Todesrennen
Taft.«
»Oder Steve Stevens.«
Sie lachten. Marion musterte sie eingehend und fragte: »Ziehen Sie es denn in Erwägung?«
»Überhaupt nicht. Ich liebe ihn nicht. Ich meine, ich weiß, dass er mir Aeroplane kaufen wird. Er hat jedenfalls erklärt, er werde mir Flugzeuge kaufen, zumindest bis wir Kinder haben. Dann möchte er, dass ich mit dem Fliegen aufhöre.«
»Du lieber Himmel«, sagte Marion. »Preston ist ein noch größerer Narr, als ich gedacht hatte.«
»Ich glaube nicht, dass ich ihn heiraten sollte … oder meinen Sie doch?«
Marion zuckte die Achseln. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie müssen ganz allein wissen, was Sie wollen.«
»Sehen Sie, wenn ich die fünfzigtausend Dollar gewinne, dann habe ich mein eigenes Geld. Dann kaufe ich mir eigene Flugzeuge.«
Marion schüttelte den Kopf. »Liebes Kind, wenn Sie das Überland-Luftrennen gewinnen, dann werden die Leute Schlange stehen, um Ihnen ihre Flugzeuge zu schenken.«
»Wirklich?«
»Ich bin mir ganz sicher. Sie wissen, dass ihre Kunden am liebsten Maschinen kaufen, mit denen Sie fliegen. Daher hatte die Überlegung, Preston zu heiraten, gar nichts mit Flugmaschinen zu tun, nicht wahr?«
»Wenn ich gewinne.«
»Isaac sagt, Sie zweifeln nicht daran zu gewinnen. Und«, fügte sie abermals lachend hinzu, »er zweifelt auch nicht daran, dass Sie gewinnen. Er hat immerhin dreitausend Dollar auf Sie gesetzt.«
Geistesabwesend nickte Josephine und blickte aus dem Fenster des Eisenbahnwagens. Der Wind brachte noch immer die Scheibe zum Klirren. Sie schloss die Augen und formte mit den Lippen Worte, dann presste sie die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Sie wollte reden, dachte Marion. Es schien, als ob Prestons Antrag sie zwinge, über Dinge nachzudenken, von denen sie lieber gar nichts wissen wollte.
»Was ist es?«, fragte sie. »Was bedrückt Sie wirklich?«
Josephine schürzte die Lippen und atmete zischend aus. »Können Sie ein Geheimnis bewahren?« Ein verzweifeltes Flehen lag in ihren haselnussbraunen Augen, als sie Marion beschwörend ansah.
»Nein«, antwortete Marion, »das kann ich nicht. Nicht vor Isaac.«
Josephine verdrehte die Augen. »Warum sind Sie so ehrlich, Marion?«
»Es ist mir so lieber«, antwortete Marion. »Was wollen Sie mir denn erzählen?«
»Nichts … Als ich sah, wie Marco erschossen wurde, war ich furchtbar überrascht.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Es war das Letzte, was ich erwartet hätte.«
»Und dann«, vertraute Marion Morgan Isaac Bell an, »habe ich alles vermasselt. Anstatt meinen vorlauten Mund zu halten, während sie ihre Gedanken ordnete, sagte ich so etwas Schwachsinniges wie ›Wer erwartet auch schon, zusehen zu müssen, wie der eigene Ehemann einen Freund erschießt?‹, und danach war Josephine verschlossen wie eine Auster.«
»Das Letzte, was sie erwartet hätte«, meinte Bell nachdenklich, »das bedeutet doch, dass sie etwas ganz anderes erwartet hat. Als ob sie irgendetwas im Schilde führte, wie Harry Frost gesagt hat … Wird sie Preston denn heiraten?«
»Sie meinte schließlich nein, absolut nicht.«
»Wird sie es sich anders überlegen?«
»Nur wenn sie befürchten müsste, dass sie das Rennen doch nicht gewinnt.«
»Weil sie dann auf die fünfzigtausend Dollar verzichten müsste und Preston reich ist?«
»Du hättest sehen sollen, wie ihre Augen aufleuchteten, als ich ihr erklärte, dass die Erfinder Schlange stehen und ihr die Aeroplane geradezu aufdrängen würden. Ich glaube, sie hatte noch nie zuvor an so etwas gedacht. Sie denkt nicht sehr weit voraus. Sie würde alles tun, um weiter fliegen zu können. Wenn es sein muss, würde sie auch Preston heiraten. Aber nur wegen der Flugmaschinen. Sie ist nicht der Typ Frau, der sich einen Stall voll Kinder, Schmuck und ein schönes Haus wünscht.«
»Was mich zu der Frage bringt«, sagte Isaac Bell und schloss Marion in die Arme, »wann eigentlich wirst du mich heiraten?«
Marion betrachtete den Smaragd an ihrem Finger. Dann blickte sie ihm lächelnd in die Augen. Sie fuhr mit der Fingerspitze über seinen goldblonden Schnurrbart und küsste ihn auf den Mund. »In dem Moment, in dem du darauf bestehst. Du weißt, dass ich alles für dich tun würde. Aber bis dahin bin ich sehr, sehr glücklich und absolut damit zufrieden, deine Verlobte zu sein.«
Der Kansas-Wind pfiff den ganzen Tag und die ganze Nacht bis weit in den nächsten Vormittag hinein.
Da niemand den Flugbetrieb aufnahm, nutzte Andy
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