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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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unter Druck setzen konnte, falls er ihr die Affäre mit Christoph und den Fotos übelnehmen sollte.
    Sie stand am Fenster ihres Arbeitszimmers und beobachtete, wie die beiden Polizisten das Haus verließen. Trotz der starken Hitze fröstelte sie. Erst nachdem sich das Auto in Bewegung gesetzt hatte und losfuhr, drehte sie sich um und ging mit langsamen Schritten die Treppe herab.
    Hubert saß mit steinernem Gesicht in seinem Sessel und rauchte . Er raucht wieder , dachte Viktoria, als sie ihn sah. Er scheint ernste Probleme zu haben, allerdings so etwas wie Mitgefühl konnte sie ihm nicht entgegenbringen.
    „Schön, dass du dich endlich einmal blicken lässt.“ Seine Stimme war ruhig, doch sie erkannte einen Hauch von wachsender Aggressivität. „Sie wollten auch mit dir sprechen. Warum, weiß ich allerdings nicht. Ich habe ihnen alles gesagt, auch dass wir nichts mit dem Tod von Christoph zu tun haben.“
    Viktorias Blick fiel auf die rote Rose, die Reiser auf der Anrichte abgelegt hatte, und wurde blass.
    „Wo ist die Rose her?“, fragte sie.
    Irritiert schaute sich Hubert um.
    „Was für eine Rose? Ach so, die, die lag vor der Tür. Annabell scheint wohl einen neuen Verehrer zu haben.“
    Viktoria sagte nichts.
    „Hier ist die Karte von dem Bullen, du sollst dich morgen bei ihnen melden. Ich muss jetzt los, bin schon viel zu spät dran.“ Er küsste sie nicht zum Abschied. Das tat er schon lange nicht mehr.
    Viktoria blieb alleine zurück in ihrem Wintergarten und nahm vorsichtig die Rose in die Hand. Warum lässt er mich nicht in Ruhe? Ihre Affäre lag schon so viele Jahre zurück und Versprechungen hatte sie ihm auch nie gemacht. Verstehen konnte sie es nicht, aber es beunruhigte sie mehr und mehr. Sie musste einiges klären, das war ihr bewusst. Sie hatte einen Plan, den sie Schritt für Schritt abarbeiten musste. Dann erst konnte sie zur Polizei gehen. Sie drehte sich um und ging in das Arbeitszimmer ihres Mannes.
    Hubert machte es ihr leicht. Alle Unterlagen seiner „Projekte“ waren frei zugänglich, nichts hielt er unter Verschluss. Er war bestimmt der Meinung, dass sie es niemals wagen würde, in sein Allerheiligstes einzudringen.
    Der Ordner „Projekt Wald“ lag ganz oben auf dem Stapel seines Schreibtisches. Viktoria setzte sich in Huberts bequemen Ledersessel und begann zu lesen. Seite für Seite las sie über Gutachten, Beschlüsse, Investitionen und Bürgerproteste, doch nichts in den Unterlagen deutete auf Unregelmäßigkeiten oder illegale Machenschaften hin. Enttäuscht legte sie den Ordner zurück. Fieberhaft suchte sie weiter.
    Wenn ich nur wüsste, wonach ich suchen soll , dachte sie ungeduldig.
    Ordner für Ordner legte sie beiseite. Dann fand sie es. Projekt „Christoph Stein“ lag in ihren Händen. Zitternd vor Aufregung hob sie den Deckel und blätterte die Seiten nacheinander um. Mit jeder weiteren Seite, die sie las, realisierte sie, welch ein Mensch ihr Mann war. Sie erkannte, dass er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht hatte, Christoph zu vernichten. Anfangs gab es Briefe, in denen er höflich gebeten wurde, Huberts großzügiges Angebot anzunehmen und auf sein Vorkaufsrecht zu verzichten. Doch den Antworten wie: „Ich werde dir das verdammte Haus niemals überlassen“ oder „Du kannst mich am Arsch lecken, Hubert“ folgten Briefe, in denen sich ihr Mann mithilfe von Phillip Richter immer neue Schikanen hatte einfallen lassen.
    Fast hätte sie Mitleid für Christoph empfunden, aber der Schmerz und die Enttäuschung, die er ihr zugefügt hatte, wogen schwerer und lasteten auf ihrer Seele. All dies war nicht mehr von Bedeutung. Christoph war tot, sie jedoch musste ihr Leben retten. Dafür war ihr jedes Mittel recht.
    Hat Christoph nicht genau das Gleiche gemacht, als er mich erpresst hat? Wollte er nicht ebenso nur sein Leben schützen und hat auch er keinen anderen Ausweg gesehen? Genauso wie ich jetzt. Ach, Christoph, warum hast du mich nicht einfach nur gefragt?
    Viktoria konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Sie musste sich eingestehen, dass Christoph viel mehr für sie gewesen war als nur eine nebensächliche Liebschaft, wie so viele vor ihm. Sie vermisste ihn und ganz langsam öffnete sie ihr Herz, um zu trauern.
    Gerade wollte sie den Ordner schließen, als sie stutzte. Sie wischte ihre Tränen ab und traute ihren Augen nicht.
    Sie hatte gefunden, was sie brauchte. Dieses kleine Stück Papier war ihre Lebensversicherung. Nur wenige

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