Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
Vom Netzwerk:
nicht im Geringsten erstaunt über den regen Betrieb und die vielen sporthungrigen Menschen, die sich heute hier aufhielten.
    Der Geruch von Schweiß gemischt mit Desinfektionsmittel schlug ihm entgegen und im ersten Moment war er angewidert, doch sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, befand er sich in einer anderen Welt, in einer Welt, in der viele Frauen und Männer von wohlproportionierten, durchtrainierten und schlanken Körpern träumten.
    Zielstrebig marschierte Julian an Laufbändern, Steppern und Ergometern vorbei, an denen sich die schwitzenden Gäste abmühten. Er wollte in die im hinteren Teil gelegene Hantel-Ecke des Fitness-Studios. Einige der Gäste grüßten ihn freundlich.
    Julian, selbst ein eher schmächtiger, schlaksiger und recht hochgewachsener Junge, fand es ungemein faszinierend, wie viele verschiedene Charaktere von Menschen sich aus den unterschiedlichsten Gründen in der liebevoll genannten „Muckibude“ abrackerten.
    Bandit begrüßte ihn auf seine wie immer recht charmante Art und Weise, indem er ähnlich wie ein Kamikaze-Flieger kreischend auf ihn zuflog, um in letzter Sekunde die zu erwartende Kollision mit flatternden Flügeln abzuwenden.
    „Der Herr Kommissar persönlich? So früh schon aus dem Bett gefallen?“ Ironie lag in Annabells Stimme, denn kaum einer der jungen Leute ließ sich sonntags vor dem Mittag blicken.
    „Ich weiß, ich musste meinen Vater vom Flughafen abholen.“ Julian war noch ziemlich verschlafen und gähnte lauthals. „Du weißt das schon, das mit Chris?“
    „Allerdings, dafür hat Sebi gestern Abend schon gesorgt.“
    „Ach ja, wie das denn?“ Julians Neugierde war geweckt. Er wollte unbedingt an diesem Fall mitarbeiten und hier im Fitness-Studio wäre der ideale Ort, mit den Ermittlungen zu beginnen.
    Annabell erzählte ihm in kurzen präzisen Sätzen von den Ge- schehnissen im „Leonardo“ am gestrigen Abend. Julian war verwirrt und fragte nach:
    „Bist du dir sicher, dass Sebi von Drogen gesprochen hat?“
    Annabell überlegte kurz.
    „Er hat nur gesagt, dass Enzo ihm irgendetwas verkauft hätte, was, hat er nicht erwähnt, aber ich gehe mal von Drogen aus. Was sollte es denn sonst sein?“ Annabell lehnte sich zu ihm hinüber. „Hoffentlich buchten die den kleinen Wurm jetzt ein“, flüsterte sie, „ich mag ihn kein bisschen, schleicht sich immer so heimlich an dich ran, und es wundert mich auch gar nicht, dass er dealt. Passt irgendwie zu ihm.“ Sie verzog ihren hübschen Mund und schüttelte sich, so als ob sie sich ekeln würde.
    Julian wunderte sich über Annabells heftige Reaktion.
    „Na, hundertprozentig wissen wir das noch nicht, Annabell, bis jetzt sind das nur Vermutungen und die Aussage von Sebi scheint auch nicht gerade aufschlussreich zu sein.“
    „Ja, ich weiß, aber die Prügel hat er auf jeden Fall verdient. Sebi hat ihm voll eine verpasst. Ich hätte es nicht besser machen können.“ Bei diesen Worten grinste sie Julian an. „Ich weiß, du willst so was nicht hören, Julian. Du bist ja einer von den Guten.“
    Julian sah sie neugierig an.
    Flirtet sie etwa mit mir? , dachte er entgeistert. Sie ist so wunderhübsch und bei allen Männern äußerst begehrt, dass ich mir kaum vorstellen kann, sie wäre an mir interessiert .
    Julian verkniff sich jeglichen Kommentar und montierte mit ruhiger Hand die Eisenscheiben auf die Stange. Er war eher der stille Typ, der mit seinem etwas schrägen Humor bei seinen Training-Kumpels sehr beliebt war. Die Mädels sagten immer, er wäre süß, was in seinen Augen nicht gerade das bevorzugte Adjektiv in Bezug auf seine Person war.
    Es war schon eine ganze Weile her, als er das letzte Mal mit einem Mädchen ausgegangen war. Trotzdem hatte er Annabell irgendwie nie in Betracht gezogen. Zu hübsch, zu verwöhnt und zu reich. Sie erinnerte ihn sehr an seine Mutter. Diese Art von Frauen verführen, wickeln dich ein, um dich dann anschließend wie Müll zu entsorgen . Niemals würde er sich auf so etwas einlassen.
    Aber das hier war etwas anderes. Er benötigte Informationen von Annabell. Sonst nichts. Also lächelte er freundlich zurück und bemerkte wie beiläufig:
    „Du doch auch, oder?“

E nzo war spät dran. Aber er hatte seiner Mutter versprochen, noch mit Jackie eine Runde durch den Wald zu laufen, wie jeden Tag zur gleichen Zeit, auch bei diesem Mistwetter, da kannte sie kein Pardon. „Sie wird fett“, pflegte seine Mutter zu sagen, „und ich will keinen fetten Hund.“

Weitere Kostenlose Bücher