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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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so was von beschissen und in circa einer Stunde sind die Jungs vom LKA da und um 11 Uhr haben wir Besprechung. Das kann ja heiter werden.“
    Simon senkte seinen schwer geplagten Schädel auf den Schreibtisch und verschränkte die Arme über seinen Kopf, sodass Reiser allmählich doch etwas Mitleid mit ihm bekam und sich ein wenig schuldig an Simons Befinden fühlte. Deshalb ging er zum Fenster und öffnete es weit. Feuchte Spätsommerluft strömte augenblicklich ins Zimmer und Simon hob den Kopf, um tief einzuatmen.
    Das Fenster von Simons Büro befand sich an der Vorderseite des Heiligenhausener Dezernats. Zwei Kollegen überquerten gerade den Parkplatz und gingen zu dem Fahrzeug, das sie zu ihrem Einsatz bringen würde. Sie bemerkten Reiser und winkten ihm zu. Auch er hob die Hand zum Gruß. Gerade als er sich abwenden wollte, sah er einen buntbemalten VW-Bus mit kreischenden Rädern um die Ecke schießen. Erschrocken sprangen die zwei Beamten zur Seite und blickten ziemlich dumm aus der Wäsche. Reiser stöhnte, denn er erkannte, dass es sich um das Fahrzeug einer gewissen Molly Jo Hazelwood handelte. Diese hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihr Vehikel ordnungsgemäß zu parken. Oh Gott, nicht die verrückte alte Schachtel. Er musste sie irgendwie abwimmeln, bevor sie wieder ihre Geistergeschichten zum Besten gab.
    „Ich hole dir noch einen Kaffee, dann bist du gleich wieder fit.“ Hastig verließ er Simons Büro.
    Er eilte den Gang hinunter, überlegte kurz, die Treppe zu nehmen, entschied sich dann aber doch für den Fahrstuhl. Die Vorstellung, die mollige Lady würde sich Stufe für Stufe die Treppe in den zweiten Stock hochquälen, war in seinen Augen viel zu abwegig. Nervös wartete er vor dem Aufzug und beobachtete das Licht der Anzeige in der Hoffnung, es würde bald aufleuchten. Ob er es noch schaffte, sie unten am Empfang abzufangen? Das Klingeln des Fahrstuhls schreckte ihn auf. Die Tür öffnete sich langsam, und als er gerade im Begriff war, in den Fahrstuhl zu steigen, wurde er von einer Kavallerie namens Molly Hazelwood über den Haufen gerannt.
    Der Aufprall war derart heftig, dass sie beide für wenige Sekunden jegliche Orientierung verloren und sich darauf konzentrieren mussten, nicht übereinander auf den Boden zu fallen. Reiser wollte sich gar nicht ausmalen, welch peinliches Bild sie abgegeben hätten. Ein Hauch von Unmut huschte über ihr Gesicht, als sie ihn erkannte. Ihre Mimik zeigte ihm deutlich, dass sie nicht mit seiner Person zu kommunizieren gedachte. Und diese Tatsache beruhte gänzlich auf Gegenseitigkeit.

W o war der versprochene Kaffee? Simon stöhnte. Sein Kopf dröhnte nach wie vor, dennoch nahm er den Briefumschlag und drehte ihn um. Kein Absender. Er ertastete einen kleinen Gegenstand, konnte aber nicht erraten, was es sein könnte. Unentschlossen starrte er den Briefumschlag an. Soll ich oder soll ich nicht?
    Simon war so konzentriert, dass er die lauten aufgebrachten Stimmen vor seiner Tür nur im Unterbewusstsein wahrnahm. Würde er später darüber nachdenken, so würde er die helle Frauenstimme mit dem unverkennbaren englischen Akzent wiedererkennen, die energisch auf seinen Partner einredete. Worte wie „Glauben Sie mir doch, die Geister lügen nicht, Sie müssen sich das anschauen“ lagen tief unter der Oberfläche seiner Erinnerung, die er zu diesem Zeitpunkt nicht gedachte abzurufen.
    Also nahm er den silbernen Brieföffner, ein Geschenk seiner Eltern, aus der untersten Schublade seines Schreibtisches und begann ganz vorsichtig, den Umschlag zu öffnen. Neugierig schaute er hinein. Auch jetzt konnte er nicht erkennen, um was es sich hierbei handelte, da der Gegenstand in eine weitere Verpackungsfolie eingewickelt war. Simon begann zu schwitzen. Er wusste, dass es gegen die Vorschrift war, ein ohne Absender versehenes Päckchen zu öffnen. Von der Gefahr, der er sich aussetzte, ganz zu schweigen.
    Just in dem Moment, als er die Hand in den Umschlag stecken wollte, öffnete ein aufgebrachter Reiser die Bürotür, und Simon, geplagt von Gewissensbissen, schrak zusammen, zog blitzschnell seine Hand zurück und ließ bestürzt den Brief fallen.
    „Was bist du denn so schreckhaft? Hier, dein Muntermacher, schwarz, ich hoffe, es ist dem gnädigen Herrn genehm.“ Er stellte die mit dampfend heißem Kaffee gefüllten Tassen auf Simons Schreibtisch, zog sich den Stuhl heran, nahm seinen Becher in die Hand und schlürfte geräuschvoll an seinem Getränk. „Ui,

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