Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
hatte sich seines Jacketts entledigt. Er nickte zustimmend. Schweigend fuhren sie Richtung Bahnhof. Direkt gegenüber lag die Eisdiele. Sie parkten ihr Auto in der Nähe und bemerkten entsetzt, dass halb Heiligenburg auf die gleiche Idee gekommen war wie sie. Jeder einzelne Tisch auf der Terrasse war besetzt, doch sie hatten Glück, ein junges Pärchen machte Anstalten zu bezahlen. Nachdem sie endlich im Schatten der großen blau-weiß-gestreiften Markise saßen, ihre Bestellung aufgegeben hatten und ihre Getränke vor ihnen standen, brach Reiser das Schweigen.
„Wer hätte das gedacht.“ Reiser trank durstig einen großen Schluck Wasser. „Unsere unbekannte Schöne auf Christoph Steins Handy ist die Frau des reichsten Mannes im Ort. Hat Hubert Stein gewusst, dass seine Frau einen jugendlichen Liebhaber hatte? Wenn ja, wäre das ein verdammt gutes Motiv.“
Simon wischte sich den Schweiß mit der Serviette von der Stirn. Ihm, der sich am liebsten in England, Schottland oder den skandinavischen Ländern aufhielt, bereitete die Hitze wahnsinnige Kopfschmerzen und äußerst lästige Konzentrationsschwäche. Tatsächlich brauchte er alle seine Sinne beieinander, um diese Morde aufzuklären. Schwäche konnte er sich nicht leisten, also riss er sich zusammen.
„Ja, nur wenn seine Frau bestätigt, dass er den ganzen Samstagmorgen zuhause war, hat er auch ein verdammt gutes Alibi.“ Simon zuckte die Schultern, Reiser hingegen war Feuer und Flamme.
„Ha, wenn sie das überhaupt kann. Könnte es vielleicht auch sein, dass Frau Stein einen Grund hatte, sich ihres Liebhabers zu entledigen? Nicht unwahrscheinlich, dass er sie mit den Fotos erpresst hat? Sie ist eine reiche Frau. Dann braucht sie selbst ein Alibi, nicht wahr?“
„Guter Ansatz, Reiser, aber was ist mit dem zweiten Jungen, wie kommt der ins Spiel?“
„Weiß ich noch nicht! Jedenfalls sollten wir so schnell wie möglich mit Frau Stein sprechen und die Dame so richtig in die Mangel nehmen. Jetzt wissen wir auch, warum sie uns nicht hereinlassen wollte. Sie muss von den Fotos gewusst haben, da bin ich mir ganz sicher.“
Die Bedienung kam und brachte für jeden einen riesigen Krokant-Eisbecher mit Schlagsahne.
„Ist das denn zu fassen! Das ist doch mal eine ordentliche Portion. Wow!“
Entzückt genoss Reiser sein Eis.
Simon blickte hinüber zur Haltestelle, als gerade ein Zug einfuhr. Interessiert beobachtete er die Menschen auf dem Bahnsteig. Direkt gegenüber auf der anderen Seite der Schienen konnte er zwischen den Waggons die Rückseite des Gasthauses Steinhof sehen. Links davon ein paar Meter weiter an der Straßenecke befand sich das italienische Bistro „Leonardo“. Genau zwischen diesen beiden Lokalen lag der Blumenladen „Pusteblume“. Als sich die Bahn Richtung Köln in Bewegung setzte und abfuhr, bemerkte er einen dunkelhaarigen Mann, der ihn an irgendjemanden erinnerte. Der Mann betrat den Blumenladen und Simon dachte an die rote Rose, die vor dem Haus der Steins gelegen hatte.
Catherine hatte Rosen nie gemocht. „Sie haben Dornen und verletzen dich“, hatte sie verschmitzt behauptet. Du hast mich auch verletzt , Cath. Wieso dachte er in letzter Zeit immer wieder an sie? Er konnte es sich nicht erklären.
Er schüttelte die Gedanken ab.
„Heute Abend ist die Versammlung, das sollten wir uns nicht entgehen lassen, Reiser.“
„Ich kann nicht, Chef“, druckste Reiser herum, „ich habe heute schon etwas vor. Ich bin heute Abend mit Maike verabredet.“
„Ach ja, das wird gewiss nett, gratuliere.“ Simon freute sich für ihn. Er mochte Maike.
„Ja, ist auch ein wenig dienstlich.“ Simon bemerkte, dass Reiser sich noch nicht ganz sicher war, was er von der Geschichte zu halten hatte. „Sie bringt eine Kopie des Obduktionsberichtes von Christoph Stein mit. Dann wissen wir wenigstens darüber schon mal Bescheid.“
S ie wusste, dass das Abwimmeln der Polizei nur ein kleiner Aufschub war. Sie würden wiederkehren und der Tag der Wahrheit würde kommen, aber jetzt versuchte Viktoria Stein alles daran zu setzen, einigermaßen heil aus dieser Geschichte herauszukommen. Wie sie das anstellen sollte, wusste sie allerdings noch nicht. Sie brauchte mehr Zeit.
Dem Gespräch zwischen den beiden Polizisten und ihrem Mann hatte sie interessiert gelauscht. Vielleicht konnte sie die Erkenntnisse, die sie erfahren hatte, zu ihrem Vorteil nutzen, und möglicherweise gab es etwas in den Unterlagen ihres Mannes, mit denen sie Hubert
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