Todesrennen
anzurichten. Machen Sie sich Ihre Kontakte zunutze. Wir sind verdammt wenige, aber wenn wir unsere Verbindungen mit Gesetzesvertretern nutzen und auch mit der Eisenbahnpolizei, mit Informanten, Spielern und Kriminellen, die uns verpflichtet sind, dann können wir vielleicht eine Schutzzone errichten, die in etwa der Reichweite der Colt-Maschinengewehre entspricht, und Frost draußen halten.«
Die große Reichweite der gestohlenen Colt-Gewehre war die eigentliche Gefahr. Bis zu einer Meile Entfernung war die Treffsicherheit der Maschinengewehre absolut tödlich. Aber Frost konnte diese Gefahr nahezu verdreifachen, indem er die Läufe der Maschinengewehre anhob und sich auf indirektes »Steilfeuer« verließ, bei dem die Projektile aus einer Entfernung von etwa viertausendfünfhundert Metern – also etwa drei Meilen – wahllos und ungezielt auf den Gegner herabregneten.
»Das ist nicht so schwierig, wie es klingt«, versicherte Bell den Van-Dorn-Agenten. »Der Sheriff von Fort Worth hilft uns mit einer Truppe vorübergehend ernannter Hilfssheriffs, zu denen auch Ranchhelfer aus der unmittelbaren Umgebung gehören. Sie dürften jeden Fremden auf Anhieb erkennen. Außerdem erhalten wir Unterstützung von Eisenbahnpolizisten. Die Texas & Pacific und die Fort Worth & Denver Line haben uns ihre Mitarbeit zugesichert.«
»Was ist, wenn Harry Frost auf die gleiche Idee kommt und seine eigenen einheimischen Helfer anheuert?«, fragte ein Detektiv aus Los Angeles, der einen cremefarbenen Bowlerhut und eine rosa Krawatte trug und soeben erst aus dem Zug gestiegen war.
Bell sagte: »Was meinst du dazu, Walt?«, und nickte seinem alten Freund »Texas« Walt Hatfield zu, der zu Pferde angereist war.
Schlank wie eine Stahlschiene und dabei außerordentlich zäh wirkend, blinzelte der ehemalige Texas Ranger unter der Krempe seines Stetsons hervor den kalifornischen Dandy an. »Nichts kann Frost davon abhalten, eine wilde Bande zusammenzutrommeln«, erwiderte er gedehnt. »Aber er kann sie nicht durch die Stadt treiben, weil es Typen wären, die jeder Gesetzeshüter kennt. Allerdings, Isaac«, meinte er weiter zu Bell, »Harry Frost zu entdecken wird ihn nicht aufhalten. Nach der Lektüre der Berichte über deine bisherigen Abenteuer schätze ich, dass es nichts gibt, wovor Frost Angst hat. Auch die Hölle würde er wahrscheinlich nur mit einem Eimer Wasser bewaffnet betreten.«
Bell schüttelte den Kopf. »Verlass dich nicht darauf, dass Frost überstürzt oder tollkühn agiert. Wir werden keine wilde Attacke erleben, kein hoffnungsloses Vorwärtsstürmen. Er hat mir ganz klar gesagt, dass er keine Angst hat zu sterben. Aber dazu wird er erst bereit sein, nachdem er Josephine getötet hat.«
Nachdem sie ihre Kameras und Cooper-Hewitt-Lampen im North Side Coliseum aufgestellt hatte, leistete Marion Morgan Isaac Bell in seinem Van-Dorn-Bürowagen Gesellschaft. Bell machte ihr ein Kompliment zu ihrem neuen geschlitzten Reitrock, den sie in einem Kaufhaus in Fort Worth gefunden hatte, das die Modewünsche der reichen Rancherfrauen befriedigte, und fragte dann: »Wie sieht der Hochzeitsort aus?« Da er damit beschäftigt war, die notwendige Schutzzone einzurichten, wartete das Innere der Halle noch darauf, von ihm inspiziert zu werden.
Marion lachte. »Erinnerst du dich, wie er die Räumlichkeiten beschrieben hat?«
»›Der aufregendste, großzügigste Festsaal der gesamten westlichen Hemisphäre‹?«
»Ein Wort hat er allerdings ausgelassen: ›Viehhalle‹. Die aufregende und großzügige Viehhalle ist der Ort, an dem die alljährliche Viehausstellung der National Feeders and Breeders veranstaltet wird. Josephine musste so heftig lachen, dass ihr die Tränen kamen.«
»Sie ist die Tochter eines Milchfarmers.«
»Und sie sagte: ›Ich heirate in einem Kuhstall.‹ Tatsächlich ist es ein stattliches Gebäude. Es gibt sehr viel Licht für die Kameras. Das Dach besitzt zahlreiche Oberlichter, und außerdem ist genug elektrischer Strom für meine Lampen vorhanden. Ich komme also bestens zurecht. Und wie sieht es bei dir aus?«
»Innenräume lassen sich einfacher überwachen«, sagte Bell.
Als er die Halle besichtigte, stellte er fest, dass sie tatsächlich eine sehr kluge Wahl war – mit ausgedehnten Gleisanlagen für die Hilfszüge und die Privatzüge der Hochzeitsgäste sowie Viehpferchen, die schnell abgebaut werden konnten, um für die Flugmaschinen Platz zum Starten und Landen zu schaffen.
Nach eintausend
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