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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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mit.
    Diese folgte den Klängen der fröhlichen Schlagermusik und verweilte dann zögerlich vor der geschlossenen Tür. Keine falsche Schüchternheit , dachte Molly schließlich, öffnete die Tür und befand sich augenblicklich mitten im Gewusel von lachenden, vor sich hin hüpfenden, sich drehenden und durch den Raum schwebenden, nicht mehr ganz taufrischen Personen wieder.
    „Hallo, herzlich willkommen in unserem Seniorenballett »Lahme Enten«!“, rief plötzlich eine ihr bekannte Stimme aus dem hinteren Bereich. Molly drehte sich um und blickte in das grinsende Gesicht von Karl Pütz. „Schön, dass du mich besuchen kommst!“
    Molly umarmte ihren Freund und erwiderte freudestrahlend:
    „Du bist ja noch ganz schön auf Draht für dein Alter, my dear!“
    „Molly, ich möchte dir gerne jemanden vorstellen. Hier ist sie, unsere wunderhübsche und geduldige Gymnastiklehrerin, Annabell.“
    Eine schlanke blonde junge Frau tanzte gerade mit einem selig lächelnden älteren Herrn im Arm im Walzerschritt an den beiden vorbei.
    „Über einen Neuzuwachs würden wir uns alle sehr freuen. Frisches Blut tut immer gut!“, rief sie Molly übermütig zu, reichte ihren Tanzpartner schnell einer schüchtern aussehenden Dame weiter und kam zu Karl und Molly herübergeschwebt.
    Molly war von der vor Energie sprühenden und fröhlichen Annabell sehr angetan. Sie erinnerte sie sehr an sich selbst in jungen Jahren.
    „Wenn es hier immer so herrlich zugeht, werde ich keinen Augenblick zögern und Ihr Angebot sofort annehmen!“, lachte Molly ihr entgegen.
    „Nicht dass Sie einen falschen Eindruck bekommen, aber getanzt wird nur in den letzten 10 Minuten, vorher wird hier tüchtig trainiert. Ausdauer, Muskelaufbau, Beweglichkeit und so fort. Da gibt es kein Pardon!“, lächelte Annabell zurück.
    „Lass dir keine Angst einjagen“, entgegnete Karl augenzwinkernd. „Wir leben alle noch und freuen uns nach wie vor auf jede Stunde. Annabell Stein hat ein Händchen für uns alten Leute“, sagte Karl an Molly gewandt.
    „Stein?“ Molly runzelte die Stirn. „Ich bin auch eine geborene Stein, vielleicht sind wir zwei Schönen ja miteinander verwandt?“
    „Natürlich seid ihr das! Wie konnte ich das vergessen?“ Karl lachte herzlich. „Wenn ich es mir recht überlege, die Familienähnlichkeit, sie ist wirklich verblüffend.“
    Molly und Annabell jedoch waren verstummt und schauten sich mit einem erstaunten Blick gegenseitig in ihre warmen braunen Augen.

„ M ama?“ Charlotte betrat das Wohnzimmer. Ohrenbetäubende Musik aus dem CD-Spieler schallte durch den Raum und Charlotte beobachtete fassungslos und zugleich fasziniert, wie ihre Mutter singend und tanzend, umgeben von Umzugskisten und Zeitungspapier, die Schränke leerräumte. Ein aus Zeitungspapier gebastelter Hut zierte ihren Kopf, ihr Gesicht und ihre Hände zeigten deutliche Spuren von Druckerschwärze.
    „Mama!“ Sie schrie jetzt, um die Stimmen der Beatles in irgendeiner Weise zu übertönen, was ihr scheinbar gelungen war, denn ihre Mutter schaute kurz auf und winkte ihr zu.
    Auf dem Esstisch stand eine halbleere Flasche Rotwein. Charlotte vermutete, dass es sich um einen Chianti oder vielleicht auch um einen Shiraz handelte, die Lieblingsweine ihrer Mutter. Sie konnte das Etikett aus der Ferne nicht erkennen. Das Glas daneben war leer. Unmittelbar hinter der Weinflasche bemerkte sie eine Vase mit einem wunderschönen Blumenstrauß.
    Charlotte lächelte und schrie:
    „Geht’s dir gut, Mama?“
    Theresa hob beide Hände über ihren Kopf und wirbelte sie durch die Luft. Ihr mittellanges braunes Haar klebte schweiß-nass an ihrem Kopf, das Gesicht glühte, aber sie schien das erste Mal seit langer Zeit wieder glücklich zu sein.
    Charlotte hätte sehr gerne den Grund für diese Fröhlichkeit gewusst, denn viel Freude hatte es in Theresas Leben in den letzten Jahren nicht gegeben. Der bevorstehende Umzug oder die Probleme, die Sebastian im Moment mit der Polizei hatte, konnten wohl kaum zu ihrer Erheiterung beigetragen haben.
    „Mama, mach bitte die Musik aus, ich muss kurz mit dir reden.“ Sie ahnte aber, dass ihre Mutter dieser Bitte nicht nachkommen würde, also ging sie schnurstracks zum CD-Spieler, drückte den Stopp-Schalter und wandte sich Theresa zu, die sie schmollend wie ein kleines Kind anschaute, dem man das Spielzeug weggenommen hatte.
    Theresa war ein klein wenig beschwipst, das sah sie, aber sie wirkte dabei locker und beschwingt.
    Charlotte

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