Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
Vom Netzwerk:
teuflischen Dämonen den Garaus zu machen.
    In ihrer Vorstellung verwandelte Molly Jo sich – eingezwängt in ein knallrotes gymnastikanzugähnliches Trikot – in Super-Molly, die Bezwingerin allen Übels. Wie ein Irrwisch würde sie durch Heiligenburg fegen, um alle Mörder und sonstige Übeltäter zu überwältigen und einer gerechten Strafe zuzuführen. Staunend, mit offenen Mündern und fasziniert aufgrund ihres herausragenden Mutes würden alle Heiligenburger ihr zujubeln, einschließlich dieses unverschämten und arroganten Polizeikommissars. Diese Szene bildhaft vor Augen musste Molly plötzlich lauthals auflachen. Ihre Fantasie war mal wieder mit ihr durchgegangen.
    Durch ein üppiges Frühstück, inklusive Rührei mit Speck und Tomaten, gestärkt, machte Molly sich eine Stunde später auf den Weg in die Stadt. Sie wollte einige Besorgungen erledigen und dann noch auf einen Kaffee bei ihrem wiedergefundenen Freund Karl Pütz in der Altersresidenz Sonnengarten vorbeischauen. Sie hatte es ihm gestern versprechen müssen.
    Auf ihrem Weg, nicht weit von ihrem Fachwerkhäuschen entfernt, kam Molly durch ein kleines Gewerbegebiet. Nein, wie schrecklich , dachte sie, all diese hässlichen Gebäude und Lagerhallen mitten im Wohngebiet. Wie schön war es doch früher gewesen. Aber natürlich wusste Molly auch, dass alles immer zwei Seiten hatte. Für die Bewohner wurden dadurch Arbeitsplätze geschaffen und gewährten somit Wohlstand und Frieden.
    Unvermittelt verharrte sie vor einem nicht sehr einladend wirkenden Bau mit stark verschmutzten Fensterscheiben. „BFit“ las Molly auf einem Schild. Das wird das Fitness-Studio sein, in dem Christoph vermutlich trainiert hat. Gestern noch hatte sie in der Wohnstube ihres Häuschens einen kleinen Stapel mit Flyern entdeckt, auf dem dieses Studio beworben wurde. Neugierig, wie sie war, marschierte sie an den hübschen Blumenkübeln, die einen interessanten Kontrast zu all dieser geballten Hässlichkeit darstellten, vorbei und versuchte, durch die Scheiben zu schauen. Viel konnte sie nicht sehen. Es schien kein besonders reger Betrieb dort drinnen zu herrschen, es war ja auch noch recht früh am Morgen.
    Molly kniff die Augen zusammen und stieß unvermittelt ein verblüfftes „Na, so was!“ aus. Konnte das sein?
    Oben auf einem der Fitnessgeräte, oder besser gesagt Foltergeräte, wie Molly meinte, saß ein großer weißer Vogel und wippte zum Takt der lauten rhythmischen Musik hin und her. Einem spontanen Impuls folgend wollte sie stehenden Fußes das Fitness-Studio erstürmen, um sich den putzigen sportbegeisterten Vogel – Molly hatte ihn inzwischen als Kakadu identifiziert – aus der Nähe zu betrachten. Doch im letzten Moment fiel ihr ein, wie albern das auf die anwesenden Gäste wirken musste, wenn sie in ihrem eleganten Outfit plötzlich mitten im Raum stünde. Sie hatte sich nämlich für Karl extra in Schale geworfen und trug wieder ihr großgeblümtes Kleid, dazu schicke rote Ballerinas und ihren obligatorischen Strohhut.
    Aber ich komme wieder, my darling , versprach Molly. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich ein wenig in den exotischen Vogel verliebt hatte.
    Und so wanderte sie weiter durch ein völlig verändertes Heiligenburg in Richtung Einkaufsmeile. Sie staunte, wie viele Geschäfte dort zu finden waren. Zu ihrer Zeit hatte es einen Gemischtwarenladen, einen Bäcker, einen Metzger und ein Schreibwaren-/Zigarrengeschäft gegeben. Das war es dann aber auch schon gewesen. Voller Freude erkundete Molly ein Geschäft nach dem anderen.
    Nach ihrer Einkaufsorgie machte sich Molly dann mit zwei prall gefüllten Plastiktüten bepackt auf die Suche nach der Altersresidenz Sonnengarten. Da diese unmittelbar auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag, stand sie schon nach wenigen Minuten in der modern gestalteten, aber freundlich und hell wirkenden Empfangshalle.
    Das Foyer der im Herzen des Ortes gelegenen Alterswohnstätte erinnerte eher an eine mondäne Hotellobby, was auf gutbetuchte Bewohner schließen ließ. Molly fragte die lächelnde Dame an der Rezeption nach Karl Pütz.
    „Soviel ich weiß, ist Herr Pütz momentan nicht auf seinem Zimmer, er nimmt an der wöchentlich stattfindenden Gymnastik teil. Wenn Sie den rechten Gang ein Stückchen hinuntergehen, gelangen Sie zu unserem Allzweckraum, der im Moment durch die Gymnastikgruppe belegt ist. Hören Sie die Musik? Dort werden Sie die Herrschaften finden“, teilte die muntere Angestellte Molly

Weitere Kostenlose Bücher