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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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hunderter Patienten verschaffte. Bell war froh, dass er Joe Van Dorns Warnung vor kleinen Napoleons beherzigt und sich auf dieses Gespräch vorbereitet hatte.
    »Ich weiß nicht, ob es zweckmäßig ist, wenn Sie Miss Di Vecchio heute Nachmittag einen Besuch abstatten«, sagte Ryder.
    »Sie und ich haben heute Vormittag lange miteinander telefoniert«, erinnerte ihn Bell. »Sie erklärten sich mit einem Treffen mit Miss Di Vecchio einverstanden.«
    »Der Geisteszustand eines Patienten entspricht nicht immer den Ansprüchen und Absichten eines Besuchers. Eine Begegnung zur falschen Zeit könnte für Sie beide von Nachteil sein.«
    »Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen«, sagte Bell.
    »Ah, aber was ist mit der Patientin?«
    Isaac Bell blickte Dr. Ryder in die Augen. »Klin gelt es bei Ihnen, wenn Sie den Namen Andrew Rubenoff hören?«
    »Hört sich an wie ein Jude.«
    »Er ist tatsächlich Jude«, antwortete Bell mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. Jegliche religiöse Engstirnigkeit war ihm verhasst, wodurch es für ihn zu einem noch größeren Vergnügen würde, Ryder in seine Schranken zu weisen. »Und ein feiner Mensch dazu. Außerdem ein hervorragender Klavierspieler.«
    »Ich fürchte, ich kenne diesen, äh, Gentleman nicht.«
    »Mr. Rubenoff ist Bankier. Er ist ein alter Freund meines Vaters. Für mich fast so etwas wie ein Onkel.«
    »Ich habe keinen Bankier namens Rubenoff. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen …«
    »Es überrascht mich nicht, dass Sie Mr. Rubenoff nicht kennen. Seine Kunden kommen aus den aufstrebenden Bereichen der Automobilfabrikation und der Produktion beweglicher Bilder. Aber aus einer gewissen Sentimentalität heraus gestattet er seinen Holdinggesellschaften die Beteiligung an einigen kleineren, konventionelleren Bankinstituten und erwirbt sogar gelegentlich die eine oder andere Bank. Tatsächlich hat ›Onkel Andrew‹ mich gebeten, einer dieser Banken in Ihrer Nachbarschaft in seinem Namen einen Besuch abzustatten. Ich glaube, es ist die First Farmers Bank of Pittsfield.«
    Dr. Ryder erbleichte.
    Bell sagte: »Die Jungs in der Recherche-Abteilung der Van Dorn Detective Agency fördern manchmal die seltsamsten Informationen zu Tage. First Farmers of Pittsfield stellte Ihre Hypothek bereit, Dr. Ryder, verbunden mit dem Recht, das Darlehen sofort fällig zu stellen, wenn der Wert des Pfandes deutlich sinkt, was auf die meisten privaten Pflegeheime inklusive des Ryder Private Asylum for the Insane zutrifft, da ihnen die neuen vom Staat betriebenen Einrichtungen eine Anzahl Patienten wegnehmen. Meine Begegnung mit Miss Di Vecchio wird in einer sauberen, gemütlichen, hellen Umgebung stattfinden. Ihre privaten Räumlichkeiten, die sich, soweit ich verstanden habe, im obersten Stockwerk befinden, sind dafür sicher ideal.«
     
    Danielle Di Vecchio raubte Bell glatt den Atem. Sie betrat Ryders gediegenes Domizil zögernd, fast ein wenig furchtsam – verständlicherweise, dachte Bell –, aber auch neugierig. Sie war eine hochgewachsene, stattliche, sehr schöne Frau in einem abgetragenen weißen Kleid, hatte langes schwarzes Haar und riesengroße dunkle Augen.
    Bell nahm den Hut ab und gab der begleitenden Krankenschwester ein Zeichen, sie allein zu lassen und die Tür hinter sich zu schließen. Er streckte die Hand aus. »Miss Di Vecchio. Danke, dass Sie mich empfangen. Mein Name ist Isaac Bell.«
    Er sprach sanft und leise eingedenk der Tatsache, dass sie sich auf Gerichtsbeschluss in Sicherheitsverwahrung befand, weil sie einen Mann mit einem Messer angegriffen hatte. Ihr Blick, der durch den Raum wanderte und die Möbel, Teppiche, Wandgemälde und Bücher registrierte, richtete sich auf ihn.
    »Wer sind Sie?« Ihr Akzent war italienisch, ihre englische Aussprache sauber und präzise.
    »Ich bin Privatdetektiv und untersuche die Schüsse auf Marco Celere.«
    »Ladro! «
    »Ja. Weshalb nennen Sie ihn einen Dieb?«
    »Er hat gestohlen«, antwortete sie einfach und direkt. Ihr Blick wanderte zum Fenster, und die Art und Weise, wie sich ihr Gesicht aufhellte, verriet Isaac Bell, dass sie seit langem nicht mehr vor die Tür gekommen war und grüne Bäume, Gras und den blauen Himmel wahrscheinlich nicht einmal mehr von weitem gesehen hatte.
    »Warum setzen wir uns nicht ans Fenster?«, fragte Bell und ging langsam dorthin. Sie folgte ihm vorsichtig und wachsam wie eine Katze, aber zugleich von dem Wunsch getrieben, sich von der Brise streicheln zu lassen, die die Vorhänge

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