Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
das?“ Er reichte Simon das Foto zurück.
„Noch nicht ganz, würden Sie mir bitte liebenswürdigerweise aufschreiben, wo Sie Samstagvormittag und Sonntagnachmittag waren. Das wäre sehr nett. Bitte so genau wie möglich.“ Er wandte sich der Tür zu. „Ich hole den Zettel dann nachher wieder ab. In der Zwischenzeit, ich hoffe, Sie haben nichts dagegen einzuwenden, spreche ich mit der netten jungen Dame von vorhin. Wie hieß sie gleich? Annabell, nicht wahr? Vielleicht kann ich auch das ein oder andere Wort mit Ihrem Bruder wechseln. Sie sagten ja, er wäre der bessere Ansprechpartner für mich.“ Simon lächelte und machte sich zum Gehen bereit.
„Mein Bruder ist nicht da“, antwortete Dieter Hoffstedt hastig. „Er hat außerhalb zu tun.“
„Ach so, dann richten Sie ihm bitte aus, er möchte uns im Dezernat besuchen.“ Er fügte hinzu: „So schnell wie möglich, bitte. Ich lass Ihnen meine Karte hier.“
Nachdenklich ging Simon zurück in den Fitness-Bereich des Studios und hielt Ausschau nach dem hübschen blonden Mädchen. Vermutlich würde er von ihr mehr erfahren. Er entdeckte sie hinter dem Tresen und sie lächelte ihn an, als er auf sie zuging.
„Sie heißen Annabel, nicht wahr? Verraten Sie mir Ihren Nachnamen?“
„Stein“, antwortete sie, „aber Sie können mich ruhig Annabell nennen, das macht hier jeder so.“
„Stein? Sie sind verwandt mit Christoph Stein, nicht wahr?“
„Ja, schon, allerdings wirklich mehr oder weniger um zehn Ecken. Mein Vater und sein Vater waren Cousins, gleiche Großeltern, glaube ich. Sie hatten nicht so viel miteinander zu tun.“ Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern, als ob sie keinerlei Interesse an ihrer Verwandtschaft hatte. „Familie“, sagte sie verächtlich. „Wer braucht das schon?“
„Für Ihr Alter sind Sie schon recht zynisch, Annabell. Woher kommt das? Haben Sie schlechte Erfahrungen gemacht?“
„Ach was, ist doch nur so dahin gesagt. Nicht wichtig.“
„Sie kannten die zwei Opfer gut. Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?“
„Nein, nicht wirklich.“ Sie schien zu überlegen, was sie ihm sagen konnte und was sie ihm nicht sagen wollte. „Dieter ist in Ordnung, halten Sie sich lieber an seinen Bruder Rainer. Er hat oft mit Enzo rumgehangen. Aber das wissen Sie jetzt nicht von mir, ich möchte nämlich meinen Job behalten, okay? Dieter und Rainer haben sich ziemlich gestritten heute, ich konnte es durch die Tür hören. Um was es ging, habe ich nicht mitbekommen.“ Das nahm ihr Simon nicht ab, aber er sagte nichts. „Sie haben sich schon öfter gestritten, Brüder halt.“
„Haben Sie Geschwister?“, fragte Simon, obwohl die Frage ermittlungstechnisch keinerlei Relevanz hatte.
„Oh, nein, Gott bewahre. Ich bin ein glückliches Einzelkind“, erwiderte sie fröhlich.
Ein Geräusch flatternder Flügel näherte sich plötzlich Simons Ohr. Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite. Annabell grinste ihn an, als er sich ihr zögernd wieder zuwandte.
„Sagen Sie, ich habe nur noch eine Frage, dann sind Sie erlöst.“
„Ja?“ Neugierig schaute sie ihn an.
„Ist das da etwa ein Kakadu auf meiner Schulter?“
„ W ir würden gerne mit Herrn Hubert Stein sprechen."
Simon hasste es, mit Sprechanlagen zu kommunizieren. Diese hier, das erkannte er sofort, lag auf einem höchsttechnischen Niveau und war sogar mit einer schwenkbaren Videokamera ausgestattet, was bedeutete, dass sie gesehen, taxiert und begutachtet wurden, aber sie hatten keine Ahnung von wem. Ein Nachteil, den Simon als äußerst unangenehm empfand.
„Guten Tag. Wir sind von der Kriminalpolizei, mein Name ist Hachenberg und dies ist mein Kollege Reiser.“
Er zeigte dem Auge der Videokamera seinen Ausweis. Stille. Es schien der Person auf der anderen Seite der Sprechanlage die Sprache verschlagen zu haben, denn das einzige, was sie auf ihr Klingeln hin bis jetzt geantwortet hatte, war ein schroffes, in einem etwas herablassenden Ton: „Ja bitte.“
„Hallo, sind Sie noch da? Es wäre sehr nett von Ihnen, wenn Sie die Tür öffnen würden. Wir wären Ihnen sehr dankbar.“ Simon bemühte sich um Freundlichkeit und Gelassenheit, obwohl es ihm sehr schwerfiel, denn sie hatten nicht den ganzen Tag Zeit, und die Dame des Hauses schien es keineswegs eilig zu haben.
„Warten Sie, ich schaue nach, ob er da ist.“ Sie hörten ein Klicken in der Anlage und warteten. Simon schaute Reiser entnervt an, der zuckte nur mit den Schultern.
„Wenn ich noch einmal
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