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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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auf die Welt komme, dann nur, wenn ich mir auch so eine Wach- und Schließanlage leisten kann.“ Simon glaubte, einen leisen ironischen Unterton in Reisers Aussage zu bemerken und grinste. Er wusste, dass materielle Dinge keinen Platz in Reisers Leben hatten, ein gutes Fußballspiel am Abend und ein paar Gläschen Bier dabei machten Reiser zu einem glücklichen Menschen. Na ja, vielleicht gehörten noch ein oder zwei andere Dinge zum Glücklichsein dazu. Diese Art von Luxus, die sie hier vorfanden, stand nicht auf seiner Liste.
    Simon gestand sich ein, dass er Reiser mochte. Wieso er plötzlich darüber nachdachte, entzog sich seiner Kenntnis. Der vorherige feuchtfröhliche Abend mit Reiser hatte ihm ausgesprochen gut gefallen, wenn auch die Nachwehen alles andere als amüsant für ihn gewesen waren. Sie hatten ausschließlich über den Fall diskutiert, jedoch auf einer anderen Ebene, als wenn sie im Dezernat darüber gesprochen hätten. Sie waren entspannter an die Sache herangegangen, viel lockerer.
    Privates war Privates geblieben. Das sollte auch vorerst so bleiben. Obwohl Simon sich oft gewünscht hätte, jemanden zu haben, dem er verschiedene Dinge anvertrauen könnte. Er hatte noch nie einen richtigen Freund gehabt, viele Bekannte, ja, aber einen Freund, nein. Er würde sich wünschen, Jule wäre sein bester Freund, aber das war unmöglich, die Distanz zwischen ihnen unüberwindbar und Jule war sein Sohn, er würde ihm nie alles von sich erzählen.
    Ich kann mich gar nicht an seinen Vornamen erinnern , dachte Simon verblüfft. Für ihn und alle war er immer nur Reiser. Und für manche im Dezernat war er »der Rio«. Simon wusste, dass es ihn fuchste, so genannt zu werden. Ich werde ihn nicht danach fragen, ich will es überhaupt nicht wissen.
    „Mein Mann ist nicht da.“ Die schnippische Stimme aus der Sprechanlage holte ihn zurück aus seinen Gedanken und er ahnte, dass Frau Stein nicht gewillt war, sie in ihr Haus zu lassen.
    „Ich würde Ihnen gerne meine Karte überreichen, Frau Stein, und es wäre nett, wenn Sie Ihrem Mann ausrichten könnten, dass wir da waren und wir ihn bitten, ins Heiligenburger Dezernat zu kommen. Er möchte mich liebenswürdigerweise vorher anrufen, damit wir zu diesem Zeitpunkt auch im Haus sind.“ Sein Tonfall war nach wie vor freundlich und er zeigte ihr die Karte durch das Videoauge. „Wenn Sie so nett wären, kurz aufzudrücken.“
    „Werfen Sie die Karte in den Briefkasten, ich werde es meinem Mann ausrichten. Auf Wiedersehen.“ Damit waren sie entlassen.
    „Puh, was war denn das?“ Reiser grinste. „Die hat ja Haare auf den Zähnen, Halleluja.“
    Gerade als sie die Straße überqueren und frustriert zu ihrem Auto schlendern wollten, kam ihnen ein dunkler Mercedes entgegen, der sich keineswegs an die Höchstgeschwindigkeit von 30 hielt und vor dem Tor der Steinchen Villa mit quietschenden Reifen zum Stehen kam. Simon und Reiser konnten ihm in letzter Sekunde durch einen beherzten Sprung zurück auf den Gehweg ausweichen.
    Der Fahrer der Limousine öffnete das Fenster seines Mercedes und blickte die Herren zerknirscht an.
    „Entschuldigen Sie bitte, meine Herren, habe ich Sie erschreckt?“
    Der erste Eindruck, den die beiden von Hubert Stein bekamen, war vollkommen überraschend. Simon hätte einen elegant gekleideten Mann, der diesem Luxushaus und der Nobelkarosse alle Ehre gemacht hätte, erwartet, stattdessen stieg ein Mann aus dem Wagen, der widersprüchlicher nicht hätte sein können. Sein langes graumeliertes Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden, er trug Jeans, Sportschuhe und ein Hemd mit großen Mustern, das an die 70er-Jahre erinnerte. Auf seiner Nase rankte eine große Hornbrille, diese Art von Brillen, die momentan wieder eine Renaissance erlebten und auch bei jungen Menschen höchst populär waren. Alles an ihm war lässig, aber sie erkannten eine Lässigkeit, die einiges an Geld gekostet hatte. Hubert Stein war ein gutaussehender Mann, sein Alter schätzte Simon auf Mitte vierzig.
    „Nein, erschreckt haben Sie uns nicht, nur beinahe überfahren. Sie haben einen etwas ungewöhnlichen Fahrstil.“ Reiser ging auf Stein zu und zeigte ihm seinen Ausweis. „Sind Sie Hubert Stein?“
    „Ach herrje, die Polizei, jetzt bekomme ich wohl einen Strafzettel? Ich gebe es zu, ich bin ein wenig zu schnell gewesen.“ Ironie lag in seiner Stimme, er schaute zerknirscht und holte seine Geldbörse aus der Gesäßtasche seiner Jeans. Entspannt entnahm er

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