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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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seinen Namen gerufen, aber kein Laut war zu hören gewesen. Niemand war da, glaubte sie.
    Wenn er nicht zuhause ist, dann werde ich auch sein Handy nicht finden , hatte sie entmutigt gedacht, jedoch könnte es ja nicht schaden, danach zu suchen. Vielleicht hätte sie ja Glück und er hatte es liegenlassen und sie könnte endlich diese Fotos löschen, die er ihr an ihrem letzten gemeinsamen Abend gezeigt hatte.
    Sie werden die Fotos finden , dachte Viktoria unglücklich, sie werden zu mir kommen, mich verdächtigen und ich werde alles verlieren.
    Der Regen hatte wieder eingesetzt und trommelte auf das schräge Dach des Wintergartens, die Bäume im Garten wogen sich im Wind und die Blätter wirbelten vom Boden aus durch die Luft. Als Kind hatte sie das Klopfen des Regens beruhigt, heute machte es sie nervös .
    Denk nach , verdammt noch mal denk nach .
    Sie legte ihre heiße Stirn auf das kühle Fenster und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie spürte es. Sie spürte das Unheil. Ihre innere Stimme vermischte sich mit dem Heulen des Windes in den Zweigen. Der klagende Ton ließ sie erschauern, doch die Schatten, die sie sah, als sie die Augen wieder öffnete, ließen ihr das Blut in den Adern erstarren. Entsetzt wich sie vom Fenster zurück.
    In genau diesem unfassbaren Moment der Angst klingelte ihr Handy. Sie zuckte zusammen und ihr schmaler Körper begann unkontrolliert zu zittern. Mit Mühe erreichte sie ihr Mobiltelefon, das auf der anderen Seite des Raumes auf einer kleinen Kommode lag.
    „Hallo“, hauchte sie. Keine Antwort. „Hallo, wer ist denn da?“ Nichts. Viktoria atmete schwer. Die Abstände der Anrufe wurden kürzer.
    „Lass mich in Ruhe!“, schrie sie hysterisch. „Ich habe jetzt keine Zeit für diesen Mist, hast du gehört, lass mich endlich in Ruhe!“
    Wütend und mit aller Kraft schmiss sie ihr Telefon gegen das Fenster, wo es zerbrach, stolperte die Treppe hinauf in ihr Arbeitszimmer und schaute, ohne das Licht einzuschalten, hinaus auf die Straße vor ihrem Haus. Niemand. Im Licht der Laterne auf der gegenüberliegenden Straßenseite konnte sie nur den heftigen Regen sehen, der auf den Asphalt peitschte. Tränen füllten ihre Augen, die Angst lähmte sie. Minutenlang, es erschien ihr wie eine Ewigkeit, starrte sie auf die leere Straße.
    Scheinwerfer näherten sich dem Haus und sie erkannte mit Erleichterung das Auto ihrer Tochter Annabell. Sie sah, dass sich das Hoftor dank modernster Technik wie von Geisterhand langsam öffnete und Annabell ihren Wagen vor der Haustür parkte. Annabell stieg schnell aus, und um sich vor dem Regen zu schützen, zog sie ihre Jacke über den Kopf und lief eilig auf das Haus zu.
    Viktoria schaltete das Licht im Flur an und erwartete ihre Tochter am Fuß der Treppe. Sie hörte Annabell leise die Haustür aufschließen, wohl im Glauben, ihre Mutter schliefe tief und fest. Mit gesenktem Kopf stand sie wenige Augenblicke später triefend nass in der Diele. Mit der einen Hand schleuderte sie ihre Jacke auf den Boden, als ob es ein lästiges Anhängsel wäre. In der anderen Hand hielt sie eine langstielige rote Rose. Überrascht, ihre Mutter wach zu sehen, ging sie auf sie zu, reichte ihr die Blume und sang mit lauter heller Stimme:
    „Für dich oder mich soll’s rote Rosen regnen, uns sollten sämtliche Wunder begegnen.“ Sie brach ab und lächelte ihre Mutter von der Seite her an. „Ich schätze, ich habe einen Verehrer, Mama“, sagte sie spöttisch. „Aber vielleicht sind die ganzen Rosen ja auch für dich, nicht wahr?“

A ls Molly Jo Hazelwood erwachte, schien die Sonne durch das kleine Fenster ihres VW-Busses, in dem sie nach wie vor übernachtete, und ließ silberne Lichtreflexe übermütig im Raum umherflirren. Trotz der aufregenden Ereignisse des letzten Tages hatte Molly ausgezeichnet geschlafen und war nun voller Tatendrang. Nachdem sie gestern Abend viele Stunden im stummen Gespräch mit Eduard und auch mit Christoph verbrachte hatte und sich ausführliche Gedanken über ihre Zukunft im Allgemeinen und im Besonderen hier in Heiligenburg gemacht hatte, dürstete es sie nach einer großen Portion Abenteuer.
    Die momentane Stimmung hier im Ort war, wie sollte es auch anders sein nach zwei noch unaufgeklärten Morden, alles andere als gut. Das Böse war ganz unvermittelt über den Ort gekommen, wie ihr Karl gestern mit unheilvoller Stimme verkündet hatte. Nun, wenn das tatsächlich so war, so würde sie das Ihrige dazu tun, um den

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