Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
drüben. Kann ich Ihnen etwas anbieten, Kaffee oder vielleicht einen Fitness-Drink?“
„Nein, danke, das ist sehr nett von Ihnen, im Moment nicht.“ Simon folgte Dieter Hoffstedt durch den langgezogenen Flur, vorbei an den Umkleidekabinen und der Tür zum Sauna- und Wellnessbereich.
„Kommen Sie, hier bitte, nehmen Sie Platz, Herr Kommissar.“ Das Büro, ein kleines fensterloses Zimmer, war winzig, Chaos und Unordnung beherrschten das Bild. Auf dem Schreibtisch lag zerbrochenes Glas, Ordner lagen verstreut auf dem Boden und es wirkte auf Simon fast so, als ob hier jemand etwas gesucht hätte, doch Dieter Hoffstedt machte nicht den Eindruck, überrascht oder bestürzt zu sein. Das Chaos schien ihm nicht fremd zu sein. Simon setzte sich auf den einzig freien Stuhl und kam direkt auf den Punkt.
„Herr Hoffstedt, sicher haben Sie schon von den zwei ermordeten Jungen gehört. Es liegen mir Informationen vor, dass beide Mitglieder in Ihrem Fitness-Studio und Ihnen auch recht bekannt waren. Ist das korrekt?“
Simon beobachtete Hoffstedts Reaktion und wunderte sich, Tränen in dessen Augen zu sehen. Mit solch einer Reaktion hätte er nie gerechnet. Das ist ja mal interessant , dachte er.
„Ja, furchtbar. Stimmt es denn, dass Christoph auch ermordet wurde, es grassiert das Gerücht, dass es eventuell Selbstmord war oder sogar ein Unfall? So oder so ist es einfach nur furchtbar. Wer macht denn so etwas?“
Dieter Hoffstedt wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Diese Geste hingegen wirkte auf Simon ein wenig zu aufgesetzt und theatralisch, sodass Simon Zweifel an Hoffstedts Glaubwürdigkeit bekam und dass er hier unter Umständen für dumm gehalten wurde.
„Das versuchen wir gerade herauszufinden, Herr Hoffstedt. Vielleicht können Sie uns dabei helfen. Erzählen Sie mir bitte: Wie gut kannten Sie die Toten?“
„Christoph kannte ich sehr gut, er war wie ein Sohn für mich. Er erinnerte mich immer ein wenig an mich selber, als ich so jung war wie er. Er war voller Elan und seinen Sport liebte er über alles.“
„Sie meinen das Bodybuilding?“, unterbrach ihn Simon.
„Ja“, antwortete Dieter Hoffstedt traurig. „Er hätte sich niemals selbst umgebracht, warum auch, dazu gab es keinen Grund.“
„Und den anderen Jungen, Enzo? Kannten Sie ihn auch?“
„Ja, aber nur flüchtig. Mein Bruder kennt die Kunden, die hier trainieren, besser, er ist für das Praktische beziehungsweise für den sportlichen Teil zuständig. Meine Aufgaben liegen mehr im Bereich der Verwaltung, obwohl, wenn Not am Mann ist, springe ich hier und da auch mal bei Einführungen oder Kursen ein. Eigentlich eher selten.“
„Es ist uns zu Ohren gekommen, Herr Hoffstedt, dass Christoph Stein mit Anabolika experimentiert hat. Wissen Sie etwas darüber? Haben Sie eine Ahnung, wer ihm die Drogen verkauft haben könnte?“ Simon glaubte, Unsicherheit in Dieter Hoffstedts Augen zu erkennen und wartete gespannt auf dessen Antwort.
„Nein“, ein zu schnelles Nein Simons Meinung nach, „davon weiß ich nichts. Auf jeden Fall habe ich die Jungs immer vor dem Zeug gewarnt, da ich als Jugendlicher eigene schlechte Erfahrungen gemacht habe. Und aus diesem Grund weiß ich auch, dass Warnungen oft Schall und Rauch sind, wenn Sie wissen, was ich meine.“
Das wusste Simon nur allzu gut. Mit dieser Antwort jedenfalls war es Dieter Hoffstedt gelungen, sich elegant aus der Affäre zu ziehen, denn in seinen Augen hatte er seine Schuldigkeit getan. Alles andere, so ließ er durchblicken, fiele nicht weiter in seinen Verantwortungsbereich. Was die Jungs außerhalb seines Studios machten, ging ihn nichts an.
Immer schön den Kopf in den Sand stecken , dachte Simon. Hauptsache, die Kohle stimmt .
„Also können Sie mir nicht weiterhelfen. Das ist bedauerlich.“
„Nein, tut mir leid. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe noch jede Menge Arbeit zu erledigen.“
„Einen Moment noch, Herr Hoffstedt, vielleicht können Sie mir bei einer anderen Sache helfen.“ Simon entnahm seiner Brieftasche das Handyfoto mit dem Gesicht der unbekannten Frau und zeigte es Dieter Hoffstedt. „Kennen Sie diese Frau? Haben Sie sie eventuell schon einmal hier gesehen? Oder irgendwo anders?“
Hoffstedt nahm das Foto an sich und betrachtete es interessiert. Keine Regung zeigte sich in seinen markanten Gesichtszügen und doch schien es Simon, dass er etwas zu lange mit der Antwort zögerte.
„Nein, die kenne ich nicht, sorry. War es
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