte, eine unbeschreibliche Angst durch seinen Körper floss und er sich einnässte, wusste er, dass er sterben würde.

D as rot-weiße Absperrband flatterte im Wind auf und ab. Der Regen hatte etwas nachgelassen, doch von den Bäumen tropfte nach wie vor das Wasser auf den völlig durchweichten Boden. Zwischen dunklen Wolken lugte die Abendsonne hervor und tauchte den Ort in ein unwirkliches Licht.
    Na klasse , dachte Reiser, als er sich angesichts der hohen Luftfeuchtigkeit leicht schnaufend dem Tatort näherte. Fußspuren würden hier wohl kaum zu finden sein. Er atmete tief ein. Es roch aromatisch nach Harz und frischer Erde.
    Die Beamten des Erkennungsdienstes in ihren weißen Plastikanzügen bewegten sich wie in Zeitlupe. Jeder Zentimeter musste akribisch untersucht, jedes noch so scheinbar bedeutungslose Teil nicht nur fotografiert, sondern auch in eine gesonderte Beweismitteltüte eingepackt werden.
    In dem Zelt, das aufgebaut wurde, um eventuellen Schaulustigen die Sicht zu nehmen und um weiteren Regen abzuhalten, lag der zweite tote junge Mann. Das Dezernat hatte Reiser schon telefonisch in groben Zügen den Sachverhalt geschildert. Es handelte sich um einen erhängten jungen Mann, zirka Mitte zwanzig, ausländischer Herkunft.
    „Hallo Leute, habt ihr schon etwas Brauchbares?“, begrüßte er die Kollegen vor Ort.
    „Ey, Rio, die Sonne geht auf an der Copacabana.“ Die Männer von der Spurensicherung lachten und amüsierten sich köstlich. „Aber, aber. Gib uns noch ein paar Stunden, denn so lange weilen wir noch nicht an diesem düsteren Ort.“
    Im Hinblick auf den Grund ihrer Anwesenheit konnte Reiser die gute Laune seiner Kollegen kaum nachvollziehen. Er ignorierte die Anspielung auf seinen Namen und schaute sich um. Ein idyllischer Ort. Mystisch, entschied er. Wäre dort nicht gerade ein junger Mann gestorben, hätte ihm dieser Ort durchaus gefallen. Wie alt mögen diese riesigen Eichen mit ihren großen ausladenden knorrigen Ästen und der dicken Rinde wohl sein? Hundert Jahre, mehrere Hundert Jahre? Er hatte keine Ahnung, war aber durchaus beeindruckt.
    „Hier ist es richtig zur Sache gegangen“, meinte einer der Beamten. „Schau hier. Der Boden unter der Eiche mit der Leiche, hah, reimt sich sogar. Vielleicht sollte ich Dichter werden.“ Sein dümmliches Grinsen hätte Reiser ihm mit Vergnügen aus dem Gesicht gewischt. „Die Erde an dieser Stelle ist völlig aufgewühlt. Falls hier nicht eine Horde Wildschweine durchgerast ist, würde ich darauf tippen, dass der Junge sich nicht alleine aufgeknöpft hat.“
    „Irgendwelche brauchbaren Schuhabdrücke?“, fragte

Weitere Kostenlose Bücher