Todesrennen
Lächelns. »Wie ich Ihnen vorhin schon geraten hatte, brauchen Sie eine Detektei mit Außenstellen, die sich quer über den Kontinent ziehen.«
Isaac Bell nahm den Hut ab und sagte mit ernster Stimme: »Wir sind durchaus der Auffassung, dass Ihr Überlandrennen wichtig ist, Preston. Die Vereinigten Staaten hinken, was den Langstreckenflug betrifft, weit hinter Frankreich und Italien hinterher.«
Whiteway nickte zustimmend. »Temperamentvolle Ausländer wie die Franzosen und die Italiener begeistern sich fast von Natur aus für die Fliegerei.«
»Aber die eher gemütlichen Deutschen und die schwerfälligen Briten sind auf diesem Gebiet mittlerweile ebenfalls erfolgreich«, stellte Bell mit einem Anflug von Spott fest.
»Da die Kriegsgefahr in Europa wächst«, fügte Van Dorn hinzu, »ist das Militär der verschiedenen Nationen inzwischen bereit, jeden Preis für eine Flugtechnik zu zahlen, die sich auf dem Schlachtfeld einsetzen lässt.«
Whiteway meinte salbungsvoll: »So ist es nun mal, zwischen kriegslüsternen Königen und Autokraten und uns friedliebenden Amerikanern liegen Welten.«
»Umso mehr ist das ein Anlass«, sagte Isaac Bell, »für ›Amerikas Sweetheart der Lüfte‹, unsere Nation auf eine neue, höhere Ebene über die heldenhaften Taten der Wright-Brüder und anderer fliegender Draufgänger, die an sonnigen Tagen die Zuschauermassen umkreisen, hinauszuheben. Und so wie Josephine die Vereinigten Staaten voranbringt, fördert sie auch das neue Feld der Luftfahrt.«
Bells Worte gefielen Whiteway, und Van Dorn bedachte seinen Chef-Ermittler mit einem bewundernden Blick, weil es ihm so grandios gelungen war, einem potentiellen Kunden Honig ums Maul zu schmieren. Aber Isaac Bell meinte durchaus, was er sagte. Um Flugzeuge zu einem schnellen, zuverlässigen Transportmittel zu machen, mussten sich ihre Lenker bei Wind und Wetter über die einsamen Weiten Amerikas kämpfen.
»Harry Frost darf dieses grandiose Rennen nicht zum Scheitern bringen.«
»Schließlich steht die Zukunft der Luftfahrt auf dem Spiel. Und natürlich das Leben der jungen Aviatrice.«
»Na schön!«, sagte Whiteway endlich. »Sorgen Sie dafür, dass die Nation von Küste zu Küste lückenlos überwacht wird. Und zum Teufel mit den Kosten.«
Van Dorn streckte die Hand aus, um das Geschäft mit einem Händedruck zu besiegeln. »Wir werden es sofort in Angriff nehmen.«
»Oh, da ist noch etwas …«, bemerkte Whiteway.
»Ja?«
»Die Truppe Detektive, die Josephine beschützt?«
»Handverlesen. Das versichere ich Ihnen.«
»Die Männer müssen alle verheiratet sein.«
»Natürlich«, sagte Van Dorn. »Das versteht sich von selbst.«
Als sie in Bells Automobil die Market Street hinunterröhrten, strahlte Van Dorn übers ganze Gesicht und kicherte belustigt. »Verheiratete Detektive?«
»Das klingt, als hätte Josephine einen eifersüchtigen Ehemann gegen einen eifersüchtigen Sponsor eingetauscht.«
Isaac Bell verkniff sich, den Gedanken auszusprechen, dass dieses angeblich naive Mädchen vom Land ganz gezielt von einem reichen Ehemann, der ihre Flugmaschinen bezahlt hatte, zu einem reichen Zeitungsverleger übergewechselt war, damit er ihr die nötigen Flugmaschinen finanzierte. Offenbar war sie eine klar denkende junge Frau, die stets bekam, was sie wollte. Er freute sich schon darauf, sie kennenzulernen.
Van Dorn sagte: »Ich hatte den Eindruck, dass Whiteway Frost lieber hängen als eingesperrt sehen würde.«
»Sie werden sich entsinnen, dass Whiteways Mutter – eine ausgesprochen energische Frau – Artikel über die Unmoral der Scheidung schreibt, die Whiteway in den Sonntagsbeilagen seiner Blätter veröffentlichen muss. Falls Preston tatsächlich von einer Ehe mit Josephine träumt, wird er das Hängen sicherlich vorziehen, um sich den Segen seiner Mutter – und damit sein Erbe – zu sichern.«
»Ich würde Josephine liebend gern zur Witwe machen«, knurrte Van Dorn. »Das ist das Mindeste, das Harry Frost verdient hätte. Nur müssen wir ihn dazu erst einmal fangen.«
Isaac Bell sagte: »Darf ich vorschlagen, dass Sie den Schutz Josephines in Archie Abbotts Hände legen? Es dürfte in ganz Amerika keinen Detektiv geben, der glücklicher verheiratet ist.«
»Er wäre ein Narr, wenn er es nicht wäre«, erwiderte Van Dorn. »Seine Frau ist nicht nur bemerkenswert attraktiv, sondern auch noch sehr reich. Ich frage mich oft, weshalb er überhaupt noch für mich arbeitet.«
»Archie ist ein erstklassiger
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