Todesrennen
Moser die Gelegenheit, Bells Gnome-Motor vollständig auseinanderzunehmen und ihn gesäubert, auf Hochglanz poliert, optimiert und perfekt justiert wieder zusammenzusetzen.
Joe Mudds Maurer, Zimmerleute, Stuckateure und Lokomotivheizer zerlegten den Motor der Liberator ebenfalls in sämtliche Einzelteile und fanden schließlich das geborstene Kupferrohr, das die Ursache des Öllecks war, wodurch die rot lackierte Maschine sich immer wieder schwarz färbte.
Der Russe Dmitri Platow leitete Steve Stevens’ Mechaniker bei einem weiteren vergeblichen Versuch an, die beiden Motoren des Doppeldeckers auf Dauer zu synchronisieren. Als Stevens sich beschwerte und damit drohte, jedem den Lohn zu kürzen, ließ der gewöhnlich stets so freundliche und hilfsbereite Thermo-Maschinen-Erfinder alles stehen und liegen, um Josephine zu helfen, den Zylinderkopf von ihrem Antoinette-Motor abzunehmen und ein undichtes Ventil zu ersetzen.
Isaac Bell sah ihnen zu. Platow redete mit drängender, leiser Stimme auf sie ein. Bell fragte sich, ob sie mit dem Russen über den Heiratsantrag Whiteways diskutierte – ein seltsamer Gedanke, aber ihre Unterhaltung erschien so eindringlich. Immer wenn er sich ihnen wie zufällig näherte, um mehr zu verstehen, verstummten sie.
»Warum schleicht Detektiv Bell ständig um uns herum?«, fragte Marco Celere und winkte Bell freundlich mit seinem Dmitri-Platow-Rechenschieber.
»Er passt auf mich auf.«
»Er wird sich doch wohl in Gegenwart des freundlich gesonnenen Dmitri Platow keine Sorgen wegen deiner Sicherheit machen?«
»Ich glaube, er macht sich wegen allem Sorgen«, sagte Josephine.
Celere begann, das alte Zylinderkopfventil vom Motorblock von Josephines Antoinette-Maschine abzuhebeln. »Du wirkst heute irgendwie gereizt, meine Liebe.«
»Tut mir leid. Mir geht so viel durch den Kopf.«
»Angefangen mit Whiteways Heiratsantrag?«
»Was denkst du denn?«, erwiderte sie düster.
»Ich denke, du solltest ihn heiraten.«
»Marco!«
»Es ist mein Ernst.«
»Marco, das ist ja grässlich. Wie kannst du wünschen, dass ich einen anderen Mann heirate?«
»Er ist mehr als ›ein anderer Mann‹. Er ist der reichste Zeitungsverleger von Amerika. Er und sein Geld könnten für dich sehr hilfreich sein. Und für mich auch.«
»Was ist daran gut für uns, wenn ich ihn heirate?«
»Du würdest ihn wegen mir verlassen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
»Marco, es macht mich unglücklich, mir vorzustellen, dass du möchtest, dass ich mit ihm zusammen bin.«
»Nun, ich erwarte, dass du die Flitterwochen bis nach dem Rennen verschiebst. Du könntest das sicherlich damit begründen, dass du dich darauf konzentrieren musst, das Rennen zu gewinnen.«
»Und was ist mit der Hochzeitsnacht?«
»Keine Sorge, ich lasse mir was einfallen.«
Der Wind legte sich. Der Wetterdienst gab Meldungen heraus, dass es für ein paar Stunden windstill bleiben würde. Am späten Nachmittag verließen die Rennteilnehmer die Morris County Fairgrounds. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit landeten alle sicher in Wichita, wo Preston Whiteway in dramatischer Pose ins grelle Licht der Cooper-Hewitt-Quecksilberdampflampen von Marion Morgans Picture-World-Produktion trat.
Marions Assistenten kurbelten an zwei Kameras. Die zweite war ein zusätzlicher Kostenfaktor, den zu tragen Whiteway sich bis zu diesem Augenblick geweigert hatte – trotz Marions Hinweis, dass zwei Kameras interessante Perspektiven zeigen konnten, die vielleicht zusätzliche Zuschauer anlocken würden. Eine Kamera war auf den Verleger gerichtet, die andere hielt die Reaktionen der Zeitungsreporter fest.
Morgen, verkündete Whiteway, würde ein offizieller freier Tag eingeschoben werden. Er würde bei der auf fünfzig Tage begrenzten Renndauer nicht mitgezählt werden. »Morgen veranstalte ich die größte Party, die der Staat Kansas jemals erlebt hat, um meine Verlobung mit Miss Josephine Josephs – Amerikas Sweetheart der Lüfte – zu feiern.«
Marion Morgan blickte auf ihrem Platz zwischen den Kameras hoch und wechselte einen erstaunten Blick mit Isaac Bell. Bell schüttelte ungläubig den Kopf.
Ein Korrespondent des San Francisco Inquirer war entsprechend präpariert worden zu fragen: »Wann findet die Hochzeit statt, Mr. Whiteway, Sir?« Andere Whiteway-Angestellte fragten weisungsgemäß: »Müssen wir warten, bis das Rennen beendet ist?«
»Josephine will davon nichts wissen«, antwortete der Zeitungsverleger mit dröhnender
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