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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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Also streifte er seine Regenjacke über, denn seiner Mama etwas abzuschlagen, war schier unmöglich. Eher schneite es im Juli, als dass er sich dies trauen würde.
    Er rief den Hund zu sich und beide marschierten in Richtung Gierather Wald, ein kleiner dichtbewachsener Mischwald direkt vor ihrer Haustür. Bei schönem Wetter traf man immer jemanden an .
    Doch heute werde ich den Wald wohl für mich alleine haben , dachte sich Enzo, schloss den Anorak und zog die Kapuze tiefer in die Stirn.
    Es regnete in Strömen. Pfützen bildeten sich im matschigen Waldboden. Der Schlamm erschwerte das Gehen und Jackie war schon nach wenigen Minuten völlig durchnässt und verdreckt. Enzo wählte stets die gleiche Strecke, für Experimente blieb keine Zeit.
    Links vom Weg standen hohe Fichten, auf der rechten Seite wuchsen Laubbäume. Er überquerte die erste Gabelung und lief weiter den kleinen Bach entlang, der wiederum in einem Tümpel endete.
    Erschrocken zuckte Enzo zusammen, als er plötzlich ein Geräusch wahrnahm. War das ein Knacken im Unterholz gewesen? Hastig zerrte er die Kapuze vom Kopf und horchte. Doch er hörte nichts außer dem prasselnden Regen und den raschelnden Blättern im Wind. Und dennoch hatte er schlagartig das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
    Vielleicht gibt’s ja noch mehr so Verrückte wie uns , versuchte er sich selbst zu beruhigen und stampfte weiter durch den aufgeweichten Boden, vorbei an dem Grillplatz mit dem kleinen Holzhäuschen, der bei schönem Wetter ein beliebtes Ausflugsziel war. Heute lag die Hütte einsam und verlassen dort.
    Er spürte die Unruhe, die Jackie gepackt hatte. Sie war nicht unbedingt ein Beschützer-Hund, eher ängstlich und sie lief so nah bei ihm, dass er fast über sie gestolpert wäre. Seltsamerweise schlug sein Herz wie rasend. Dieses Gefühl der Angst hatte er bis dahin nie gekannt. Die kleinen Härchen im Nacken stellten sich auf und seine Augen versuchten irgendeine Bewegung zwischen den Bäumen auszumachen. Der Regen war stärker geworden, das Wasser lief in Rinnsalen aus seinen langen Haaren über sein Gesicht, sodass sein Blick verschwommen war.
    „Hallo?“ Er kam sich ziemlich dumm vor, als er in den Wald rief: „Ist da jemand?“
    Keine Antwort, nur das Rauschen der Bäume und das Plätschern des Regens.
    Verflucht , dachte er, ich sehe schon Gespenster , und setzte seinen Weg fort.
    Jackie folgte geduckt und ohne große Begeisterung in geringem Abstand. Es war nicht mehr weit, nur noch ein paar Minuten, dann waren sie zuhause. Enzo freute sich auf eine warme Dusche und einen starken Espresso, allerdings so wie ihn die Italiener tranken. Die Deutschen hatten keinen blassen Schimmer, wie ein richtiger Espresso sein sollte. Das wässrige Zeug, das die Gäste von ihnen verlangten, war einfach nur widerlich.
    Früher, als er klein war, wurde er immer von seiner Mama aufgezogen. Als Kind und auch heute noch hasste er die Tatsache, der Kleinste zu sein. Irgendwie dachte Mama wohl, sie könnte ihn damit aufmuntern oder trösten, deshalb sagte sie ständig: „Du bist wie ein richtiger Italiener, darauf kannst du stolz sein, denn ein richtiger Italiener ist wie ein Espresso: kurz und dunkel. Und stark.“ Dabei lachte sie immer ihr fröhliches Lachen und strich ihm über sein dunkles lockiges Haar.
    Die Stärke, schmunzelte er innerlich, musste er sich weiterhin hart erarbeiten. Seine Mama konnte man eher mit einer Pizza vergleichen: rund und üppig, eine italienische Mama wie aus dem Bilderbuch. Die Gäste des „Leonardo“ liebten sie. Seit sein Bruder das Weite gesucht hatte, war er ihr Ein und Alles. Ja, auch er liebte seine Mama.
    Und ich liebe Annabell! Habe ich gestern den größten Fehler meines Lebens begangen? , fragte er sich. Enzo seufzte. Verdammt, ich wünschte, ich hätte sie nicht angesprochen .
    Sie war so wütend gewesen, dass er schon dachte, sie wolle ihm die Augen auskratzen.
    „Halt bloß die Klappe, du elender Mistkerl!“, hatte sie ihn angeschrien, ihre Stimme sich förmlich überschlagend. „Sonst mache ich dich fertig. Was fällt dir eigentlich ein? Für wen hältst du dich?“
    Er fühlte sich wie erschlagen. Und im nächsten Moment hielt sie inne, beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte mit leiser Stimme in sein Ohr: „Oder soll ich der Polizei erzählen, was Klein Enzo für ein Hobby hat?“
    Er war tief verletzt gewesen, doch seine Liebe zu ihr war so groß, er würde ihr alles verzeihen.
    Meine schöne Annabell, schlank und

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