Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
veranlasst Sie zu dieser Annahme, verehrte Kollegin Gottburg?“ Erfreut blickte sich Maike um und ihre Augen strahlten, als sie Simon erkannte, der lautlos das Zelt betreten hatte.
Reiser wusste, dass die zwei gute Freunde gewesen waren, bevor Simon seinen Dienst im Ausland angetreten hatte. Doch er hoffte inständig, dass es keine Liebesbeziehung zwischen den beiden gab und geben würde. Der Stachel der Eifersucht machte sich in seinem Herzen breit, als er Maikes Blick auffing. War sie in Simon verknallt und ging deshalb nicht mit ihm aus?
„Reiser.“ Simon nickte kurz in seine Richtung. „Was haben wir, Maike?“
„Die Sache ist ziemlich eindeutig. Tod durch Erdrosseln! Schau hier am Hals, die Marke verläuft zirkulär. Es gibt kein Ansteigen der Marke. Hätte er sich erhängt, würde die Strangulationsmarke zum Knoten hin verlaufen.“
Simon blickte in das starre Gesicht des toten Jungen.
„Kannst du uns schon ungefähr sagen, wann er getötet wurde.“
„Ich denke, so vor 2 bis 4 Stunden, die Totenstarre ist noch nicht voll ausgeprägt. Genaues sag ich euch nach der Obduktion. Ich mach jetzt mal weiter, bis später, Jungs.“
Simon und Reiser waren entlassen und sie wussten beide, dass weitere Fragen zu diesem Zeitpunkt Maike nur verärgern würden und das wollte keiner der beiden riskieren.
„Wartet, Jungs!“ Sie waren gerade dabei, das Zelt zu verlassen, als Maike sie zurückrief. „Er hat sich gewehrt, es gibt Spuren an den Fingern, die darauf hinweisen. Ich dachte, das solltet ihr noch wissen.“
Simon und Reiser verließen das Zelt, bückten sich unter dem Absperrband hindurch und beobachteten die Spurensicherung bei ihrer Arbeit. Simon schaute nachdenklich. Reiser griff in seine Hosentasche, fand die zerknüllte Schachtel und zündete sich eine Zigarette an. Er nahm einen tiefen Zug und atmete den Rauch geräuschvoll wieder aus.
„Im Wald darf man nicht rauchen“, sagte Simon missbilligend.
„Ich bitte dich, Chef. Es hat die ganzen Wochen nur geschüttet. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich damit einen Waldbrand auslösen könnte. Das würde momentan noch nicht einmal ein Flammenwerfer schaffen.“ Reiser grinste vor sich her. „Schau dich doch mal um.“
„Wer hat ihn gefunden?“ Simon ignorierte seinen Einwand.
„Ich habe noch keine Ahnung“, erwiderte er, „ich bin ja auch gerade erst angekommen. Aber Chef, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den Jungen gestern Abend am Tatort unter den Schaulustigen gesehen habe. Ich kann mir gut Gesichter merken und die Nase ist ja auch kaum zu übersehen. Und da ist noch etwas. Er war mit dem Jungen, der den ersten Toten gefunden hatte, in eine Schlägerei verwickelt. Ich fragte ihn natürlich, was er am Tatort zu suchen hatte. Allerdings leugnete er, dagewesen zu sein. Der Name des Toten ist Enzo Rossi.“
„Also gibt es eine Verbindung“, bemerkte Simon. Natürlich gab es eine Verbindung, zwei Morde innerhalb von vierundzwanzig Stunden in ihrem Bezirk konnten kein Zufall sein.
„Okay, lass uns herausfinden, wer ihn gefunden hat und dann fahren wir zu den Angehörigen. Das gefällt mir hier alles überhaupt nicht. Wieso inszeniert jemand zwei Selbstmorde so stümperhaft, dass man sofort weiß, es ist Mord?“
Simon und Reiser entdeckten einen Polizeibeamten, der zusammen mit einem alten Mann am Ende des Weges stand und auf ihn einsprach. „Das wird wohl die Person sein, die die Leiche gefunden hat.“
Der hochbetagte Mann stützte sich schwer auf einen Stock und schüttelte immer wieder seinen Kopf. Er war kreidebleich. Als der Polizeibeamte die beiden Kommissare erblickte, kam er ihnen entgegen, grüßte höflich und erstattete sofort Bericht:
„Karl Pütz, 82, hat den Toten vor ca. 1 Stunde gefunden, redet ziemlich wirres Zeug, irgendetwas Konkretes habe ich nicht aus ihm rausbekommen. Auf die Frage, was er hier denn gemacht habe, hat er auch äußerst ungewöhnlich geantwortet, er sagte wörtlich“, dabei schaute der Beamte auf seinen Notizblock. „»Den Wald, den wollen sie uns auch noch wegnehmen. Bestimmt wollen sie uns den auch noch wegnehmen, aber das lass ich nicht zu. Das sind alles Verbrecher.« Ich habe keine Ahnung, was er damit gemeint hat. Jedenfalls hat er so ein beschriftetes Laken dabei, schauen Sie.“ Er hob das Laken in die Höhe und sie konnten kindlich gemalte Bäume erkennen und dazwischen den Spruch lesen:
Wir wollen den Wald behalten, abholzen verboten!
Simon schaute auf den kleinen
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